"Hermann"

Berührend, tragisch, aber nur mäßig spannend: So wird der neue "Polizeiruf 110" aus Brandenburg

4.12.2021, 05:55 Uhr
Kommissar Adam Raczek (Lukas Gregorowicz) ist nach dem Ausscheiden seiner Kollegin Olga Lenski (Maria Simon) auf sich alleine gestellt.

© rbb/Maor Waisburd Kommissar Adam Raczek (Lukas Gregorowicz) ist nach dem Ausscheiden seiner Kollegin Olga Lenski (Maria Simon) auf sich alleine gestellt.

Nachdem die Kollegin Olga Lenski (Maria Simon) leider ausgeschieden ist, ermittelt Kriminalkommissar Adam Raczek (Lukas Gregorowicz) jetzt also solo im deutsch-polnischen Grenzgebiet. Der Job führt nach Cottbus, wo ihn mit Alexandra Luschke (Gisa Flake) aber eine alte Bekannte bei den Ermittlungen unterstützt: Dort wird eine Frauenleiche im Bauschutt gefunden. Daniela Nowak starb an ihrem Arbeitsplatz: Sie war Bauingenieurin der Firma Winkler, die Häuserblocks luxussaniert.

Klar ist schnell: Ihr Tod hat etwas mit den ungeklärten Besitzverhältnissen eines der Häuser zu tun. Das gehörte einst der jüdischen Familie Spielmann, die nun Ansprüche darauf erhebt. Aber auch Elisabeth Behrend, die in dem Haus aufgewachsen ist, und ihr Sohn, bestehen darauf, die rechtmäßigen Besitzer zu sein. Und beide Seiten hatten von Nowak den Hinweis, dass sie im Besitz von Dokumenten aus der Nazizeit sei, die Klarheit in das Dunkel bringen. Die Frage ist nur, zu wessen Gunsten?

Es geht in diesem „Polizeiruf 110“ um die schwierige Frage der Restitution, also der Rückerstattung von geraubtem jüdischen Eigentum nach dem zweiten Weltkrieg. Speziell im Osten. Bis heute. Denn in Cottbus tobt tatsächlich unter anderem ein Streit um Parzellen, die einst jüdischen Siedlern gehörten. Ein Schlichter ist eingesetzt, Rechtsradikale machen Stimmung gegen „Juden, die in Cottbus Deutsche aus ihren Häusern vertreiben“.

Jagd nach den Verträgen

Diese aktuelle gesellschaftspolitische Dimension bleibt in dem Film aber unterbelichtet. Er konzentriert – berührend gespielt – auf die beiden Zeitzeugen und Konkurrenten um das Haus, Zvi „Hermann“ Spielmann (Dov Glickmann) und Lisbeth Behrend (Monika Lennartz). Es geht nicht um allgemeine Fragen der Restitution (die man als Infobasis gut hätte einbauen können, ohne den Film zu überfrachten), sondern um die ganz persönlichen, tragischen Geschichten.

Die eigentliche Krimi-Story in „Hermann“ (Sonntag, 20.15 Uhr, ARD) mit der Jagd nach den verschwundenen Verträgen ist nichts Besonderes, die Umsetzung mäßig spannend, die Besetzung der Nebenrollen nicht durchwegs überzeugend, das Thema aber wichtig: Gute Absicht, mäßiger Film.

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