Bangkok kann so brutal sein

29.9.2018, 08:00 Uhr
Bangkok kann so brutal sein

© Meike Kreil

Muay Thai ist der Nationalsport Thailands und eine der vielen Attraktionen der 14-Millionen-Metropole Bangkok. Wer Zeit hat, sollte sich unbedingt einen der Kämpfe anschauen. Ein Erlebnis, über das Mitteleuropäer den Kopf schütteln oder staunen mögen, das aber unvergesslich bleibt.

Da sieht man dann Szenen wie diese: Der Kampfsportler in den roten Shorts liegt am Boden und röchelt. Son Thong bekommt keine Luft, hält sich die Kehle. Er kann nicht mehr aus eigener Kraft aufstehen. Ein Arzt im weißen Kittel stürmt in den Ring, zwei Helfer kommen mit einer Trage angerannt.

Auf der anderen Seite des Rings jubelt der Boxer in der blauen Hose, er reißt die Hände mit den Boxhandschuhen nach oben. Kaen Sak hat seinen Gegner in der dritten Runden k.o. geschlagen. Eigentlich dauert ein Wettkampf fünf Mal drei Minuten, dieser war viel schneller vorbei.

Als Zeichen seines Sieges bekommt Kaen Sak einen Blumenkranz um den Hals und eine Prämie von 100 000 Baht, das entspricht etwa 2 700 Euro. Das Publikum tobt.

Im Rajadamnern-Stadium sitzen in den Zuschauerrängen Familien mit Babys und Kleinkindern, verliebte Pärchen, Touristen, Journalisten, Polizisten in voller Montur. Den Boxsport, der sich aus Jahrhunderte alten traditionellen Kampfkünsten entwickelte, verfolgen sie alle gebannt. Sonntags werden die wichtigsten Kämpfe etwa live im Fernsehen übertragen.

Viel Geld in den Sand gesetzt

Auch wenn es für die meisten Zuschauer nur schwer nachzuvollziehen sein dürfte, welcher der brutalen Schläge am Ende Son Thong zu Fall gebracht hat und was genau los war, als sich die beiden Kämpfer ineinander verkeilt haben. Hauptsache, es gibt eine gute Show.

Diejenigen, die viel Geld auf Kaen Sak gesetzt haben, reiben sich die Hände. Und was wäre Muay Thai ohne Wetten? Dann würde das Zuschauen im Stadion nur halb so viel Spaß machen, und oft geht es um einen Monatslohn Wetteinsatz. Und so lassen die Menschen ihren Emotionen freien Lauf und wedeln mit Wettscheinen umher. Hier dürfen sie das, denn normalerweise halten sich Asiaten mit dem Zeigen ihrer eigenen Gefühle in der Öffentlichkeit zurück. An diesem Montagabend in der Arena sind sie laut, wütend oder himmelhochjauchzend zu Tode betrübt.

Die alles entscheidende Frage lautet: blau oder rot. Die Farbe steht für die beiden Thai-Boxer im Ring, die Shorts in den entsprechenden Farben tragen. Zum Outfit gehören außerdem Bänder um die Oberarme, in die Amulette eingenäht sind. Sie bringen angeblich Glück.

Bangkok kann so brutal sein

© Meike Kreil

Religiöse Symbolik ist ein unverzichtbarer Bestandteil der Kampfkunst, bei der so brutal gefightet wird, dass sich häufig jemand die Knochen bricht oder das Bewusstsein verliert. Denn Thai-Boxer treten mit voller Kraft zu, ins Gesicht, in die Rippen, auf die Beine, um den Gegner zu Fall zu bringen. Sie schlagen beharrlich aufeinander ein, bis der Schiedsrichter die Kämpfer auseinanderdividiert. Da fliegt auch mal etwas kleines Weißes durch die Luft. Ist es ein Zahn oder doch nur ein Teil des Armbands?

Vor jedem Kampf wird ein minutenlanges, friedliches Ritual zelebriert, das zum anschließenden Kampf bis aufs Blut nicht so recht passen mag. Denn die Thai-Boxer schmücken sich mit Blumen, knien nieder, beten zu den Ecken des Rings, um böse Geister zu vertreiben. Wie in Trance tänzeln sie umher, machen Bewegungen, die manchmal komisch anzusehen sind. Eine Mischung aus Kampf und Tanz ist Muay Thai ohnehin. Es gleicht einem Duett, wenn die Sportler antäuschen, ausweichen, in Bewegung bleiben.

Begleitet werden sie von einem kleinen Orchester im Rang. Seine Musik passt sich dem Tempo des Kampfes an. Zeitweise scheint der hektische Takt die Boxer und die Menge noch mehr anzustacheln.

Darf´s noch etwas Grille sein?

Bangkok kann so brutal sein

© Meike Kreil

Chinatown in Bangkok ist ein Erlebnis. Es ist laut, es ist bunt, es ist viel! Der Duft von Gewürzen. Das Blinken bunter Schriftzeichen in Mandarin und Thai. Und: Menschen über Menschen, Stände über Stände, Essen über Essen. Hier gibt es Haifischflossen-Suppe, dort Reisgerichte und da die berüchtigte Stinkefrucht Durian. Ein kleiner, unscheinbarer Stand am Ende einer Seitengasse bietet gegrillte Grillen an.

Ein grimmig dreinblickender Thai verkauft hier Insekten aller Art, aber auch frittierte Frösche und Skorpione am Spieß. Die Touristin fragt sich: Soll ich? Meine Neugier siegt. Schon gestikuliere ich: Eine kleine Grille bitte! Der Verkäufer schaufelt eine Plastikschüssel voll mit "Allerlei von der Insektenwelt" — für umgerechnet zwei Euro. Eine winzige Grille verschwindet in meinem Mund. Ich kaue. Bäh! Das Insekt lässt sich schlecht beißen und schmeckt nicht mal.

Vielleicht ist ja ein ganzer Frosch appetitlicher? Für den brauche ich zwei Bissen, die tatsächlich lecker sind. Frittiert gleicht er Hühnchen. Weil ich nun auf den Geschmack gekommen bin, könnte ich ja der großen Grille noch eine Chance geben . Die ist noch zäher als die erste. Die borstigen Beine lassen sich nur schwer kauen und bleiben für Stunden zwischen den Zähnen hängen. Der Geschmack war es leider auch nicht wert.

Mehr Informationen:
Enchanting Travels Individualreisen, www.enchantingtravels.de, der diese Reise unterstützt hat.

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