Traumhafter Schnee, nur Einheimische auf den Pisten: So sieht es aktuell in Tirol aus

26.1.2021, 10:35 Uhr
Eine Piste am Tiroler Patscherkofel, bestes Wetter und nichts los. Viele wären jetzt gerne dort.

© kristen-images.com / Michael Kri via www.imago-images.de, NN Eine Piste am Tiroler Patscherkofel, bestes Wetter und nichts los. Viele wären jetzt gerne dort.

Ist's für die Tiroler nicht auch mal schön, die Pisten nur für sich zu haben?
Natürlich, Skifahren gehört ja auch zu den beliebtesten Freizeitbeschäftigungen der Tirolerinnen und Tiroler. Die genießen es gerade sehr, auf den Pisten unterwegs zu sein, zumal die Bedingungen ideal sind. Auch deshalb war es den Seilbahnbetrieben so wichtig, aufzusperren: Um zumindest den Einheimischen ein tolles Angebot zum Bewegen in der frischen Luft zu bieten. Aus Branchensicht freue ich mich aber natürlich trotzdem, hoffentlich bald wieder auch ausländische Gäste bei uns zu begrüßen, wenn die Infektionszahlen dies zulassen.

Wie kann man sich derzeit einen Tag in einem österreichischen Skigebiete vorstellen?
Hier herrschen traumhafte Bedingungen, es ist ja auch viel Schnee gefallen. Es ist allerdings deutlich weniger los als in den vergangenen Jahren – insbesondere unter der Woche. Die kleineren Anlagen rund um den Ballungsraum Innsbruck sind dabei etwas besser besucht als die in den Tiroler Tälern, die sonst viel mehr Gäste aus anderen Ländern hätten. Dort hat man die Pisten manchmal sogar für sich allein. An den Liften muss man kaum anstehen, und wenn doch, sind die Menschen sehr diszipliniert. Sie halten Abstand und tragen FFP2-Masken, das ist Pflicht.


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Und wie steht's um die Verpflegung, die Möglichkeit, sich mal aufzuwärmen?
Die Berggastronomie hat geschlossen. Viele nehmen daher ihre eigene Verpflegung und Getränke in Thermoskannen mit. Take-Away ist nur in den Restaurants und Hütten erlaubt, die auch mit dem Auto erreichbar sind. Dort gibt es Getränke und meist einfache Speisen zum Mitnehmen. Die meisten Skifahrer sind eh nur zwei, drei Stunden auf den Pisten unterwegs, weil die Möglichkeit zum Einkehren und Aufwärmen fehlt.

Haben fast alle Lifte offen oder nur ein paar, weil sich für viele der Betrieb nicht lohnt?
In Tirol haben fast alle Skigebiete geöffnet, wenngleich oft mit etwas reduziertem Angebot. Das passt aber auch zu den vergleichsweise wenigen Skifahrern, es sind ja nur Einheimische da.

Man hört, die Sicherheitskonzepte gingen auf. Vielleicht nur deshalb, weil eh so wenig los ist?
Tirols Seilbahnen haben umfassende Maßnahmen getroffen, um die Sicherheit und Gesundheit der Menschen zu schützen. Die Betreiber achten sehr genau auf die Einhaltung dieser Regeln und haben auch ihre Mitarbeiter geschult. Zusätzlich weisen, Schilder, Bodenmarkierungen, Videos und vieles mehr auf die geltenden Regeln hin.

Bislang scheint das in ganz Tirol gut zu funktionieren, die Menschen sind sehr diszipliniert. Das Tragen von FFP2-Masken beim Anstehen oder in den Gondeln war von Anfang an kein Problem. Uns ist nicht bekannt, dass es seit der Öffnung der Skigebiete zu Weihnachten Probleme in Tirol gab.

Unter Volllast hätte es aber vermutlich andere Bilder gegeben.
Wie die Situation gewesen wäre, wenn noch die Gäste aus dem Ausland dazugekommen wären, lässt sich schwer einschätzen. Ich bin jedenfalls sicher, dass Tirols Seilbahnbetriebe auch damit zurechtgekommen wären – beispielsweise mit Dosierampeln auf den Zufahrtsstraßen oder Online-Reservierungssystemen.

Florian Phleps, Chef und Geschäftsführer von Tirol Werbung

Florian Phleps, Chef und Geschäftsführer von Tirol Werbung © Soulas Oliver

Der Februar ist in normalen Jahren der umsatzstärkste Monat der Skisaison. Wie sehr schmerzt sein Verlust?
Wenn der Tourismus im Februar ausfällt oder nur mit einheimischen Gästen stattfindet, tut das sehr weh. Wir dürfen allerdings nicht vergessen, dass bereits die erste Hälfte der Wintersaison – von November bis Jänner – einem kompletten Ausfall gleichkommt. Wir befinden uns bereits seit Anfang November im Lockdown, Beherbergung und Gastronomie sind seither geschlossen. Gesundheit und Sicherheit der Gäste, Einheimischen und Mitarbeiter haben weiterhin oberste Priorität. Deshalb müssen wir alles tun, um die Infektionszahlen nach unten zu bekommen.

Ganz ehrlich: Haben Sie nicht insgeheim schon die Skisaison 20/21 mit ausländischen Gästen abgeschrieben? Oder gibt's da noch einen Funken Hoffnung?
Die jüngsten Ankündigungen aus Deutschland und den Niederlanden lassen Reisen in den nächsten Wochen, vielleicht Monaten unmöglich erscheinen. Das ist schon eine bittere Pille. Alleine wenn diese beiden Märkte ausfallen, fehlen uns mehr als 60 Prozent aller Übernachtungen im Winter. Wir hoffen aber weiterhin, dass Reisen bei deutlich niedrigeren Infektionszahlen doch noch in dieser Wintersaison möglich sein werden.

Würde es sich denn überhaupt lohnen, etwa von März bis Ostern die Skigebiete noch für einen dann erwarteten Ansturm aufzurüsten?
Das muss jeder Betrieb für sich selbst entscheiden. In den höher gelegenen Skigebieten – allen voran unseren fünf Tiroler Gletschern – dauert die Saison ja bis weit über Ostern hinaus. Auch einige Hotels haben angekündigt, wieder aufzusperren, sobald dies möglich ist. Hier kommt es aber ganz stark auf die Situation in den Herkunftsmärkten und die gesetzlichen Vorgaben zu Quarantänepflicht oder Tests an. Deshalb ist das jetzt noch schwer vorherzusagen.

Gesperrte Hütte am Patscherkofel.

Gesperrte Hütte am Patscherkofel. © kristen-images.com / Michael Kri via www.imago-images.de, NN

Ist der Trend zu immer größer, schneller, weiter wie in anderen Teilen der Reisebranche auch in den Skigebieten nach Corona erst mal vorbei? Wird es nicht Zeit, nachhaltiger zu werden?
Die Tiroler Tourismusbetriebe investieren schon länger vor allem in bessere Qualität statt in Quantität. Themen wie Natur, Freiheit, Gesundheit und Regionalität haben deutlich an Bedeutung gewonnen, und die Corona-Pandemie hat diesen Trend noch einmal verstärkt. Die Formel für die Zukunft wird in einer Kombination aus attraktivem Lebensraum, begehrtem Erholungsraum und zukunftsfähigem Wirtschaftsraum liegen. Und das im Dialog mit der alpinen Natur.

Können Sie bitte konkreter werden?
Manche Projekte beschäftigen sich mit den Themen Klima und Mobilität. Als Tirol Werbung haben wir bereits 2012 mit den Bahnpartnern in Österreich, Deutschland und der Schweiz die Initiative "Tirol auf Schiene" gestartet, um die Anreise der Gäste in den Tirol-Urlaub per Zug zu forcieren.


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Neben einer deutlich gestiegenen Anzahl von Bahnverbindungen und Fernverkehrs-Haltepunkten in Tirol sind daraus konkrete Produkte entstanden wie "Im Nightjet zum Schnee" – ein Nachtzug, der Skifahrer von Wien, Hamburg oder Düsseldorf direkt in Tiroler Skigebiete bringt. Zumindest solange Corona dem nicht im Weg stand.

Das Standortprojekt CLAR (Clean Alpine Regions, d. Red.) hilft, Tirols Tourismusregionen klimafreundlicher zu machen. Mit den Tourismusverbänden Kitzbüheler Alpen, Pitztal, Kufsteinerland und Tiroler Oberland arbeiten zum Beispiel vier Pilotregionen an Maßnahmen zum Klimaschutz, zu mehr Nachhaltigkeit und Energie-Einsparung. Ein weiteres Beispiel ist die Silvrettaseilbahn in Ischgl, die seit dem Winter 2019/20 absolut klimaneutral wirtschaftet. Und da kommt noch viel mehr.

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