Everybody’s Dave: Die Foo Fighters beglücken den Park

22.5.2015, 18:27 Uhr
Muss man 2015 auf dem Zeppelinfeld gesehen haben: Die Foo Fighters.

© dpa Muss man 2015 auf dem Zeppelinfeld gesehen haben: Die Foo Fighters.

Hypothese: Eine repräsentative Umfrage unter Parkrockern würde ergeben, dass 95 Prozent der Befragten die Foo Fighters zu den drei, vier Bands zählen, die sie sich bei Rock im Park 2015 "auf keinen Fall" entgehen lassen. 

Lehre: 95 Prozent aller Parkrocker können sich jedes Jahr glücklich schätzen, wenn sie von den drei, vier Bands, die sie sich "auf keinen Fall" entgehen lassen wollen, wenigstens eine, allerhöchstens zwei sehen. Denn zu groß sind da jene oft berauschenden, mal amourösen, bisweilen entsetzlichen Zwänge, die sich auf Festival-Campingplätzen von Natur aus ergeben.
Fakt: Bei den Foo Fighters werden heuer trotzdem fast alle sein.

Warum ist das so? Weil sie nun endlich ihr Debut bei Rock im Park hinlegen? Oder liegt es ausschließlich an der Musik? Ehrlich gesagt, gibt es nur eine handvoll FF-Songs, die wahrlich für die Ewigkeit sind, im Zweifelsfall ihre großen Hits: "My Hero", "Learn to fly", "All My Life", "Times like these", "Best of you", "The Pretender", "Walk" und freilich das unkaputtbare "Everlong". Alternative Rock könnte man es nennen, mal grungig, mal hymnisch, aber im Grunde immer relativ klassisch. Bisweilen klang das auch ermüdend - nach dem Album "One By One" frönten die Foos übermäßig dem biederen Americana-Sound eines greisen Tom Petty. Gut, es war nur eine Phase und das grandiosen "Wasting Light" zeigte mehr Biss als je zuvor, das aktuelle Album "Sonic Highways" glänzt nicht minder.

Die Musik der Foo Fighters erklärt das Phänomen Foo Fighters aber nicht vollends. Das kann nur Frontmann Dave Grohl , auch bekannt als der netteste Rockstar der Welt. Seine Mitstreiter Nate Mendel (Bass), Chris Shiflett (Gitarre), Taylor Hahwkins (Drums) und den legendären Gitarristen Pat Smear soll das keineswegs herabwürdigen. Aber die Foo Fighters sind nun mal Daves Baby, dem er (neben seinen unzähligen Gelegenheits-Babies Queens of the Stone Age, Them Crooked Vultures, Tenacious D, Killing Joke, Nine Inch Nails u.v.v.m) seine Hauptaufmerksamkeit widmet.

Grohl kennt jeden, Grohl mag jeden und jeder mag Grohl. Grohl liebt Queen und die Sex Pistols, Motörhead und Abba. Säße man mit Grohl auf ein Bierchen in einer Bar und würde ihm sagen, dass einem die Foo Fighters herzlich egal sind, würde Grohl lächeln, eine neue Runde ordern und solange mit dir in der Rock/Pop-Historie graben, bis eine gemeinsam verehrte Band gefunden ist. Und am Ende würde Grohl freilich die Rechnung übernehmen.

Freunde, die für Freunde spielen

Kurzum: Dave Grohl ist schuld, dass die Foo Fighters einfach nicht zu "hassen" sind. Denn ehe man sich’s versieht, ist man entweder Fan oder mindestens Grohl-Sympathisant. Fehlt noch was? Achja, die Tatsache, dass auch bei RiP wieder unzählige Nirvana-Shirt-Träger zum Foo Fighters-Konzert tingeln werden. Denn da war ja mal was…

Grohl gehört zu den reichsten Rockmusikern unserer Zeit, die Foo Fighters zu den erfolgreichsten Bands, sie reihen sich ein in die Riege der globalen Gitarren-Top-Acts. Aber mit einem Unterschied: Coldplay, Muse, Keane und wie sie alle heißen - Sprösslinge ihrer musikalischen Väter U2 - sind in ihrem überlebensgroßen, messianischen Gebaren längst in Selbstgefälligkeit erstarrt. Hier die Band, da das Publikum, die Weltstars auf der Bühne, das gemeine Volk in den Gräben. Unnahbare Götzen, sich in der eigenen (vermeintlichen) Großartigkeit suhlend, beschallen die Kleinen und Ungläubigen in der Masse.

Die Foo Fighters spielen erfolgsmäßig zwar in der gleichen Liga wie derlei berechnende Pop- Missionare, doch Everybody’s Dave und seine Kumpel haben etwas von jenem Stoff, aus dem die wahren Rock-Helden sind. Jenem Stoff, der Bono & Co. längst abhanden gekommen ist (falls er je vorhanden war): Ehrlichkeit. Band und Publikum sind bei den Foo Fighters gemeinsam Teil von etwas Größerem.

Und auf der Bühne stehen Freunde, die für Freunde spielen - in einer Live-Atmosphäre, wie sie derzeit wohl nur noch bei den großen Grunge-Überlebenden von Pearl Jam zu finden ist. Sollte man also wirklich nicht verpassen. In times like these…

Freitag, 20.30 Uhr, Seat Zeppelin Stage

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