Roberto Hilbert: Der Ruhepol im Fürther Abstiegskampf

4.4.2018, 05:49 Uhr
"Nur drei, vier Kopfballtore, noch dazu eines ins eigene Netz": Klar, dass Roberto Hilbert seinen Treffer gegen Union Berlin feierte.

© Sportfoto Zink / WoZi "Nur drei, vier Kopfballtore, noch dazu eines ins eigene Netz": Klar, dass Roberto Hilbert seinen Treffer gegen Union Berlin feierte.

Selbst für ausgebuffte Profis wie den 33-Jährigen macht sich so etwas gut in der eigenen Vita. Dem Ego schmeichelt es obendrein, selbst wenn man sich wie Hilbert achtmal das Trikot der deutschen Nationalmannschaft überstreifen durfte. 

Als er am Ostersonntag im Heimspiel gegen Union Berlin zum 1:0 trifft, musste schon tief in den Annalen gekramt werden, um sich seines letzten Tores mit dem Kopf für die Spielvereinigung zu erinnern. Satte 13 Jahre war das her, in einer Partie gegen das längst in die Niederungen der Bedeutungslosigkeit abgestiegene Wacker Burghausen. Damals war Hilbert jung, blutjung, und er hatte seine Karriere noch vor sich.

Nach Stationen beim VfB Stuttgart, Besiktas Istanbul und Bayer Leverkusen, mit denen er Meister und Pokalsieger wurde und trotz einiger langwieriger Verletzungen immer wieder in der Königsklasse kickte, nimmt sich das im Oktober vergangenen Jahres erfolgte Comeback beim fränkischen Fußball-Zweitligisten eher wie ein Austragshof für älter gewordene Profis aus. Es hält sich zudem hartnäckig das Gerücht, dass er zu der Zeit auch mit einem Job bei den Fürther Amateuren zufrieden gewesen wäre, ehe ihm das Angebot unterbreitet wurde, mit seiner Erfahrung der in die Krise geratenen Profitruppe zu helfen.

Hilbert gibt Greuther Fürth die Ruhe

Ein paar Monate und etliche Zusatzschichten später erfüllt Hilbert genau diesen Auftrag. Sein Passspiel ist sicherer geworden, auch wenn ihm längst nicht alles gelingt. Risikobällen zieht er zumeist die sichere Variante vor. Das ist bei weitem nicht immer spektakulär, beruhigt aber das Spiel und die Nerven der vielen weit jüngeren Mitspieler. Überragend ist Hilbert nicht, schon gar kein Star, aber das wollte er nie sein während all’ der Jahre in der Bundesliga und am Bosporus. Das Leben hat den gebürtigen Forchheimer geerdet – die schwierige Jugend wie der nicht sonderlich linear verlaufene Weg zum Profi.

Jetzt scheint er den Fußball zu genießen. Wobei dazu für ihn Disziplin wie die Physis gehört. Er zeigt Ecken und Kanten: Gegen Union schubst er bei einer Rudelbildung nach der Pause den deutlich größeren Berliner Abwehrspieler weg. Das Zeichen ist eindeutig, auch ohne die mit unzähligen Tattoos geschmückte breite Brust besonders aufzupumpen.

An mir kommt keiner vorbei. Fußball kann einfach sein. Verkomplizieren mag Hilbert auch den Abstiegskampf nicht. "Wir schauen nicht auf andere Mannschaften und die anderen Ergebnisse. Wir schauen nur auf uns, darauf, dass wir in Sandhausen die nächsten drei Punkte holen", klingt er vor dem nächsten der noch sechs ausstehenden Endspiele beschwörend: "Nur darum geht es, um nichts anderes."

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