Impf-Angebot an Jugendliche

Droht Zoff an der Schule nach der Corona-Impfung?

4.8.2021, 10:21 Uhr
Ein Jugendlicher lässt sich beim Arzt gegen Corona impfen.

© Fabian Sommer/dpa Ein Jugendlicher lässt sich beim Arzt gegen Corona impfen.

Der Beschluss der Gesundheitsministerkonferenz, 12- bis 17-Jährigen mehr Corona-Impfangebote, etwa in Impfzentren, zu machen, trifft bei Eltern, Ärzten und Lehrern auf erhebliche Vorbehalte. Schulleiter befürchten Konflikte an den Lehranstalten. Hintergrund: Die Europäische Arzneimittelbehörde EMA hat die Impfstoffe von Biontech und Moderna bereits ab zwölf Jahren zugelassen. In Deutschland empfiehlt die Ständige Impfkommission (Stiko) Impfungen von Kindern trotz politischen Drucks bisher aber nicht allgemein, sondern nur bei höherem Risiko für schwerere Corona-Verläufe - sie sind mit ärztlicher Beratung aber möglich.

Konflikte zwischen Lehrern, Eltern und Schülern?

In Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern hat das neue Schuljahr bereits begonnen, Hamburg folgt am 5. August. Die dortigen Schulleiter rechnen mit Konflikten zwischen Lehrern, Eltern und Schülern durch eine Zunahme von Corona-Impfungen für Zwölf- bis 17-Jährige. "Natürlich wird es im Alltag heftige Diskussionen geben. Darauf müssen sich die Lehrkräfte einstellen", sagte die Vorsitzende des Allgemeinen Schulleitungsverbands Deutschland, Gudrun Wolters-Vogeler. So werde es "erwartbare Konflikte geben um die Frage, ob Impfungen notwendig sind und ob Elternrechte übergangen werden". Zudem werde es "Debatten mit Kindern geben, die Impfungen vielleicht ablehnen oder unbedingt haben wollen".

Im Zusammenhang mit angeordneten Quarantänen könnten sich ebenfalls Konflikte aufbauen, befürchtet die Verbandschefin. Heikel sei zudem die Klärung durch die Schule, welche Kinder und Jugendlichen schon geimpft seien. Sie gehe davon aus, dass die Schulen aus rechtlichen Gründen den Impfstatus einzelner Schüler nicht abfragen dürfen. Die Lehrkräfte müssten sich mit Ratschlägen zur Impfung zurückhalten, sagte Wolters-Vogeler. Das rät auch der Präsident des Deutschen Lehrerverbands, Heinz-Peter Meidinger. "Das ist nicht ihr Zuständigkeitsbereich. Letztendlich müssen das die Eltern nach ärztlicher Beratung selbst entscheiden", so Meidinger.

Auch viele Eltern sehen das Impfangebot an die Kinder sehr kritisch, wie Ines Weber, Vorstandsmitglied im Bundeselternrat, sagt. Sie begründet dies damit, dass die Stiko noch keine Empfehlung gebe und Sicherheit über langfristige Wirkungen des Impfens fehle.

Die Hausärzte haben nach den Worten ihres Verbandsvorsitzenden Ulrich Weigeldt noch keine Rückmeldungen über einen Ansturm von Familien, die sich beraten lassen wollen. Ein sicherer Schulstart müsse auch für ungeimpfte Kinder und Jugendliche mit Präsenzunterricht ermöglicht werden, fordert Weigeldt. "Eines muss klar sein: Es darf unter keinen Umständen nur die beiden Optionen "Impfung" oder "Homeschooling" geben - die Politik muss mehr liefern, das haben die Kinder und Jugendlichen nach dieser entbehrungsreichen Zeit verdient", sagt Weigeldt.

Ministerin steht zum Impf-Angebot

Bundesfamilienministerin Christine Lambrecht verteidigt die Pläne, Kindern und Jugendlichen ein Impfangebot zu machen, um sie so gut wie möglich vor einer Corona-Erkrankung zu schützen. Die Impfung sei freiwillig, die Eltern entschieden darüber mit ihren Kindern eigenverantwortlich, sagt die SPD-Politikerin. "Für unsere Kinder ist es unbedingt notwendig, dass nach den Ferien wieder Präsenzunterricht stattfindet. Deshalb ist eine hohe Impfquote entscheidend - vor allem auch bei den Erwachsenen", fügt Lambrecht hinzu.

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