Köllners Alleskönner: Lernprozess für Löwen

25.10.2017, 05:57 Uhr
Formschwankungen: Nicht nur in diesem Kopfballduell war Club-Profi Eduard Löwen am Sonntag unterlegen.

Formschwankungen: Nicht nur in diesem Kopfballduell war Club-Profi Eduard Löwen am Sonntag unterlegen.

Als Eduard Löwen am Sonntag schon nach 70 Minuten Dienstschluss hatte, war das für den 20-Jährigen eine ziemlich ungewohnte Erfahrung. Zuletzt war Löwen bei seinem Zweitliga-Debüt am 12. März gegen Bielefeld ausgewechselt worden, danach ging Nürnbergs Senkrechtstarter in 18 von 20 Punktspielen über die volle Distanz. In dieser Saison hatte der Jungprofi bislang lediglich das Heimspiel gegen Union Berlin verpasst – wegen einer Zerrung. Auf mehr Einsatzzeit bringen es beim Club aktuell nur Hanno Behrens, Enrico Valentini und Tim Leibold.

Ganz nebenbei absolvierte Löwen jüngst auch noch zwei 90-Minuten-Einsätze in der deutschen U 20-Auswahl. Dass ein junger Spieler diesen Belastungen irgendwann Tribut zollen muss, kommt kaum überraschend. Schon im Heimspiel gegen Bielefeld hatte Löwen mit einem fatalen Ballverlust als letzter Mann die 1:2-Niederlage eingeleitet, beim 2:1-Sieg gegen Dynamo Dresden nun wirkte der Dauerbrenner über weite Strecken doch ziemlich überspielt. Löwen, diesmal im linken Mittelfeld aufgeboten, agierte seltsam fahrig und unkonzentriert; Fehlpässe, leichte Ballverluste und technische Schnitzer prägten das Spiel des sonst so abgeklärten Allrounders, der fußballerische Eleganz mit körperlicher Robustheit und hoher Flexibilität verbindet.

Auch Michael Köllner räumte ein, dass sein erklärter Lieblingsschüler in der ersten Halbzeit "ein Katastrophenspiel" gemacht habe, dennoch sei er für die Mannschaft "in gewissen Phasen" eben unverzichtbar. "Wer eine Auswechslung zur Halbzeit fordert, hat keine Ahnung vom Fußball", reagierte der Trainer pikiert auf derlei Kritik aus Fankreisen und erinnerte daran, dass nach den Ausfällen von Ondrej Petrak und Georg Margreitter mit Lukas Mühl und Ewerton nur noch zwei Innenverteidiger zur Verfügung standen. Hätte sich einer von beiden verletzt, wäre Löwen nach hinten beordert worden, ebenso bei einer taktisch bedingten Umstellung auf Dreierkette. "Ich muss mir doch alle Optionen offenhalten und alles dafür tun, dass die Mannschaft erfolgreich ist", betonte Köllner. Prinzipiell müsse "ein junger Spieler, der vorankommen will, das Vertrauen des Trainers spüren" – auch wenn es mal nicht so läuft: "Da muss Edu durch, das gehört dazu und ist auch ein Lernprozess."

"Eigentlich jede Woche überrascht"

Dass Löwens Leistung unter den ständigen Rochaden leiden könnte, mag Köllner nicht glauben. Gerade diese Variabilität mache das Talent so wertvoll, zudem werde in der Trainingswoche alles akribisch vorbereitet: "Er erfährt ja nicht erst Sonntagmittag, wo er spielen muss." Löwen selbst hat es längst aufgegeben, über sein Einsatzgebiet zu grübeln. Überrascht sei er eigentlich jede Woche, gestand er kürzlich schmunzelnd, "aber ich freue mich einfach, dass ich spielen darf."

Auch in der zweiten Runde des DFB-Pokals am Mittwoch beim VfL Osnabrück (18.30 Uhr, Live-Ticker bei nordbayern.de) wird Löwen wohl keine Verschnaufpause erhalten. Personelle Experimente schloss Köllner aus, "wir wollen ja weiterkommen." Und dafür braucht der Club auch an der Bremer Brücke seine bewährte Allzweckwaffe.

Keine Kommentare