„Dramatische Häufung von Todesfällen“

Nach sechs Rauschgiftopfern im Dezember: Nürnberger Drogenhilfe fordert Konsumraum

6.1.2022, 15:00 Uhr
Tödlicher Konsum: In Nürnberg starben im Dezember mindestens sechs Menschen an harten Drogen. 

© Boris Roessler, NN Tödlicher Konsum: In Nürnberg starben im Dezember mindestens sechs Menschen an harten Drogen. 

Nachdem im Dezember 2021 mindestens sechs Menschen in Nürnberg am Konsum harter Drogen gestorben sind, schlägt die Drogenhilfe Mudra Alarm: Geschäftsführer Norbert Wittmann fordert via Pressemitteilung erneut die Einrichtung eines Drogenkonsumraums.
Dort könnten schwer abhängige Konsumenten das Rauschgift unter medizinischer Aufsicht zu sich nehmen. Damit, ist Wittmann überzeugt, wäre so mancher frühe Tod und die Trauer der Angehörigen zu verhindern.

Widerstand der Staatsregierung

Der Mudra-Geschäftsführer verweist darauf, dass sich „die Fachwelt, Verbände, Träger der Suchthilfe, Mediziner, Städte und Bezirke in Bayern“ seit Jahren für die Zulassung solcher Räume einsetzten. Bisher sind entsprechende Vorstöße aber am Widerstand der CSU-geführten bayerischen Staatsregierung gescheitert, die für solche Drogenkonsumräume grünes Licht geben müsste.
Wittmann räumt ein, dass weder die Mudra noch die Ermittlungsbehörden einen „ursächlichen Hintergrund“ für die „dramatische Häufung von Todesfällen“ im Dezember benennen können. Als „Zufall“ möchte er diese Geschehnisse aber auch nicht eingeordnet wissen.


„Es gibt Hilfeangebote, die den Tod von Opioidkonsumenten und -konsumentinnen verhindern können, Angehörige vor schmerzlichen Verlusten und Leid bewahren und ganz nebenbei auch die Belastungen der Städte durch Drogenkonsum in der Öffentlichkeit vermeiden helfen“ so Norbert Wittmann.
Die Schulung von Abhängigen im Umgang mit dem lebensrettenden Mittel Naloxon im Falle einer Überdosis, sei eine dieser Maßnahmen. Er zeigt sich hier auch der Staatsregierung gegenüber dankbar, weil sie diese Programme unterstütze.

"Ein mahnender Aufschrei"

Die Weigerung der Regierung in Sachen Drogenkonsumraum bleibe ihm jedoch nach wie vor ein Rätsel: „Jeder weitere Drogentote ist ein mahnender Aufschrei an die Verantwortlichen, ihre Haltung endlich zu überdenken.“

Im Nürnberger Stadtrat gäbe es eine Mehrheit für die Einführung eines solchen Raums, doch die Kommune hat dies nicht zu entscheiden. Allerdings haben CSU und SPD in ihrem Kooperationsvertrag nach der Kommunalwahl 2020 festgehalten, dass sie "in Abstimmung mit dem Freistaat, der eine entsprechende Genehmigung zu erteilen hat, ein Drogenhilfezentrum" schaffen wollen. Wie dieses genau aussehen soll, lässt der Vertrag offen.