Polizei Schwabach

Erwin Leitner: Abschied von einer Institution

19.10.2021, 11:58 Uhr
Über 21 Jahre lang war Erwin Leitner (li.) Leiter der Polizeiinspektion Schwabach. Ganz rechts sein Nachfolger Martin Kupka. Dazwischen Leitners Ehefrau Waltraud und Polizeipräsident Roman Fertinger.

© Robert Gerner, NN Über 21 Jahre lang war Erwin Leitner (li.) Leiter der Polizeiinspektion Schwabach. Ganz rechts sein Nachfolger Martin Kupka. Dazwischen Leitners Ehefrau Waltraud und Polizeipräsident Roman Fertinger.

Erwin Leitner war leidenschaftlich gerne Polizist. Er ist aber auch ein begabter Heimwerker. Und er ist vor allem ein begeisterter Schafkopf-Spieler.

Beim Schafkopf ist der Eichel-Ober, im Fränkischen "Der Alte" genannt, der höchste Trumpf. "Ich war also der Eichel-Ober", sagte Erwin Leitner bei seiner Verabschiedung im Markgrafensaal. "Der Alte". Damit macht man zwar auf jeden Fall einen Stich. "Aber der Alte alleine kann natürlich kein Spiel gewinnen", so der scheidende Inspektionsleiter.

Er habe, im übertragenen Sinn, während der vergangenen 21 Jahre immer gute Karten um den höchsten Trumpf herum - sprich ein gutes Team - gehabt. Und deshalb habe man so manches Spiel gewinnen können.

Spitzbübischer Humor

Weil er schon mal dabei war, blieb Erwin Leitner, den schon immer ein spitzbübischer Humor ausgezeichnet hat, bei seinem Lieblings-Kartenspiel. Natürlich habe es auch einige Niederlagen gegeben. "Aber endgültig gewonnen ist das Spiel mit 61", sagte der, wie passend, 61-Jährige. "Kann das Zufall sein oder ist das schon ein Fall für Verschwörungstheoretiker?"

Auch für einige junge Kollegen im Markgrafensaal hatte der scheidende PI-Chef einen Rat parat. "Wenn es welche mit 30 gibt, die schon an die Rente denken, denen kann ich sagen: Mit 30 bist du noch nicht mal aus dem Schneider."

Leitners launige Abschiedsworte hoben sich ab von einer insgesamt eher getragenen Veranstaltung, die Pavel Sandorf und Volker Graf mit passender Musik aus dem Tatort, aus den Inspector-Clouseau-Filmen und aus Blues Brothers untermalten.

Angenehmes Miteinander

Jeder, der ans Mikrophon trat, würdigte das angenehme Miteinander mit dem Polizeioberrat.

Zum Beispiel Polizeipräsident Fertinger, der in den 1980-er-Jahren mit Erwin Leitner gemeinsam im Streifenwagen unterwegs war.

Oder Oberbürgermeister Peter Reiß, der vor allem den Kuchen von Leitners Ehefrau Waltraud in höchsten Tönen lobte.

Oder der Erlanger Polizeichef Peter Kreisel, der auf Leitners "Ruhe in schwierigen Situationen" hinwies.

Und der Personalratsvorsitzende Rainer Hirschmann, der symbolisch vor allen Inspektionsleitern im allgemeinen und vor Erwin Leitner im besonderen den Hut zog. "Man hat es da ja mit vielen verschiedenen Interessen zu tun, die es zu moderieren gilt."

"Das Gesicht der Polizei in Schwabach"

Was bleibt von dem Mann, der 1980 sein Abitur in Hilpoltstein gemacht hat und nach der Bundeswehrzeit sofort bei der Polizei begonnen hat? "Du warst ein verlässlicher Partner und ein hervorragender Chef", konstatierte sein Stellvertreter Patrick Stiegler. Ein Mann "mit Verantwortungsbewusstsein, Kompetenz und Menschlichkeit", fiel Roman Fertinger ein. "Sie waren das Gesicht der Polizei in Schwabach", fand Peter Reiß.

An den Ruhestand nach 40 Jahren und einem Monat bei der Polizei konnte sich Leitner, der im Landkreis Roth zu Hause ist, schon ein bisschen gewöhnen. In den vergangenen Monaten hat er viele der Überstunden abgebaut, die in seinen 21 Schwabacher Jahren entstanden sind. "Jetzt habt ihr ihn wieder", sagte Polizeipräsident Fertinger mit Blick auf Leitners Ehefrau Waltraud und seiner Tochter Silke. Sein Rat an die beiden: "Beschäftigt ihn gut."

Lücke ja, Leerstelle nein

In der Inspektion hinterlässt Erwin Leitner zwar eine Lücke, aber keine Leerstelle. Denn verknüpft mit seinem Abschied war auch die Amtseinführung seines Nachfolgers: Martin Kupka, 45, verheiratet, zwei Kinder, gebürtiger Erlanger, wie Erwin Leitner Eigengewächs der mittelfränkischen Polizei und wie sein Vorgänger inzwischen auch im Landkreis Roth zu Hause, hat Anfang Oktober übernommen.

Dass er einmal eine Inspektion führen würde, sei bei seinem Einstieg in den Polizeidienst eine "utopische Vorstellung" gewesen. Er sei in Schwabach von einem motivierten Team freundlich aufgenommen worden. "Ich freue mich jetzt auf den Job", so Kupka. "Ich habe richtig Lust drauf."

Die Bedingungen sind ja nicht schlecht in Schwabach. Die Stadt gilt, was Kriminalität angeht, als die sicherste kreisfreie Stadt in Bayern mit der niedrigsten so genannten Häufigkeitszahl." Zuständig ist die PI darüber hinaus auch noch für die Gemeinden Wendelstein, Kammerstein und Rohr. Aber darüber mochte Erwin Leitner gar nicht mehr viele Worte verlieren. "Was soll ich sagen, die sind, was Kriminalität angeht, ohnehin auf einer Insel der Glücksseligen."

Möglichst lange genießen

Erwin Leitner wird die Entwicklung "seiner" PI allerdings künftig nur noch aus der Ferne verfolgen. Nächste Woche ist noch einmal eine kleine interne Veranstaltung zu seinem Abschied geplant. Danach zieht er die Uniform endgültig aus.

Um anschließend, so der Wunsch des Personalratsvorsitzenden Rainer Hirschmann, "dem bayerischen Staat möglichst lange auf der Pensionstasche zu liegen".

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