Bosse: "Ich schätze mich als glücklichen Menschen ein"

7.6.2013, 18:19 Uhr
Bosse:

© Roland Fengler

Bosse, bis zu Deinem Auftritt ist es noch eine Weile hin: Was machst Du bis dahin, schaust Du Dir auch andere Bands an?

Axel Bosse: Ja, ich habe schon Leslie Clio gesehen. Und auch Phoenix und Tocotronic. Ja, und dann will ich noch ein bisschen schlafen und Sport machen. Und ganz viel essen natürlich.

Apropos schlafen. Auf Deinem Album „Kraniche“ geht es sehr viel um Be- und Entschleunigung und darum, was Stress mit uns macht. Mit welcher Geschwindigkeit ist Axel Bosse gerade unterwegs? Eher Traktor oder eher Concorde?

Bosse: Ich habe ja dazugelernt. Und kam von der letzten Tour viel entspannter nach Hause, als ich ursprünglich dachte. Und die Zeit jetzt ist sowieso eher wie Urlaub. Zwischen den Festivals hat man ja auch mal ein paar Tage frei. Wir planen besser und ich fühle mich auch fitter.

Dass Du das Gefühl hattest, sozusagen auszubrennen, war auch ein Grund, dass Du ein paar Monate in Istanbul verbracht hast, oder?

Bosse: Nein, das war nicht der Grund. Meine Frau Ayşe ist Schauspielerin und hat dort Promo gemacht. Aber der Effekt war super, ich war quasi unerreichbar. So kam ich mal weg von diesem Musikerdasein. Das ist mir vorher schwer gefallen. Dabei ist der Beruf ja eigentlich viel relaxter als zum Beispiel bei jemandem, der Straßenbau macht oder so. Mir fällt es aber immer so schwer, mal Wochenende zu machen oder um 18 Uhr Feierabend.

Ich glaube, ich war immer viel zu streng zu mir. Das ist jetzt anders. Ich mache das Handy auch mal aus. Und das habe ich glaube ich in Istanbul gelernt. Dort habe ich nichts gemacht, außer mit meiner Tochter die Stadt kennenzulernen. Und jetzt bin ich soweit, morgens auch mal zu meinem Management zu sagen: Heute ist ein entspannter Tag. Da streichen wir zwei, drei Sachen und ich leg mich nochmal hin...

Einen Steinwurf entfernt von hier ist das Frankenstadion. Du bist ja ein sehr guter Fußballer...

Bosse: Früher habe ich tatsächlich mal ziemlich gut gespielt, in der B-Jugend mit 16 hab ich dann aufgehört. Aber da war ich so richtig DFB-Förderkind. Dann kam die Musik dazwischen. Aber ich spiele schon noch viel privat, zum Beispiel mit ein paar Zweitliga-Spielern von St. Pauli. Ich habe auch eine Musiker-Freizeittruppe, wo das eher nach dem Motto ist: Bisschen Bier trinken, bisschen kiffen hinterm Tor... (lacht)

Und für welche Mannschaft schlägt Dein Herz?

Bosse: Der Song, der gespielt wird, wenn die Spieler von Eintracht Braunschweig einlaufen, ist von mir. Den habe ich mit 17 oder 18 geschrieben. Der Verein ist ja gerade in die erste Liga aufgestiegen. Mein Herz hängt da noch total dran! Ansonsten bin ich St. Pauli-Fan und im Besitz einer Dauerkarte.

Dein vorletztes Album hieß „Wartesaal zum Glücklichsein“. War das so, dass Du quasi eine Nummer gezogen hast und nun drangekommen bist?

Bosse:

© Roland Fengler

Bosse: Ich schätze mich schon generell als glücklichen Menschen ein. Eine meiner wichtigsten neuen Errungenschaften der letzten zwei Jahre ist, dass ich auch mal Nein sagen kann. Deswegen hat sich auch unser Interview verschoben: Weil ich zu Leslie Clio gehen wollte, ich hatte ihr versprochen, das Konzert mitzufilmen.

Weil Du vom Mitfilmen redest: Ist das für einen Künstler eher schädlich oder nützlich, wenn Konzert-Mitschnitte bei YouTube auftauchen?

Bosse: Naja, die Klickzahlen dieser Filmchen sind ja eher lächerlich. Mich stört das Mitfilmen aber überhaupt nicht. Bei mir kommt das auch gar nicht so häufig vor. Ich frage mich nur manchmal: Wenn man gerade einen schönen Konzert-Moment hat – warum halten das die Leute oft anstatt mit ihrem Gefühl, lieber mit dem Handy fest?

Zum Schluss bitte noch schnell drei Dinge, die Du den Festival-Besuchern unbedingt empfiehlst, mitzunehmen.

Bosse (überlegt): Ich glaube, die meisten vergessen, sich gute Schuhe anzuziehen. Es gibt da diese neuseeländischen Arbeiterschuhe, die super sind für Sonne, aber auch für Regen. Die kosten 89 Euro oder so. Gummistiefel deluxe quasi. Außerdem würde ich die Medikamenten-Kiste immer mitnehmen. Und ne 30er-Sonnencreme kann man heute finde ich auch brauchen.

Bosse tritt am Freitag von 23.35 – 00.30 Uhr in der Clubstage auf. Den kompletten Spielplan finden Sie hier. Alle aktuellen Infos rund ums Festival nebst Live-Ticker liefert Ihnen unsere Rock im Park-Seite.

Verwandte Themen


1 Kommentar