Disco-Sterben in Nürnberg: Wie andere deutsche Städte feiern

18.9.2014, 18:48 Uhr
Nürnberg kämpft mit einem Disco-Sterben, die Partyszene konzentriert sich auf wenige Clubs in der Innenstadt. Da ist es immer hilfreich, über den Tellerrand zu schauen. Wie gestaltet sich das Nachtleben in anderen Städten? NZ-Redakteure sind weggegangen in Leipzig, Hamburg, Köln – und London.
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Nürnberg kämpft mit einem Disco-Sterben, die Partyszene konzentriert sich auf wenige Clubs in der Innenstadt. Da ist es immer hilfreich, über den Tellerrand zu schauen. Wie gestaltet sich das Nachtleben in anderen Städten? NZ-Redakteure sind weggegangen in Leipzig, Hamburg, Köln – und London. © Berny Meyer

In Nürnberg wollen die Touristen die Burg sehen und den Schönen Brunnen. In Hamburg die Reeper­bahn. Die Rotlichtmeile ist eine Sehenswürdigkeit. Wenn das Party­machen zum Stadtkonzept gehört, dann beschwert sich keiner, wenn es zu laut ist oder Besoffene durch die Straßen torkeln. Das wollen die Tou­ris sehen. Wer darauf keine Lust hat, der macht eben einen Bogen um St. Pauli. Dort gibt es inzwischen sogar rentnertaugliche Führungen übers verruchte Pflaster und die berühmte Tankstelle musste neuen Stadtwoh­nungen weichen. Wer sich auskennt, zieht deshalb in die Nebenstraßen weiter. Rund um den „Hamburger Berg“ reiht sich eine Kneipe an die andere, immer aus­gestattet mit Bar, Tischkicker und DJ-Pult, dafür am Wochenende kaum noch Platz auf der Tanzfläche. Nürnberger, die sich von den herun­tergekommenen Fassaden nicht abschrecken lassen, erleben, wie Hamburg wirklich feiert.
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In Nürnberg wollen die Touristen die Burg sehen und den Schönen Brunnen. In Hamburg die Reeper­bahn. Die Rotlichtmeile ist eine Sehenswürdigkeit. Wenn das Party­machen zum Stadtkonzept gehört, dann beschwert sich keiner, wenn es zu laut ist oder Besoffene durch die Straßen torkeln. Das wollen die Tou­ris sehen. Wer darauf keine Lust hat, der macht eben einen Bogen um St. Pauli.

Dort gibt es inzwischen sogar rentnertaugliche Führungen übers verruchte Pflaster und die berühmte Tankstelle musste neuen Stadtwoh­nungen weichen. Wer sich auskennt, zieht deshalb in die Nebenstraßen weiter. Rund um den „Hamburger Berg“ reiht sich eine Kneipe an die andere, immer aus­gestattet mit Bar, Tischkicker und DJ-Pult, dafür am Wochenende kaum noch Platz auf der Tanzfläche. Nürnberger, die sich von den herun­tergekommenen Fassaden nicht abschrecken lassen, erleben, wie Hamburg wirklich feiert. © dpa

England erlebt ein großes Knei­pensterben: Die Zahl der Pubs geht seit einiger Zeit um 1000 pro Jahr zu­rück. Auch in der Hauptstadt Lon­don ist das so. Einige Wirte versu­chen inzwischen, die Kundschaft mit etwas zu locken, woran es auf der In­sel noch großen Bedarf gibt: gutes Es­sen. Die Fusion aus Restaurant und Kneipe nennt sich „Gastropub“. Wäh­rend es im Pub – wenn überhaupt – meist nur wenige einfache Gerichte gibt, trumpft die neue „Gastro“-Vari­ante mit hochwertiger Kost auf. Dazu werden nicht die überall erhält­lichen Biere ausgeschenkt, sondern handwerklich produzierte „craft beers“ aus kleinen Hinterhofbrauerei­en. Die Gäste kommen in Strömen.
   Wie so oft warnen inzwischen Beob­achter, dass die trendigen Gastro­pubs den traditionellen Kneipen end­gültig den Todesstoß versetzen wür­den. Weil in der Metropole bezahlba­rer Wohnraum immer knapper wird, verschwinden mit den Arbeitervier­teln tatsächlich auch immer mehr klassische Trinkkneipen.
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England erlebt ein großes Knei­pensterben: Die Zahl der Pubs geht seit einiger Zeit um 1000 pro Jahr zu­rück. Auch in der Hauptstadt Lon­don ist das so. Einige Wirte versu­chen inzwischen, die Kundschaft mit etwas zu locken, woran es auf der In­sel noch großen Bedarf gibt: gutes Es­sen. Die Fusion aus Restaurant und Kneipe nennt sich „Gastropub“. Wäh­rend es im Pub – wenn überhaupt – meist nur wenige einfache Gerichte gibt, trumpft die neue „Gastro“-Vari­ante mit hochwertiger Kost auf. Dazu werden nicht die überall erhält­lichen Biere ausgeschenkt, sondern handwerklich produzierte „craft beers“ aus kleinen Hinterhofbrauerei­en. Die Gäste kommen in Strömen.

Wie so oft warnen inzwischen Beob­achter, dass die trendigen Gastro­pubs den traditionellen Kneipen end­gültig den Todesstoß versetzen wür­den. Weil in der Metropole bezahlba­rer Wohnraum immer knapper wird, verschwinden mit den Arbeitervier­teln tatsächlich auch immer mehr klassische Trinkkneipen. © dpa

Kölner haben generell bessere Lau­ne als die meisten Deutschen. Und wenn sie schlechte Laune haben, dann unternehmen sie etwas dage­gen. Dass Kölner ein feierfreudiges Volk sind, ist dem Rest der Republik vor allem durch den Karneval bekannt – aber der ist nur einmal im Jahr. Die Lebensfreude will auch an den anderen Tagen gelebt werden, und es gibt ausreichend Kreative in Köln, die über guten Geschmack ver­fügen. Deshalb kann man sich in eini­gen Ecken (Belgisches Viertel, Süd­stadt) vor netten Cafés, Restaurants, Kneipen und Bars kaum retten.
 
 Das Nachtleben ist sauber aufge­teilt: In den großen Läden am Hohen­zollernring feiern die, die es nur laut und besoffen mögen. Scharenweise Junggesellenabschiede machen es selbst um Mitternacht schwer, auf dem Bürgersteig durchzukommen.
 
 Für die vielen Hipster, Nerds und Medienleute gibt es entsprechende Läden, wobei sich die Szenen gerne mischen. Das mag der Kölner: Je bun­ter, desto besser. Gequatscht und gefeiert wird mit jedem. Und den­noch: Süße Bars mit guten DJs, Clubs, die von 20 bis 40 besucht wer­den können und die Tatsache, dass man in jedem Lokal spontan eine Par­ty starten kann, machen Köln zum Paradies für Nachtschwärmer.
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Kölner haben generell bessere Lau­ne als die meisten Deutschen. Und wenn sie schlechte Laune haben, dann unternehmen sie etwas dage­gen. Dass Kölner ein feierfreudiges Volk sind, ist dem Rest der Republik vor allem durch den Karneval bekannt – aber der ist nur einmal im Jahr. Die Lebensfreude will auch an den anderen Tagen gelebt werden, und es gibt ausreichend Kreative in Köln, die über guten Geschmack ver­fügen. Deshalb kann man sich in eini­gen Ecken (Belgisches Viertel, Süd­stadt) vor netten Cafés, Restaurants, Kneipen und Bars kaum retten.

Das Nachtleben ist sauber aufge­teilt: In den großen Läden am Hohen­zollernring feiern die, die es nur laut und besoffen mögen. Scharenweise Junggesellenabschiede machen es selbst um Mitternacht schwer, auf dem Bürgersteig durchzukommen.

Für die vielen Hipster, Nerds und Medienleute gibt es entsprechende Läden, wobei sich die Szenen gerne mischen. Das mag der Kölner: Je bun­ter, desto besser. Gequatscht und gefeiert wird mit jedem. Und den­noch: Süße Bars mit guten DJs, Clubs, die von 20 bis 40 besucht wer­den können und die Tatsache, dass man in jedem Lokal spontan eine Par­ty starten kann, machen Köln zum Paradies für Nachtschwärmer. © dpa

Leipzig lebt. Und wie! Obwohl die Stadt von ihrer Größe vergleichbar mit Nürnberg ist, ist das Flair ein ganz anderes. Das liegt sicher auch in ihrer Weitläufigkeit. Wer hier aus­geht, wird dennoch keine Probleme haben, eine gute Bar oder ein gutes Café zu finden. Es gibt nicht mal hier oder da eine gute Kneipe, sondern es sind gleich ganze Straßen mit einer beachtlichen Häufung. Wenn es einem also irgendwo nicht gefällt, wenn es zu voll ist, kann man weiter­ziehen.Die größte Kneipendichte findet sich in der Innenstadt im Barfußgäss­chen. Hier reiht sich Kneipe an Knei­pe. Und auf dem Asphalt Stuhl an Stuhl, Tisch an Tisch. Das wahre Szene-Leben läuft allerdings woan­ders. Mittlerweile beinahe etabliert ist die Karl-Liebknecht-Straße, im Volksmund auch liebevoll „Karli“ genannt. Noch angesagter ist derzeit die Gegend um die Karl-Heine-Stra­ße in Plagwitz, wo sich aus einem alten Industrieviertel eine coole Wohngegend herausgeschält hat. In der Nähe zum Kanal und der alten Baumwollspinnerei, in der viele Künstler ihre Ateliers haben, lässt es sich wunderbar weggehen. Das Beste ist: Wenn es am schönsten ist, darf man noch bleiben. Leipzig hat keine offizielle Sperrstunde. Falls es sich noch nicht herumgesprochen haben sollte: Leipzig is the new Berlin. Und gar nicht so weit von Nürnberg ent­fernt, wie die meisten glauben.
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Leipzig lebt. Und wie! Obwohl die Stadt von ihrer Größe vergleichbar mit Nürnberg ist, ist das Flair ein ganz anderes. Das liegt sicher auch in ihrer Weitläufigkeit. Wer hier aus­geht, wird dennoch keine Probleme haben, eine gute Bar oder ein gutes Café zu finden. Es gibt nicht mal hier oder da eine gute Kneipe, sondern es sind gleich ganze Straßen mit einer beachtlichen Häufung. Wenn es einem also irgendwo nicht gefällt, wenn es zu voll ist, kann man weiter­ziehen.

Die größte Kneipendichte findet sich in der Innenstadt im Barfußgäss­chen. Hier reiht sich Kneipe an Knei­pe. Und auf dem Asphalt Stuhl an Stuhl, Tisch an Tisch. Das wahre Szene-Leben läuft allerdings woan­ders. Mittlerweile beinahe etabliert ist die Karl-Liebknecht-Straße, im Volksmund auch liebevoll „Karli“ genannt. Noch angesagter ist derzeit die Gegend um die Karl-Heine-Stra­ße in Plagwitz, wo sich aus einem alten Industrieviertel eine coole Wohngegend herausgeschält hat. In der Nähe zum Kanal und der alten Baumwollspinnerei, in der viele Künstler ihre Ateliers haben, lässt es sich wunderbar weggehen. Das Beste ist: Wenn es am schönsten ist, darf man noch bleiben. Leipzig hat keine offizielle Sperrstunde. Falls es sich noch nicht herumgesprochen haben sollte: Leipzig is the new Berlin. Und gar nicht so weit von Nürnberg ent­fernt, wie die meisten glauben. © dpa

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