Reisen: So kann der Sommerurlaub mit Corona-Regeln aussehen

13.6.2020, 14:48 Uhr
Damit in Corona-Zeiten der Sicherheitsabstand gewahrt bleibt, könnte der Strandaufenthalt für jeden zeitlich begrenzt werden.

© dpa Damit in Corona-Zeiten der Sicherheitsabstand gewahrt bleibt, könnte der Strandaufenthalt für jeden zeitlich begrenzt werden.

Wer will überhaupt noch reisen?

Alle Umfragen sind sich einig: Der größere Teil der Mitteleuropäer ist eher skeptisch und plant dieses Jahr keine große Auslandsreise. Aber jede Fluggesellschaft kennt auch die anderen, die, kaum war der Junitermin ihres Flugs abgesagt, auf Juli umgebucht haben. Reisen bleibt ein Bedürfnis, und für nicht wenige Menschen ist es das Ausbrechen aus dem immergleichen Alltagstrott. Dieses Jahr werden es aber eindeutig weniger sein.

Wird das Reisen teurer?

Momentan sieht es nicht so aus. Flug- und Urlaubspreise für Sommer und Herbst sind im Keller; den Flug nach Thailand bekommt man momentan ab 450 Euro, nach Dubai düst man schon für 280 Euro, Flug und Viersternehotel nach Gran Canaria gibt es unter 400 Euro. Mittel- und langfristig wird es aber wohl anders: "Flugtickets für 19,90 Euro wird es bald nicht mehr geben", sagt der Finanztip-Herausgeber Franz Josef Tenhagen. Denn die Anbieter solcher Billigreisen werden seiner Meinung nach die Krise wirtschaftlich nicht überstehen.


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Mehr Geld für mehr Abstand?

Das klingt logisch, ist aber schon wieder überholt. Die Leitlinien der EU-Kommission sehen nur vor, einen Sitz pro Dreier-Reihe im Flieger freizulassen, wenn die Auslastung das zulässt. Werden mehr Tickets verkauft, dann soll man weiter eng an eng sitzen. Das haben die Airline-Lobbyisten also gut hingekriegt. Vorläufig erwartet die Fachwelt ohnehin wenig Gedränge: Geschäftsreisende werden erst einmal ausbleiben, Lufthansa erwartet frühestens 2022 wieder 80 Prozent des früheren Geschäftsumfangs.

Sind wir erwünscht?

Es ist nicht einmal ein halbes Jahr her, da waren wir es gewohnt, dass unser deutscher Reisepass das Sesam-öffne-dich für mehr als 190 Staaten war. Aber die Zeit der offenen Grenzen ist vorerst vorbei. In Namibia, auf den Bahamas und in Sydney gingen erboste Menschen auf die Straße, um gegen Touristen zu protestieren.

Aber nicht mehr, weil sie den Overtourismus bringen, sondern jetzt aus Angst vor dem Virus. Rund um die Erde müssen Reisende sich darauf einstellen, dass sie nicht mehr erwünscht sind. Spaniens Tourismusministerin hat bereits klargestellt, dass ankommende Gäste "kein erhöhtes Infektionsrisiko" bedeuten dürfen. Ihr türkischer Kollege will nur noch Gäste mit Gesundheitszeugnis empfangen. Und Donald Trump sagt sowieso, dass das chinesische Virus aus Europa kam und deshalb die Grenzen weiter dicht bleiben.

Veranstalter im Vorteil

Komplizierte Individualtrips dürften auf absehbare Zeit schwierig bleiben. Größere Chancen gibt die Welttourismusorganisation UNWTO der klassischen Pauschalreise: Reiseveranstalter schaffen es, komplette Reiseprozesse zu realisieren und dem Urlauber einen sicheren Ablauf zu gewährleisten.

Dazu kommt, dass den TUIs und FTIs selbst zahlreiche Ferienanlagen, Flugzeuge und Kreuzfahrtschiffe gehören, die sie mit allen Mitteln zu füllen versuchen werden. Viele werben bereits mit Rückholgarantie, um Kunden die Angst vor einem Festsitzen beim eventuellen nächsten Lockdown zu nehmen.

Die Pauschalreisen-Veranstalter sind auch die Heilsbringer für ferne Urlaubsziele, die sich als "coronafrei" andienen, für Fluggesellschaften, deren Flotte am Boden steht, und für Hoteliers, die ohne Tourismus nicht überleben.


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Slots am Strand

Doch ob pauschal oder auf eigene Faust: Der Urlaub 2020 sieht anders aus als im vergangenen Jahr. Distanzregeln sind der Kern der Verhaltensvorschriften in Corona-Zeiten. Wenn Restaurants und Cafés nur wenige Gäste aufnehmen dürfen, dann wird man in der Regel reservieren müssen. Am Strand und Pool empfiehlt die Europäische Union den Mitgliedsstaaten Slots – also begrenzte Zeitfenster –, damit alle Gäste wenigstens ein oder zwei Stunden auf die Liege dürfen.

Neue Lösungen

Werden sich überhaupt Verbraucher finden, die dieses Jahr Urlaub machen wollen? Die Erfahrung aus bisherigen Krisen sagt: ja. Onlineportale beweisen stets aufs Neue: Was nur billig genug angeboten wird, lässt sich lastminute auch verkaufen. Aber das allein wird nicht reichen. Denn es lahmt ja nicht ein einzelnes Reiseziel oder eine bestimmte Reiseform, es lahmen alle.

Deshalb wird es auch neue und kreative Lösungen geben. Rund um den Globus entstehen neue Hygienekonzepte, werden Strandbäder neu nach dem jeweils gültigen Sicherheitsabstand vermessen; All-inclusive-Anbieter kalkulieren bereits Angebote mit reserviertem Bali-Bett am Pool. Trend wird vermutlich auch serviertes Essen werden – statt dreimal täglich Buffet. Ganz entscheidend dürften sehr großzügige Stornoregeln werden. Gebucht wird nur, wo man bis kurz vor knapp kostenlos zurücktreten kann.


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