Risse im Gefüge: Beim Club wird es zappenduster

26.8.2014, 19:03 Uhr
Bei der Außerordentlichen Jahreshauptversammlung am 23. Juni 2014 präsentierten sich Vorstand und Aufsichtsrat noch geschlossen.

© Sportfoto Zink / DaMa Bei der Außerordentlichen Jahreshauptversammlung am 23. Juni 2014 präsentierten sich Vorstand und Aufsichtsrat noch geschlossen.

Nach einer äußerst turbulenten und langen Sitzung des Aufsichtsrates am Montagabend traten tags darauf die beiden Mitglieder Manfred Müller und Thomas Schamel von ihren Ämtern zurück.

Hat sie der sportliche Tiefgang zu diesem Schritt veranlasst oder waren andere Gründe ausschlaggebend? Müller, einst Bundesliga-Torhüter und später für kurze Zeit auch Manager beim Club, hält sich bedeckt. Ihm hat, wie er jedoch einräumt, die Atmosphäre in dem Gremium nicht mehr behagt. Zudem sah er offensichtlich auch keine Möglichkeit, als Experte seine Vorschläge und Anregungen durchsetzen zu können. Es ist hinlänglich bekannt, dass er sich vor einiger Zeit für eine Verpflichtung des ehemaligen Bayern-Managers Christian Nerlinger starkgemacht hatte, aber damit kein Gehör fand.

"Sehe keine Möglichkeit einer weiteren Mitarbeit"

Zurückhaltung also bei Müller, aber klare Worte von Schamel, der in einer Pressemitteilung offiziell Stellung bezog. Der Kernsatz daraus: „Trotz beschlossenen Leitbildes existieren mittlerweile gravierende Differenzen in der Auffassung über die konzeptionelle Ausrichtung und die strategische Führung des Vereins.“ Der Unternehmer wird sogar noch deutlicher: „Bei der gegenwärtigen Besetzung des Aufsichtsrates und des Vorstandes sehe ich keine Möglichkeit einer weiteren konstruktiven Mitarbeit zum Wohle des 1. FCN.“

Er bekundet damit auch seine Unzufriedenheit mit dem Vorstandsduo Martin Bader/Ralf Woy. Kein Geheimnis ist seit längerer Zeit aber auch, dass sich der neunköpfige Aufsichtsrat nicht als geschlossene Einheit präsentiert. Ein tiefer Riss ging durch das Gremium: Auf der einen Seite das Gespann Schamel/Günther Koch – und auf der anderen ein Quartett mit Peter Schmitt, Ralf Peisl, Christian Ehrenberg und Siegfried Schneider. Als neutral sind Manfred Müller und Oberbürgermeister Ulrich Maly – er befindet sich derzeit im Urlaub und wurde während der Sitzung telefonisch zugeschaltet – einzuschätzen.

Da strahlten sie noch und freuten sich auf die neuen Aufgaben: Manfred Müller (links, neu gewählt) und Hanns-Thomas Schamel (rechts, im Amt bestätigt) bei der Jahreshauptversammlung am 14. Oktober 2014 in der Meistersingerhalle. Am Dienstag traten beide von ihren Ämtern zurück.

Da strahlten sie noch und freuten sich auf die neuen Aufgaben: Manfred Müller (links, neu gewählt) und Hanns-Thomas Schamel (rechts, im Amt bestätigt) bei der Jahreshauptversammlung am 14. Oktober 2014 in der Meistersingerhalle. Am Dienstag traten beide von ihren Ämtern zurück. © Sportfoto Zink / DaMa

Wie aber reagiert der Aufsichtsratsvorsitzende Klaus Schramm auf die beiden Rücktritte? Er bemüht sich, Ruhe und Gelassenheit auszustrahlen. „In der Vergangenheit zeichnete sich das Gremium durch eine kollegiale Zusammenarbeit aus. Nach dem Abstieg war es vermehrt zu Meinungsverschiedenheiten gekommen“, lässt er sich auf der Homepage des Vereins zitieren.

Muss er jetzt noch mit einer weiteren Demission rechnen? Wirft auch noch Koch das Handtuch? Am Dienstag hüllte sich der frühere Radioreporter in Schweigen. „Ich beziehe keine Stellung“, sagte er kurz und knapp. Es ist bekannt, dass er eine Kämpfernatur ist und mit Sicherheit seinen Posten behalten wird.

Für Schramm bleibt der Aufsichtsrat trotz der Rücktritte absolut handlungsfähig, zumal am 30. September, also in wenigen Wochen, die Jahreshauptversammlung ansteht. „Dann müssen halt statt drei diesmals fünf Aufsichtsräte gewählt werden“, so der 75-Jährige. Auch er selbst muss sich dem Votum der Mitglieder stellen. Die Brisanz steigt, zumal die Ultras und auch eine Oppositionsgruppe klare Vorstellungen von der Zukunft des Vereins haben.

Bei der Sitzung am Montag wurde Sportvorstand Martin Bader, so „kicker online“, auch mit einem möglichen Rücktritt konfrontiert. Doch der 46-Jährige gab sich kämpferisch und glaubt trotz des misslungenen Starts nach wie vor an die Wende. An der Zielsetzung ändere sich nichts, sagte er, der Aufstieg in die Bundesliga bleibe das Ziel.

Am Ende wurde der Vorstandschaft, wie Schramm betonte, vom Aufsichtsrat „nochmals mit deutlicher Mehrheit das Vertrauen ausgesprochen“. Dennoch muss Bader damit leben, dass die Zahl seiner Kritiker ständig anwächst. Sie werfen ihm eine verfehlte Personalpolitik vor, die im schwachen Abschneiden deutlich werde.

Auch wenn Hanns-Thomas Schamel, der 2010 erstmals in das Gremium gewählt wurde, sein Amt niedergelegt hat, betont er in seiner Presseerklärung seine Verbundenheit zu dem Verein mit einem Satz: „Ich wünsche meinem Club für die Zukunft nur das Beste.“ Und spricht damit sicher auch Manfred Müller aus der Seele.

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