Suzuki Jimny 1.5 Allgrip: Kraxler im Kleinformat

16.10.2019, 09:37 Uhr
Suzuki Jimny 1.5 Allgrip: Kraxler im Kleinformat

© Hersteller

Wie er aussieht: Sympathisch. Auf der Kleinstwagen-Kürze von 3,65 Metern zeigt der dreitürige Jimny klare Kante und weist jedwede SUV-Softness weit von sich. Authentische Geländewagen-Optik also, mit Reserverad am Heck und einer Front, an der senkrechte Streben im Kühlergrill und freundliche Kulleraugen das Jeep-Styling zitieren. Das gefällt neben der natürlichen Käufergruppe aus Jägern, Forstschaffenden oder Landwirten auch einer lifestyleorientierten Kundschaft. Der Jimny ist ein charakterstarkes Original, das als kleiner Bruder von Land Rover Defender, Mercedes G-Klasse oder Jeep Wrangler durchgehen kann.

Wie er eingerichtet ist: Nüchtern. Das üblicherweise gescholtene Hartplastik-Ambiente passt zu einem Offroad-Arbeiter wie dem Jimny, hier kommt es auf Attribute wie "pflegeleicht" und "strapazierfähig" an. Die hohe Position auf (allerdings recht weich gepolsterten) Sitzen erlaubt gute Rundumsicht, leider lässt sich das Lenkrad nicht längs verstellen, was dazu führt, dass sich großgewachsene Fahrer etwas schwer damit zu tun, die rechte Sitzposition zu finden. Auf die Spitze getrieben wird der Purismus nicht, denn Errungenschaften wie Sitzheizung, Multifunktionslenkrad und Infotainment (putzig: die ins Digitale übersetzte Skala der Radiofrequenzen) samt Navi und Freisprecheinrichtung sorgen, teils ausstattungsabhängig, für modernen Komfort. Auf den inzwischen fast überall obligatorischen Start-Stopp-Knopf verzichtet der Jimny, stattdessen findet das schlichte Schlüsselchen ganz klassisch im Zündschloss seinen Platz.

Suzuki Jimny 1.5 Allgrip: Kraxler im Kleinformat

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Wie viel Platz er hat: Wenig. Die vorderen Passagiere können nicht klagen, im Fond des 2+2-Sitzers will man aber nicht länger als nötig ausharren. Praktisch nicht existent ist der Kofferraum mit seinen mehr als bescheidenen 85 Litern Fassungsvermögen. Tipp: Die Rücksitzlehnen umgeklappt lassen und dann 377 Liter nutzen. Die robuste Kunststoffoberfläche erweist sich allerdings als sehr glatt, so dass das Ladegut unkontrolliert hin- und herschlittert. Und die seitlich nach rechts aufschwingende Heckklappe gestaltet die Befrachtung in engen Längs-Parklücken schwierig.

Was ihn antreibt: Suzuki bietet für den Jimny ausschließlich einen Vierzylinder-Benziner mit 1,5 Litern Hubraum und 75 kW (102 PS) an, dessen bescheidenes Drehmoment von 130 Nm erst bei 4000 Touren anliegt. Wunderdinge darf man von dem Maschinchen also nicht erwarten, auch wenn es brav hochdreht und beschleunigt. Zur Sprintdauer von 0 auf 100 km/h liefern die Japaner keine Angabe, die werksseitig angegebene Spitze liegt bei 145 km/h. So weit will man es freilich nur ungern kommen lassen, denn dann tost ein Arbeitsgeräusch durchs Cockpit, das Gespräche an Bord nur mit erhobener Stimme möglich macht. Dass der Jimny auf einen sechsten Gang verzichtet, ist da nicht hilfreich. Gegen Aufpreis (1180 Euro) lässt sich eine Automatik ordern.

Suzuki Jimny 1.5 Allgrip: Kraxler im Kleinformat

© ampnet/Suzuki

Wie er sich fährt: Auf der Straße fordert der Jimny seinen Passagieren Nehmerqualitäten ab, rustikal schrappt er über Asphaltflicken, zudem schreit die arg indirekte Lenkung nach einer entschlossenen Hand. Im Gelände aber zeigt der Kraxler, was er kann und wozu er gemacht ist. Ihn abseits ausgewiesener Offroad-Strecken zum Gaudium über Stock und Stein zu scheuchen verbietet nicht nur das Gesetz, sondern auch die Vernunft. Diejenigen, die solches Geläuf von Berufs wegen unter die Räder nehmen müssen, können sich auf den Jimny jedoch rundum verlassen. Dank seiner Bauart (robuster Leiterrahmen, Starrachsen), der hohen Bodenfreiheit, des Böschungswinkels von 36 Grad vorn und 48 Grad hinten sowie des respektablen Rampenwinkels von 27 Grad im Kombination mit Allradantrieb und Geländeuntersetzung matscht und klettert der Mini-Offroader unerschrocken über widriges Terrain. Und auch in der Stadt bietet das 1,2-Tonnen-Leichtgewicht durchaus Vorteile – die kurzen Abmessungen und die gute Rundumsicht erleichtern Parkmanöver. Dass es keine Rückfahrkamera gibt, wird nicht als Manko empfunden.

Was er verbraucht: Nach Norm 6,8 l/100 km, entsprechend 154 g/km CO2. Daraus wird in der Praxis mehr. Unter 7,2 Litern kamen wir nicht davon, gelegentlich näherten wir uns dem zweistelligen Bereich. Mit Start-Stopp-Automatik kann der Jimny nicht dienen. Euro 6d-Temp aber erfüllt er.

Was er bietet: Als Basismodell "Comfort" unter anderem Klimaanlage, Tempomat, Sitzheizung, CD-Radio inklusive DAB und Freisprecheinrichtung, einen gut funktionierenden Fernlichtassistenten, Müdigkeitswarner, Spurhaltewarner, Verkehrszeichenerkennung, Bergan- und abfahrhilfe. Der "Comfort+" fährt mit Klimaautomatik, Laderaumbox, Navi-Infotainment mit Smartphone-Anbindung, beheizbaren Außenspiegeln, LED-Scheinwerfern, Scheinwerfer-Reinigungsanlage sowie Alufelgen vor. Einzeln bestellbare Extras gibt es nicht.

Suzuki Jimny 1.5 Allgrip: Kraxler im Kleinformat

© ampnet/Suzuki

Was er kostet: Ab 17.915 Euro.

Was wir meinen: Der Jimny ist ein ebenso charmanter wie leistungsfähiger Gelände-Kraxler zu einem überaus günstigen Preis. Wer ihn als Lifestyler nutzen will, muss sich aber über die Defizite auf Asphalt im Klaren sein.

Ulla Ellmer

Die Daten des Suzuki Jimny 1.5 Allgrip:

Hubraum 1462 ccm, Zylinder 4, Leistung 75 kW/102 PS bei 6000/min, max. Drehmoment 130 Nm bei 4000/min, Spitze 145 km/h, Beschleunigung 0 auf 100 km/h keine Angabe, Normverbrauch innerorts 7,7, außerorts 6,2, kombiniert 6,8 l S pro 100 km, Testverbrauch 8,1 l S/100 km, CO2-Emission 154 g/km, Schadstoffklasse Euro 6d-Temp, Energie-Effizienzklasse F, Länge 3,65 m, Breite 1,65 m, Höhe 1,71 m, Kofferraum 85 bis 377 l, Kraftstoff-Tank 40 l, Leergewicht 1165 kg, zulässiges Gesamtgewicht 1435 kg, Anhängelast 1300 kg (gebremst), 350 kg (ungebremst). Manuelles Fünfganggetriebe. Hinterradantrieb, Vorderachse zuschaltbar. Versicherungs-Typklassen 11 (KH), 23 (VK), 20 (TK). Preis ab 17.915 Euro.

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