Tradition und Verlorenes

Neuer Kalender: Eine Huldigung an die Fürther Wirte

19.11.2021, 08:46 Uhr
Neuer Kalender: Eine Huldigung an die Fürther Wirte

© Foto: Hans-Joachim Winckler

"In Färd, in Färd, da gibt’s viel Juden und viel Wärd" – dieser Spruch aus dem 18. Jahrhundert beschreibt recht anschaulich, was für den Ort früher prägend war: einerseits die große jüdische Gemeinde, andererseits die vielen Wirtshäuser, die den Kaufleuten und Reisenden Unterkunft, Speis und Trank boten. Einem Teil dieser Häuser haben die Stadtheimatpflegerin Karin Jungkunz und der Fotograf Gerd Axmann ihren mittlerweile dritten gemeinsamen Kalender gewidmet.

Beide haben die "Fürther Wirtshausgeschichten 2022" nun in einem der historisch bedeutendsten Gasthäuser der Stadt, dem Grünen Baum, der Öffentlichkeit präsentiert. Dessen markanter Ausleger darf darin natürlich nicht fehlen, wenngleich, wie Axmann zu berichten weiß, die Konkurrenz groß war, schließlich verfüge auch das Rote Roß in Unterfarrnbach über ein wunderschönes Aushängeschild.

Überhaupt: An Motiven mangelt es nicht, wie Karin Jungkunz mit Blick auf die vergangenen Jahrhunderte erläuterte, wenngleich die Zahl der Wirtshäuser mit der Zeit immer mehr zurückging. 1804, als in Fürth 12.000 Menschen lebten, gab es bereits 168 Gasthäuser – auf 71 Einwohner kam demnach ein Gasthaus. 1905 soll es sogar 397 Bierwirtschaften gegeben haben. Aktuell, so die Heimatpflegerin, komme auf 534 Einwohner eine Gaststätte. Das zeige, wie sehr die Zahl der Gasthäuser hinter dem Wachstum der Stadt zurückgeblieben sei.

Jedoch gibt sie zu bedenken, das früher für viele das Gasthaus gleichsam das Wohnzimmer gewesen sei. "Gerade in der Zeit der Industrialisierung waren viele Arbeiter vor allem in der Südstadt sogenannte Schlafgänger, die oft haben warten müssen, bis ihr Bett in einer mit anderen geteilten Wohnung wieder frei war. Da hat man eben im Gasthaus sein Bier getrunken." Aus 73 Motiven von Axmann musste Karin Jungkunz eine Auswahl treffen. Herausgekommen ist eine Mischung aus bestehenden Gaststätten mit großer Tradition und aus solchen, die man noch kennt, die aber nicht mehr existieren. Zu den 13 ausgewählten Motiven zählen etwa die Sieben Schwaben mit der kunstvollen Deckenbemalung, das Schwarze Kreuz, die Amm‘sche Wirtschaft, der Gaulstall und die Walhalla.

Griff ins Archiv

Für einige Motive musste Axmann auf sein umfangreiches Archiv zurückgreifen – zum einem, weil es die Ansichten teilweise gar nicht mehr gibt, oder sie während der Coronazeit durch Absperrbänder oder Hinweistafeln verstellt waren. Das Titelbild zeigt das Frohe Heim in der Simonstraße, das auch seit längerem geschlossen ist. Zu allen Bilder gibt es erläuternde Texte zur Historie der jeweiligen Wirtschaft.

Der Reinerlös soll wieder einem Fürther Kulturprojekt zugute kommen. Aus dem Verkauf des letztjährigen Kalenders erhielten die Kofferfabrik und der Verein Soziokultur Fürth je 1000 Euro.

Der Kalender ist zum Preis von 24,80 Euro erhältlich und wird von der Buchhandlung Jungkunz, Friedrichstraße 3, vertrieben. Es gibt ihn auch in der Galerie von Gerd Axmann in der Gustavstraße.

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