Kempes Fehlschuss: Die Club-Knackpunkte in Berlin

21.3.2017, 18:11 Uhr
Was wäre wenn? Der Club von Tobias Kempe hat in einem wie immer konjunktivfreien Fußballspiel mit 0:1 verloren.

© Sportfoto Zink / DaMa Was wäre wenn? Der Club von Tobias Kempe hat in einem wie immer konjunktivfreien Fußballspiel mit 0:1 verloren.

"Wir sind gut reingekommen ins Spiel", sagte Tobias Kempe im Anschluss an Nürnbergs Auftritt an der Alten Försterei. Der Rechtsfuß sprach von einer Partie, aus welcher sein Club vielleicht nicht als Verlierer herausgekommen wäre, wenn Kempe in der neunten Minute noch ein bisschen mehr richtig gemacht hätte.

Nachdem dieser sich selbst gekonnt in Schussposition gebracht hatte, jagte Nürnbergs Außenbahn-Akteur das Spielgerät aber über den Köpenicker Kasten. "Die muss ich machen, dann läuft es vielleicht anders", schimpfte Kempe nach Spielende wohlwissend, dass er da eine gute Torgelegenheit ausgelassen hatte.

Die Werte aus der Wuhlheide

Dass der FCN den Berlinern über weite Strecken der Partie erfolgreich Paroli bot, wird auch in den aus der Wuhlheide übermittelten Werten deutlich. In vielen Statistiken war der Club mit Union gleichauf. Er gewann mehr Zweikämpfe als die Berliner (53 zu 47 Prozent), eroberte den Ball einmal häufiger als die Hauptstädter - 58 Mal insgesamt, um genau zu sein.

In anderen Kategorien hatten derweil die Hausherren die Nase vorn: Beim prozentual erfassten Ballbesitz etwa (54 zu 46), bei den Torschüssen (11 zu 9) oder - und das sogar deutlich - bei den gespielten Pässen (413 zu 342) oder den herausgearbeiteten Ecken (11 zu 4). Doch Zahlen allein geben nur bedingt Auskunft darüber, warum eine Partie wie die am Montagabend ausgeglichen war. Warum auch der Club Siegchancen hatte. Und warum die Partie schließlich doch zugunsten von Berlin ausging, das durch den dreifachen Punktgewinn nun von der Spitze des Zweitliga-Klassements grüßt.

Kurzzeitiger Polterabend

Der Club machte in der Hauptstadt über nahezu die komplette Spielzeit hinweg einen soliden und ausbalancierten Eindruck. In der Defensive überzeugte er mit konzentrierter und couragierter Dienstverrichtung und guter Raumaufteilung, sodass die Eisernen erst nach einer knappen halben Stunde die Partie stärker in ihre Richtung biegen konnten. Drei Abschlüsse von Sebastian Polter, der früher auch einmal für Nürnberg stürmte und mit fünf Annäherungsversuchen die meisten Torschüsse verbuchen sollte, verdeutlichten in dieser Phase, dass anfangs abwartend und teilweise spröde agierende Berliner nun gewillt waren, eine Schippe draufzulegen.

Doch der FCN hielt den Hauptstädtern stand. Und hatte in dem jetzt intensiveren Duell auch selbst seine Möglichkeiten. Mit einer Mannschaft, die - wie Michael Köllner im Anschluss auf der Pressekonferenz erklären sollte, mit einer Mannschaft, "die in dieser Konstellation noch nie gepielt hat" und einer "eingespielten Mannschaft" begegnete.

Die Formation, die Nürnbergs Interimscoach dabei wählte, überraschte dabei durchaus. Köllner, der sich vor gar nicht langer Zeit noch öffentlich gefreut hatte, mit Mikael Ishak, Tim Matavz und Dominic Baumann drei echte Neuner im Team zu haben, ließ gegen Union zunächst ohne gelernten Mittelstürmer spielen. Möhwald agierte im 4-1-4-1 als falsche Neun, sollte mit seiner Ballgewandtheit die eiserne Defensivreihe beschäftigen und so Räume für Salli und Kempe schaffen. Dies gelang nicht immer, aber zum Teil. Während der Kameruner in der ersten Hälfte mit einem Kunstschuss beinahe Köpenick-Keeper Daniel Mesenhöler überlistet hätte, zielte Kempe in der 64. Minute knapp am Berliner Gehäuse vorbei.

Hosiner ist drin, Drees raus

In der zweiten Hälfte hatte ein weiterhin kampfstarker Club, bei dem Hanno Behrens mit 19 Direktduellen die meisten Zweikämpfe für sich entschied, die Partie weitgehend im Griff - und wirkte im Spiel nach vorne oft sogar ein wenig gefälliger als Mitte der zweiten Hälfte fahrige und fehlerbehaftete Hausherren. Doch war auf einmal Philipp Hosiner drin – der Österreicher wurde Polter als Stürmer zur Seite gestellt. Und Jochen Drees, der Schiedsrichter, aufgrund von Oberschenkelproblemen raus. Als der Referee nach einer Behandlungspause wieder auf dem Feld war, nahm die Partie Fahrt auf. Polter traf von der Sechzehnermarkierung aus den linken Pfosten (81.).

Auf der Gegenseite schaffte es Mikael Ishak bei einem äußerst vielverprechenden Konter nicht, den Ball zum mitgelaufenen Möhwald zu bringen (82.). Wieder nur eine Minute später schepperte es im Club-Kasten. Nach einem der wenigen mit Tempo und Präzision vorgetragenen Berliner Angriffen, beförderte Hosiner den Ball in die Maschen. Es war die Entscheidung in einer Partie, die in der neunten Minute vielleicht auch einen anderen Verlauf hätte nehmen können.

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