RIP 2013: Jared Leto braucht Adrenalin

London/Nürnberg - Jared Leto ist der Chef von Thirty Seconds To Mars. Die amerikanische Band spielt zum Festival-Finale am Sonntag, 9. Juni, ab 21.30 Uhr auf der Centerstage als Headliner. Mit dabei haben sie ihr neues Album "Love, Lust, Faith & Dreams", das am 17. Mai erschienen ist. Beim Interview in London ist Jared Leto allerdings erstmal müde.

Guten Morgen, Jared.
Jared Leto (gähnt): Morgen.

Kannst du die Müdigkeit abschalten, sobald du eine Bühne betrittst?
Leto: Ja. Man kann sich das vorher meist nicht vorstellen, aber das Adrenalin schiebt mich wirklich krass an, sobald das Konzert losgeht. Das ist unheimlich schön, wenn diese Schlaffheit verschwindet bei den ersten Songs.

Verwandelt dich die Bühne also vom entspannten Schlaffi zum…
Leto: …Wahnsinnigen? Das hängt stark vom jeweiligen Song ab, schließlich definiert der einzelne Song, wie sehr ich dabei abgehe. Insgesamt ist unsere Show sehr voller Energie, voller Spontanität und Interaktion mit den Fans. Auf der letzten Welttournee, die uns ja zwei Jahre lang beschäftigte, hatte ich persönlich die schönste Zeit meines Lebens.

Ihr habt die meisten Konzerte gespielt, die je eine Band für ein Album gespielt hat — nämlich 309 — und seid damit ins „Guiness Buch der Rekorde“ gekommen. Hattet ihr es darauf angelegt, den Rekord zu brechen?
Leto: Nein, das ist von ganz alleine passiert. Der Rekord war ein Nebenprodukt unseres unermüdlichen Auf-Tour-Seins. Und ich glaube, wir haben in Deutschland sogar mehr Shows gespielt als in irgendeinem anderen Land auf der Welt außerhalb der USA. Wir haben Deutschland wirklich durchmessen. Und wir sind sehr stolz auf unseren Erfolg in Deutschland, das bedeutet uns sehr viel. Wir haben traumhafte Fans in diesem Land.

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Rock im Park

4.6.2013, 16:10 Uhr

Line-up für Rock im Park 2013

Euer neues Album "Love, Lust, Faith & Dreams" ist stilistisch eine sehr breit gefächerte Platte, es gibt unter anderem orientalische und indische Einflüsse.
Leto: Ich bin durch Indien gereist, um neue Eindrücke zu sammeln. Da ist ganz klar etwas hängengeblieben. Ich habe überall auf der Welt komponiert und aufgenommen. In Deutschland, Indien und sogar in Schladming, mitten in den Bergen in Österreich.

Gibt es in Schladming etwa ein Aufnahmestudio?
Leto: Nein, ich hatte meine eigene Ausrüstung dabei, die nehme ich immer und überall mit hin, um sie in meinem jeweiligen Hotelzimmern aufzubauen Schladming war echt schweinekalt, dort spielten wir die allerletzte Show unserer Tour. Da sind immer auch Soundexperten dabei.

Fährst du im Winter auch Ski?
Leto: Snowboard. Ich denke, du wärst beeindruckt, wenn du mich auf dem Board siehst (lacht). Sagen wir, ich fühle mich auf einem Snowboard sehr wohl. Mir macht es irre viel Spaß, damit durch die Berge zu pflügen.

Du brauchst das Adrenalin, was?
Leto: Bin ich ein Adrenalin-Junkie? Hmm, ich glaube eher nicht. Ich liebe es insgesamt, meine Träume zu leben. So unterschiedliche Erfahrungen Snowboarden und Livespielen auch sind — es sind beides Dinge, die ich extrem gerne tu. Vielleicht brauche ich diese Spannung in meinem Leben. Ich kann ein sehr ruhiger Kerl sein, aber bei diesen Unternehmungen explodiere ich förmlich. Ich bin kein Psychologe in eigener Sache, aber es scheint so zu sein, als bräuchte ich beides: Die Ruhe und die Kraft (lacht).

Woraus bestand die Herausforderung bei "Love, Lust, Faith & Dreams“?
Leto: Ich schrieb 70 Songs und nahm die auch alle auf. Das hat mich zwei Jahre meines Lebens gekostet, wenn man so will. Ich sage jetzt mal ganz lässig: Wir haben das Album unseres Lebens gemacht. Besser war ich als Songwriter noch nie.

Wolltet ihr ganz bewusst ein Rockalbum machen, das in den Fußballstadien dieser Welt besonders gut zur Geltung kommt?
Leto: Nein, so ist das nicht. Wir sind Träumer, große Träumer, und dies sind Songs, die unsere Phantasie nicht nur beflügeln sondern auch widerspiegeln. Aber es gibt auch winzig kleine Momente auf dem Album, intime Stücke, sehr still und akustisch.

Stand das Thema von Anfang an fest?
Leto: Ja, das Thema ist sehr wichtig für mich und es steht essenziell für den Punkt, an dem ich mich gerade in meinem Leben befinde. „Love, Lust, Faith & Dreams“ sind die zentralen Schrauben, die mein Leben zusammenhalten.

Und das heißt jetzt was?
Leto: Das heißt, ohne Liebe, Sex, Treue, Glaube und Träume wäre mein Leben nicht vollständig. All das ist gleich wichtig auf meinem Weg, mich selbst zu erkennen, zu akzeptieren und zu lieben. Das hört sich für dich jetzt vielleicht etwas hochgestochen an, aber ich kann es auch abkürzen. „Love, Lust, Faith & Dreams“ bedeutet für mich in seiner Summe nichts anderes als: Glücklichsein.

 

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