Siemens-Abbau: Wut auf Konzernchef Kaeser wächst

17.11.2017, 20:42 Uhr
Siemens-Abbau: Wut auf Konzernchef Kaeser wächst

© dpa/Frank Rumpenhorst

Siemens will hauptsächlich im Energiesektor weltweit 6900 Stellen abbauen, mindestens zwei Werke in Deutschland dicht machen und schließt erstmals auch betriebsbedingte Kündigungen nicht mehr aus. Gestern wurden die Beschäftigten an den betroffenen Standorten im Detail informiert, darunter auch in Erlangen, wo es am Ende 124 Stellen weniger geben soll, wie Personalchefin Janina Kugel am Vortag bei den Management-Gesprächen der Nürnberger Nachrichten in Nürnberg konkretisiert hat.

Die IG Metall hat nachgerechnet und kommt auf eine weit höhere Zahl. Siemens plane nämlich, den Standort Offenbach mit Erlangen zusammenzulegen und im Zuge dessen müssten zusätzlich 140 Beschäftigte in Erlangen Kollegen aus Offenbach Platz machen, berichtet Elisabeth Mongs von der örtlichen IG Metall. Damit fielen – aus Erlanger Sicht – nicht 124 Stellen, sondern tatsächlich rund 260 Arbeitsplätze weg.

Fronten sind verhärtet

Noch weit härter trifft es andere Siemens-Standorte. In Berlin legten die Angestellten des Dynamo-Werks ihre Arbeit nieder, über tausend Menschen protestierten vor der Siemens-Hauptverwaltung, wie die IG Metall mitteilte. Aktionen gab es auch an den von Schließung und Stellenabbau betroffenen Standorten Leipzig, Görlitz und Mülheim an der Ruhr.


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Derweilen verhärten sich die Fronten zwischen Management und Arbeitnehmerseite weiter. Siemens-Gesamtbetriebsratschefin Birgit Steinborn stellte gegenüber den Nürnberger Nachrichten klar: "Sollte es kein Zeichen für Kompromissbereitschaft seitens des Konzerns geben, werden wir uns mit aller Entschiedenheit zur Wehr setzen".

Unterstützung kommt von der Politik. Die Erlanger SPD-Bundestagsabgeordnete und frühere Siemens-Betriebsrätin Martina Stamm-Fibich nennt die Schließung der Werke und die Streichung von Arbeitsplätzen in Erlangen und Nürnberg angesichts der Milliardengewinne des Konzerns "vollkommen verantwortungslose Entscheidungen" der Siemens-Führung um Joe Kaeser.  Solche Gewinne wären "ohne die vielen tausend loyalen, hochmotivierten und hochqualifizierten Mitarbeiter gar nicht möglich".

Mittlerweile hat sich auch Bayerns Wirtschaftsministerin Ilse Aigner zum geplanten Stellenabbau bei Siemens zu Wort gemeldet und den Betroffenen ihr Mitgefühl ausgedrückt. Gegenüber der Deutschen Presse-Agentur erklärte Aigner: "Derartige Unternehmensentscheidungen sind immer ein harter Schlag für die betroffenen Mitarbeiter. Wir erleben derzeit einen schmerzhaften Strukturwandel, auch bedingt durch die Energiewende".

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