Neue Marschroute: Leibold plädiert für "dreckigen Fußball"

11.10.2018, 10:44 Uhr
Die Rote Karte für Linksverteidiger Tim Leibold war einer der negativen Höhepunkte beim 0:6-Debakel in Leipzig.

© Foto: Sportfoto Zink Die Rote Karte für Linksverteidiger Tim Leibold war einer der negativen Höhepunkte beim 0:6-Debakel in Leipzig.

Dass Leibold nach dem 0:6 in Leipzig schon wieder so etwas wie Glücksgefühle verspüren konnte, verdankte er dem DFB-Sportgericht. Nach seiner Roten Karte muss der 24-Jährige nur im nächsten Heimspiel gegen 1899 Hoffenheim pausieren, diese am Montag verkündete Minimalsperre war nicht unbedingt zu erwarten gewesen. "Ich hatte eigentlich mit zwei Spielen gerechnet", gestand Leibold. Immerhin vergab Timo Werner den folgenden Foulelfmeter, was nach neuer Regelung das Strafmaß für den Sünder verschärfen kann.

Allerdings sah man wohl auch in Frankfurt ein, dass dieser Fehlschuss bei einer 6:0-Führung nicht mehr sonderlich relevant war. Zudem folgten die Sportrichter Nürnbergs Argumentationslinie, wonach Leibolds eher etwas tollpatschiger Rempler gegen Werner keine klassische Notbremse darstellte. "Ich wollte ihn nicht von den Beinen holen, sondern nur verzögern, bis einer von uns nachkommt", schilderte Leibold die Szene aus der 62. Minute, "aber da kam keiner. Er war einfach zu schnell."

"Wieder völlig naiv verteidigt"

Zu schnell für den Club – diese leidvolle Erfahrung hatten sie am Sonntag des öfteren machen müssen. Trotzdem wollte Leibold die individuelle Klasse der Sachsen nicht als Erklärung für das neuerliche Debakel gelten lassen. "Wir haben aus dem 0:7 in Dortmund nichts gelernt und wieder völlig naiv verteidigt. Das war einfach nur dämlich", klagte er und forderte eine knallharte Analyse: "Jeder Gegner lacht sich doch ins Fäustchen, die wissen genau, wie sie gegen uns spielen müssen. Hoffenheim ist ein ähnliches Kaliber, deshalb muss man jetzt die Fakten auf den Tisch legen und ansprechen, was falsch gelaufen ist."

Auch wenn Leibold das natürlich nicht explizit sagte, dürfte dabei die taktische Ausrichtung ein Thema sein. Dass Trainer Michael Köllner in der Bundesliga an seinem offensiv geprägten Fußball festhalten will und spielerische Lösungen bevorzugt, findet Leibold generell zwar nicht verkehrt, gerade auswärts plädiert er aber für eine defensivere Marschroute: "Wir dürfen nicht in Schönheit sterben, sondern müssen auch mal dreckigen Fußball spielen, auf die zweiten Bälle gehen, die Offensive eine Halbzeit lang ruhen lassen und schauen, dass hinten erstmal die Null steht." Oder nach einem Rückstand zumindest nicht alles kollabiert. Leibold erinnert an das 1:1 in Bremen, "da hat man gesehen, dass durch eine Standardsituation oder ein Zufallsprodukt immer noch ein Tor fallen kann. Wenn du aber nach zehn Minuten schon zwei, drei Dinger gefressen hast, kommst du nie mehr zurück."


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Ein Gefühl "wie kleine Schuljungs"

Der Frust über die desolaten Darbietungen war Leibold auch am Mittwoch noch anzumerken. Von "peinlichen Momenten für die Region und auch uns Spieler" sprach der Schwabe. Als Aufsteiger könne man in Dortmund und Leipzig gewiss verlieren, "aber so wie wir aufgetreten sind, war es einfach eine bodenlose Frechheit." Das 0:6 empfand Leibold angesichts des ausgebliebenen Lerneffekts als "noch viel schlimmer, auch über ein 0:10 hätten wir uns nicht beschweren dürfen". Man habe sich gefühlt "wie kleine Schuljungs, die sogar vom Schiedsrichter bemitleidet werden, gestand Leibold, "das tat weh." Vermutlich noch mehr als eine Rote Karte.

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