Mach's Judt, Juri: Jetzt ist endgültig Schluss

3.8.2016, 12:03 Uhr
Augen zu und durch! So wird auch Ibrahima Traoré Gegenspieler Juri Judt wohl in Erinnerung behalten.

© dpa Augen zu und durch! So wird auch Ibrahima Traoré Gegenspieler Juri Judt wohl in Erinnerung behalten.

Im Kloster hat Juri Judt sein Seelenheil nicht gefunden. Vor kurzer Zeit erst war der Ex-Nürnberger beim SV Seligenporten als Blockbuster-Transfer präsentiert und absoluter Führungsspieler eingeplant worden. Und nun - wenige Wochen später - ist das Engagement des Defensiv- und Mittelfeldallrounders beim Regionalligisten schon wieder vorbei.

Ausbildung statt Liga-Alltag

Judt hat die Klosterer um die umgehende Auflösung seines Arbeitskontrakts gebeten. Er wird nicht mehr für den SVS spielen - und auch für keinen anderen Verein im höherklassigen Bereich. Der gebürtige Kasache, der vor seinem Abschied vom Club zu den dienstältesten Profis gehörte, will sich fortan ganz auf eine Ausbildung als Verwaltungswirt konzentrieren, die er im September beginnt.

Bereits vor seinem Dienstbeginn in der Oberpfalz hatte Judt aus der gleichen Überlegung heraus sein Karriereende in Betracht gezogen – und dabei zugleich einen größeren Fokus auf die Familie betont. Er wolle "keine halben Sachen machen", erklärt der 30-Jährige nun der Mittelbayerischen und schiebt als Begründung für seinen Entschluss einige ausführende Sätze hinterher. "Wenn ich etwas mache, dann hundertprozentig. Aber ich habe gemerkt, dass das für mich so nicht geht. Ich ziehe meinen Hut vor allen Jungs, die die Arbeit und das Fußballspielen parallel meistern." Judt weiter: "Die Entscheidung ist mir nicht leicht gefallen. Ich habe viel mit meiner Familie darüber geredet. Letztlich ist die Entscheidung bereits in den vergangenen Wochen in mir gereift".

"Mir ist klar, dass das blöd wirkt"

Den letzten Satz hat Judt sicherlich mit Bedacht gewählt. Denn sein Nun-Ex-Arbeitgeber, der SV Seligenporten, bekommt in Deutschlands vierthöchster Liga derzeit ordentlich auf die Backen. Mit dem 0:12 gegen die Zweitvertretung des FC Augsburg jedenfalls habe sein Abschied nichts zu tun, versichert der Ex-Profi wohl auch deshalb. "Mir ist klar, dass das nach außen blöd wirkt, weil manche Leute denken könnten, ich renne weg. Aber meine Entscheidung ist schon in den letzten Wochen gefallen, als ich gemerkt habe, dass ich nicht mehr hundert Prozent geben kann", erläutert Judt.

Beim 1. FC Nürnberg hatte Juri - trotz spielerischer Grenzen - früher eigentlich immer hundert Prozent gegeben. Nachdem Judt in der Zweitliga-Saison 2005/06 bei der SpVgg Greuther Fürth erste Profi-Erfahrungen gesammelt hatte, war er im Sommer 2008 in die Nachbarstadt gewechselt. Von seinem damaligen Trainer Michael Oenning frühzeitig als "Teamplayer" gelobt, spielte sich Judt rechts in der Viererkette fest und feierte 2009 mit dem FCN dessen Rückkehr in die 1. Liga.

Traorés Albtraum

Im Oberhaus angekommen, kam der damals noch 25-Jährige zunächst meist als Einwechselspieler zum Zug, widmete sich aber erfolgreich Spezialaufgaben wie der Bewachung gegnerischer Kreativkräfte. In der Relegation trieb er mit entsprechend engagiertem Zweikampfverhalten Augsburgs Ibrahima Traoré zur Weißglut und verdiente sich so einen Stammplatz für die anschließende Saison. “Es ging um viel. Jede Menge Emotionen. Verständlich, dass da mal die Sicherungen durchbrennen“, kommentierte Judt Traorés tätlichen Frustabbau im Nachgang einmal gegenüber nordbayern.de.

Den Status als fester Bestandteil der Anfangsformation verlor Judt indes nach der darauffolgenden Winterpause an Timothy Chandler, der als offensivstärkere Variante auf der rechten Außenverteidiger-Position zum Shootingstar der Gute-Laune-Saison 2010/11 avancierte. In seiner letzten Club-Spielzeit gesellte sich zu mangelnder Berücksichtigung auch noch Pech dazu: Judt blieb im Rasen hängen und zog sich dabei eine Absplitterung am Mittelfuß zu. Im Sommer 2012 verließ der kleine Kämpfer schließlich den FCN. Die weiteren Stationen für den ehemaligen Juniorennationalspieler: RB Leipzig, Saarbrücken, Erfurt - und zuletzt Seligenporten. Dabei bleibt's, denn jetzt hat Juri Judt Schluss gemacht.

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