So haben Frankens Vollzeit-Politiker promoviert

18.2.2011, 16:09 Uhr
Nein, nebenbei ging bei ihm gar nichts. Der Nürnberger Oberbürgermeister  Ulrich Maly, magna cum laude zum Doktor der Volkswirtschaft promoviert, hat insgesamt drei Jahre an seiner Doktorarbeit gesessen, und zwar ausschließlich. Nebenbei SPD-Vollzeitpolitiker? „Ich hätte es nicht gekonnt, neben der Politik zu promovieren, weil es für mich ein Vollzeitjob war, die Promotion zu machen.“ Jeder, der das trotzdem mache, ringe ihm Bewunderung ab. „Vielleicht gibt es Begabungen, die das können.“
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Nein, nebenbei ging bei ihm gar nichts. Der Nürnberger Oberbürgermeister Ulrich Maly, magna cum laude zum Doktor der Volkswirtschaft promoviert, hat insgesamt drei Jahre an seiner Doktorarbeit gesessen, und zwar ausschließlich. Nebenbei SPD-Vollzeitpolitiker? „Ich hätte es nicht gekonnt, neben der Politik zu promovieren, weil es für mich ein Vollzeitjob war, die Promotion zu machen.“ Jeder, der das trotzdem mache, ringe ihm Bewunderung ab. „Vielleicht gibt es Begabungen, die das können.“

Oder Doktoranden, die eine strenge Gattin haben, so wie der ehemalige bayerische Ministerpräsident Günther Beckstein, zum Doktor der Rechtswissenschaften magna cum laude promoviert: „Ich habe es neben den Tätigkeiten im Landtag und als Rechtsanwalt gemacht, aber der Landtag war damals noch kein Ganztagesjob“, erzählt der CSU-Politiker. „In der letzten Phase hat mich meine Frau unendlich hineingetrieben, weil sie gesagt hat, sie hält es nicht aus, dass jeder Feiertag kaputt ist, weil man an dem Ding sitzt. Dann hab ich über Monate hinweg nachts nach zehn bis früh um drei gearbeitet, um die Dissertation fertigzustellen. Insgesamt habe ich sechs Jahre daran gesessen.“ Zu seiner Zeit gab es noch nicht mal Kopiergeräte. Beckstein musste alles handschriftlich auf Karteikarten festhalten, dann auf ein handschriftliches Manuskript, das gegen Honorar abgetippt wurde. Zur heutigen Situation sagt er: „Vieles ist über das Internet zugänglich, da kopiert man es und macht es nicht mehr als Exzerpt kenntlich. Dann hat man vielleicht gar nicht parat, dass es ein Zitat ist.“
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Oder Doktoranden, die eine strenge Gattin haben, so wie der ehemalige bayerische Ministerpräsident Günther Beckstein, zum Doktor der Rechtswissenschaften magna cum laude promoviert: „Ich habe es neben den Tätigkeiten im Landtag und als Rechtsanwalt gemacht, aber der Landtag war damals noch kein Ganztagesjob“, erzählt der CSU-Politiker. „In der letzten Phase hat mich meine Frau unendlich hineingetrieben, weil sie gesagt hat, sie hält es nicht aus, dass jeder Feiertag kaputt ist, weil man an dem Ding sitzt. Dann hab ich über Monate hinweg nachts nach zehn bis früh um drei gearbeitet, um die Dissertation fertigzustellen. Insgesamt habe ich sechs Jahre daran gesessen.“ Zu seiner Zeit gab es noch nicht mal Kopiergeräte. Beckstein musste alles handschriftlich auf Karteikarten festhalten, dann auf ein handschriftliches Manuskript, das gegen Honorar abgetippt wurde. Zur heutigen Situation sagt er: „Vieles ist über das Internet zugänglich, da kopiert man es und macht es nicht mehr als Exzerpt kenntlich. Dann hat man vielleicht gar nicht parat, dass es ein Zitat ist.“

Sein ehemaliger Konkurrent um den Chefsessel in der Stadt, Dr. Peter Schönlein, wurde ebenfalls mit Bestnoten promoviert. „Sittliches Bewusstsein als Handlungsmotiv bei römischen Historikern“ hat der SPD-Mann auf mehr als 200 Seiten erforscht. Lange bevor er OB wurde. „Da müssen Sie meine ganz bescheidenen geistigen und sonstigen Fähigkeiten berücksichtigen“, meint er kokett in Erinnerung an knapp drei Jahre, ununterbrochen in Bibliotheken und am Schreibtisch. „Ich habe so gut wie ausschließlich täglich den ganzen Tag lang daran gearbeitet, nur am Sonntagnachmittag habe ich bloß zwei Stunden dran gesessen.“ Und kann sich dann einen kleinen Seitenhieb nicht verkneifen. „Mir persönlich ist es ein Rätsel, wie man das neben einem Vollzeitjob als Politiker machen kann. Bei dem Zeitaufwand und der Intensität, mit der man sich in die Materie einarbeiten muss.“ Schönlein hat damals alle seine Quellen, die römischen Historiker, im Original gelesen. „Da war auch keine Gefahr gegeben, dass ich was abschreibe“, sagt er mit Blick auf die „Generation Kopieren und Einfügen“, die mit zwei Tastendrücken am Computer ganze Texte speichert und mitunter als eigene wissenschaftliche Leistung ausgibt. „Es ist schwer vorstellbar, eine Dissertation nebenher zu leisten, es ist fast ein Wunder, aber bei genialen Menschen mag es solche Wunder geben.“
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Sein ehemaliger Konkurrent um den Chefsessel in der Stadt, Dr. Peter Schönlein, wurde ebenfalls mit Bestnoten promoviert. „Sittliches Bewusstsein als Handlungsmotiv bei römischen Historikern“ hat der SPD-Mann auf mehr als 200 Seiten erforscht. Lange bevor er OB wurde. „Da müssen Sie meine ganz bescheidenen geistigen und sonstigen Fähigkeiten berücksichtigen“, meint er kokett in Erinnerung an knapp drei Jahre, ununterbrochen in Bibliotheken und am Schreibtisch. „Ich habe so gut wie ausschließlich täglich den ganzen Tag lang daran gearbeitet, nur am Sonntagnachmittag habe ich bloß zwei Stunden dran gesessen.“ Und kann sich dann einen kleinen Seitenhieb nicht verkneifen. „Mir persönlich ist es ein Rätsel, wie man das neben einem Vollzeitjob als Politiker machen kann. Bei dem Zeitaufwand und der Intensität, mit der man sich in die Materie einarbeiten muss.“ Schönlein hat damals alle seine Quellen, die römischen Historiker, im Original gelesen. „Da war auch keine Gefahr gegeben, dass ich was abschreibe“, sagt er mit Blick auf die „Generation Kopieren und Einfügen“, die mit zwei Tastendrücken am Computer ganze Texte speichert und mitunter als eigene wissenschaftliche Leistung ausgibt. „Es ist schwer vorstellbar, eine Dissertation nebenher zu leisten, es ist fast ein Wunder, aber bei genialen Menschen mag es solche Wunder geben.“

Ein tiefer Seufzer entringt sich Klemens Gsell, doktorierter Jurist und CSU-Schulbürgermeister bei der Erinnerung an die Promotionszeit. „Ich habe die Dissertation auch neben der Politik gemacht, das war aber ein gescheiter Stress“, berichtet er. Und erinnert sich an insgesamt fast zehn Jahre, die er mit den „Rechtsstreitigkeiten um die Reichskleinodien“ verbracht hat. Das Thema habe ihn fasziniert, aber zwischendurch blieb die Doktorarbeit halt immer wieder liegen. Bis zum Entschluss, sie jetzt endlich abzuschließen, da war er schon CSU-Fraktionsvorsitzender im Stadtrat. „Viele Wochenenden, viele Nachtstunden und in den Sommerferien hieß es: Laptop auf den Schoß, eine Kiste Bücher dabei und weiter formuliert.“ Die Note war Dr. Klemens Gsell am Ende egal, Hauptsache es war überstanden.
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Ein tiefer Seufzer entringt sich Klemens Gsell, doktorierter Jurist und CSU-Schulbürgermeister bei der Erinnerung an die Promotionszeit. „Ich habe die Dissertation auch neben der Politik gemacht, das war aber ein gescheiter Stress“, berichtet er. Und erinnert sich an insgesamt fast zehn Jahre, die er mit den „Rechtsstreitigkeiten um die Reichskleinodien“ verbracht hat. Das Thema habe ihn fasziniert, aber zwischendurch blieb die Doktorarbeit halt immer wieder liegen. Bis zum Entschluss, sie jetzt endlich abzuschließen, da war er schon CSU-Fraktionsvorsitzender im Stadtrat. „Viele Wochenenden, viele Nachtstunden und in den Sommerferien hieß es: Laptop auf den Schoß, eine Kiste Bücher dabei und weiter formuliert.“ Die Note war Dr. Klemens Gsell am Ende egal, Hauptsache es war überstanden.

Dr. Oscar Schneider weiß um die zeitliche Belastung als Abgeordneter und ehemaliger Bundesbauminister. „Als Minister hätte ich sicher nicht die Zeit gehabt zur Promotion, bei meiner Tätigkeit in der Bayerischen Finanzverwaltung wäre es gegangen, man muss aber schon vorgearbeitet haben dazu“, meint er. 
 „Ich habe nach dem Examen als Assessor promoviert und mir für die Promotion fünf Monate unbezahlten Urlaub genommen“, erinnert er sich an die Dissertation, die er in den fünfziger Jahren angefertigt hat. „Ich hatte schon vorgearbeitet gehabt, aber mit der Abfassung der Schriftform habe ich mich allein etwa ein halbes Jahr befasst. Ich habe insgesamt eineinhalb Jahre daran gearbeitet.“
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Dr. Oscar Schneider weiß um die zeitliche Belastung als Abgeordneter und ehemaliger Bundesbauminister. „Als Minister hätte ich sicher nicht die Zeit gehabt zur Promotion, bei meiner Tätigkeit in der Bayerischen Finanzverwaltung wäre es gegangen, man muss aber schon vorgearbeitet haben dazu“, meint er. „Ich habe nach dem Examen als Assessor promoviert und mir für die Promotion fünf Monate unbezahlten Urlaub genommen“, erinnert er sich an die Dissertation, die er in den fünfziger Jahren angefertigt hat. „Ich hatte schon vorgearbeitet gehabt, aber mit der Abfassung der Schriftform habe ich mich allein etwa ein halbes Jahr befasst. Ich habe insgesamt eineinhalb Jahre daran gearbeitet.“

Lebensminister Dr. jur. Markus Söder lässt über seine Pressesprecherin ausrichten: „Die Doktorarbeit ist eine unendliche Fleißarbeit, viele Wochenenden und lange Abende bin ich mehrere Jahre dran gesessen.“ Er habe viel Zeit im Bayerischen Hauptstaatsarchiv verbracht, um alte Quellen auszuwerten. „Es hat lange gedauert und war ein aufwendiger Prozess. Ich war froh, als ich es endlich geschafft hatte.“
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Lebensminister Dr. jur. Markus Söder lässt über seine Pressesprecherin ausrichten: „Die Doktorarbeit ist eine unendliche Fleißarbeit, viele Wochenenden und lange Abende bin ich mehrere Jahre dran gesessen.“ Er habe viel Zeit im Bayerischen Hauptstaatsarchiv verbracht, um alte Quellen auszuwerten. „Es hat lange gedauert und war ein aufwendiger Prozess. Ich war froh, als ich es endlich geschafft hatte.“

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