Mini-Krise oder Trend? Club stemmt sich gegen Pessimismus

12.3.2018, 14:16 Uhr
Das 0:1 gegen Arminia Bielefeld war bereits die zweite Niederlage in Folge für den FCN. Ist es der Beginn eines nur schwer umzukehrenden Trends oder nur eine Mini-Krise?

© Sportfoto Zink / DaMa Das 0:1 gegen Arminia Bielefeld war bereits die zweite Niederlage in Folge für den FCN. Ist es der Beginn eines nur schwer umzukehrenden Trends oder nur eine Mini-Krise?

Die Zeiten, in denen sich der 1. FC Nürnberg an den Schwächperioden der Konkurrenz erfreuen konnte, weil er seine Aufgaben zuverlässig erledigte und sich so aus dem Verfolgerfeld vorübergehend sogar an die Spitze der Zweiten Liga setzen konnte, sind vorbei. Die Sorge, dass vom dahinschmelzenden Vorsprung im Endspurt um den Bundesligaufstieg nichts mehr übrig bleiben könnte, wächst nicht mehr nur im bereits mitunter harsch mahnenden Umfeld des Vereins, sondern hat auch den internen Zirkel erreicht. 

Am Samstag steckte zunächst der Mannschaftsrat die Köpfe zusammen, analysierte kritisch den Ist-Zustand und fahndete nach Stellschrauben, an denen zu drehen ist. Dann suchten die Führungsspieler das Gespräch mit Michael Köllner und trugen dem Trainer ihren Erkenntnisgewinn in einem konstruktiver Austausch vor. Ein Thema soll die zu defensive Ausrichtung gerade im Spiel gegen Bielefeld gewesen sein. Auch auf den nun wachsenden Gegenwind in der Öffentlichkeit und die Schwarzmalerei der Skeptiker schwor man sich ein. 

Die 0:1-Niederlage bei der Arminia war nach dem verlorenen Derby die zweite am Stück und fügte sich in ein tristes Gesamtbild ein. Von den vergangenen fünf Partien konnte der Club nur eine gewinnen; in den übrigen vieren – darunter zwei Remis – gelang ihm kein Tor. Die plötzliche Harmlosigkeit in der Offensive allein am Fehlen des verletzten Torjägers Mikael Ishak festzumachen, wäre zu einfach. Just dessen Stellvertreter Adam Zrelak bot sich in Bielefeld eine erstklassige Chance, den 1. FC Nürnberg wieder zurück in die Erfolgsspur zu bringen. "Wenn du den machst, dann öffnet sich einiges", trauerte nicht nur Rechtsverteidiger Enrico Valentini der Möglichkeit nach. 

Die Sorglosigkeit bei der Chancenverwertung ist das eine woran das Spiel des Clubs krankt. Weil darüber hinaus auch Standardsituationen kein probates Mittel für einen Torerfolg mehr sind, insgesamt die Balance zwischen Defensive und Offensive nicht mehr stimmt und die Angriffsbemühungen gegen freilich tief stehende Gegner pomadig und verzweifelt daherkommen, ist aus einer Schwächephase des fränkischen Aufstiegsaspiranten ein gefährlicher Abwärtstrend geworden. Den Unkenrufern hält Köllner trotzig entgegen: "Natürlich ist man enttäuscht, und es ist kein schönes Gefühl wenn man zweimal verliert. Aber es war auch die Mannschaft, die diesen Vorsprung herausgespielt hat."

Für den Coach ist es noch nur eine Phase, die die anderen Spitzenteams Fortuna Düsseldorf (sechs Spiele ohne Sieg; davon drei Remis) und Holstein Kiel (elf Spiele ohne Sieg; davon acht Remis) in dieser Saison ebenfalls durchzustehen hatten. "Die Frage ist immer, wie kurz man so eine Phase halten kann. Bis jetzt ist es uns aber immer gelungen, sie sehr kurz zu halten", sagte der Oberpfälzer, der nach den 90 Spielminuten auf der Bielefelder Alm und einem "gebrauchten Spiel" weit davon entfernt war, sich öffentlich kritisch über sein Team zu äußern. Auch hinter verschlossenen Türen werde er nicht "mit der Motorsäge durch die Mannschaft" gehen. "Wir sind immer noch in einer Situation, aus der wir die Saison gut weiterspielen können. Wir sind noch mittendrin im Aufstiegsrennen und bleiben Zweiter, es gibt Schlechteres..."

Weil Verfolger Kiel in Bochum nicht über ein 1:1 hinauskam, bleibt dem Club acht Spieltage vor Schluss noch ein Vier-Punkte-Polster. Näher gerückt ist jedoch auch Aufsteiger Jahn Regensburg, der als neuer Vierter nur noch sechs Punkte hinter Nürnberg liegt. "Wir müssen schauen, dass in den nächsten Wochen wieder etwas Fortune und Leichtigkeit zurückkehrt – vor allem vor dem Tor", meinte Köllner. Dass es damit allein nicht getan sein ist, darüber scheint sich auch der Mannschaftsrat einig zu sein. Nur mit Horrorszenarien mag man sich nicht beschäftigen. Förderlich war das ja auch in den seltensten Fällen. 

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