Musterschüler reloaded: Löwen überzeugt beim FCN wieder

30.1.2018, 11:48 Uhr
Musterschüler reloaded: Löwen überzeugt beim FCN wieder

© Sportfoto Zink / DaMa

Wenn es um Eduard Löwen ging, dann wurde Michael Köllner zuletzt immer häufiger zum Pantomimen: Er schmiss Wasserflaschen auf den Boden, schlug die Hände vors Gesicht, hob sie flehend in den Himmel oder winkte einfach ab. Es lief also nicht so recht zwischen dem Fußballtrainer Köllner und dem Fußballspieler Löwen, die eine ganz besondere Beziehung verbindet.

Kennengelernt haben sie sich vor nicht allzu langer Zeit in der zweiten Mannschaft des 1. FC Nürnberg. Hier der ehrgeizige Trainer, der noch nie im Profibereich hatte arbeiten dürfen, da der Spieler, dem sie beim 1. FC Kaiserslautern keine große Karriere zugetraut hatten. Sie fanden schnell zueinander, vielleicht aufgrund dieses sportlichen Schicksals, das sie verband.

Als dieses Schicksal Köllner plötzlich zum Verantwortlichen für Nürnbergs Zweitliga-Fußballer werden ließ, da nahm er Löwen einfach mit. Das Publikum im Max-Morlock-Stadion wunderte sich fortan über diesen Trainer mit den außergewöhnlichen Ansätzen - und über diesen Spieler, der die Umstellung auf die 2. Liga mit erstaunlicher Leichtigkeit bewerkstelligte. Löwen konnte scheinbar alles, Köllner ließ ihn mal hier spielen, mal dort, überall überzeugte der seit Sonntag 21-Jährige, der nur neben dem Platz jene Demut erkennen ließ, die viele seiner Alterskollegen, die es schneller nach oben geschafft hatten, mit großer Selbstverständlichkeit vermissen lassen.

Löwen wurde U-Nationalspieler für Deutschland, Löwen wurde vor dem Gastspiel in Braunschweig von Eintracht-Trainer Torsten Lieberknecht zum besten Mittelfeldspieler der 2. Liga geadelt - und bedankte sich dafür mit einem katastrophalen Ballverlust, der zu einem Gegentor und beinahe zur Niederlage führte.

"Löwen muss das Vertrauen spüren" 

Spätestens da war die Leichtigkeit verschwunden und begann Köllner mit Löwen zu hadern. Der Alleskönner verschwand auf der Ersatzbank, eingewechselt wurde er nur noch kurz vor Schluss, was Köllner meist genügte, um mindestens ein Element aus seinem Pantomime-Repertoire aufzuführen. "Löwen muss das Vertrauen spüren", so hatte das Köllner in besseren Zeiten immer wieder gesagt. Jetzt schien er selbst keine Lust mehr zu haben, dieses Vertrauen zu geben.

"Schon krass, wie schnell das alles ging", sagte Löwen, als sie jüngst im Trainingslager in Spanien waren, meinte aber eigentlich seinen Aufstieg vom Regionalliga-Spieler zum Zweitliga-Stammspieler, der er da eigentlich nicht mehr war.

Am Freitag gegen Union Berlin stand er wieder in der Startelf, ein wenig überraschend, weil ihm drei Tage zuvor nach seiner Einwechslung gegen Regensburg auch wieder einiges misslungen war und Köllner das gestenreich kommentierte. Als die 90 Minuten in der Alten Försterei vorüber waren, da durfte Köllner mal wieder sprechen über Löwen. "Bei Edu zeigt die Formkurve wieder nach oben", sagte Köllner und hatte recht.

Abgeklärt und nicht verspielt

So unaufgeregt wie in seiner starken Anfangszeit hatte Löwen als linkes Glied der defensiven Dreierkette agiert, hatte sich nicht beeindrucken lassen vom ein oder anderen Fehler, der ihm im Aufbauspiel passiert war. Er hatte zurückgefunden zur Klarheit im eigenen Vortrag, was auch Hanno Behrens aufgefallen war. "Abgeklärt", nannte der Kapitän Löwens Auftritt, wobei er Lukas Mühl ins Lob miteinbezogen wissen wollte, "da wurde auch mal ein Ball weggehauen, in der Hinrunde war das ab und zu noch zu verspielt".

Verspielt war in Berlin kaum etwas, an diesem Abend, an dem sie viel investieren mussten, um das frühe 1:0 nach Hause zu bringen. Einen "echten Arbeitssieg", nannte Löwen den Erfolg, die Partie "wohl das anstrengendste Spiel meines Lebens, ich habe gerackert ohne Ende". Sein Trainer nahm das zur Kenntnis: Hin und wieder hat man Michael Köllner an der Seitenlinie gesehen, wie er Eduard Löwen applaudiert. 

 

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