Jahrespräsentation

Vielfalt im Glas: Was fränkische Winzer zu bieten haben

15.6.2022, 08:55 Uhr
Viele Besucher und Besucherinnen zog es ins Germanische Nationalmuseum in Nürnberg, um fränkische Weine zu kosten.

© Stefan Hippel Viele Besucher und Besucherinnen zog es ins Germanische Nationalmuseum in Nürnberg, um fränkische Weine zu kosten.

Während Frankenwein nach wie vor in vielen Ländern geschätzt wird, hat er in Deutschland ein Imageproblem. Zu Unrecht: Im Germanischen Nationalmuseum (GNM) stellten vor kurzem 28 Fränkische VDP-Prädikatsweingüter die ihre Region repräsentierenden Weine vor, angefangen von den Jungweinen 2021 über die gereiften bis zur Klassifikationsstufe "VDP.Große Gewächse" (GG). Und die bringen eine interessante Vielfalt ins Glas.

Aus besten Lagen

Die Bezeichnung "VDP GG" steht für trocken ausgebaute Weine von höchster Qualität aus besten Lagen des jeweiligen Anbaugebietes.

Deren Name ist neben dem des Weinguts und der Rebsorte auf dem Etikett vermerkt. Der "Verband deutscher Prädikatsweingüter e.V." (VDP) geht zurück auf den 1910 gegründeten "Verband Deutscher Naturweinversteigerer e.V.". Dessen Ziel war es, die nach besonderen Qualitätsmaßstäben produzierten Weine der Mitglieder auf Auktionen zu verkaufen.

Der aus einer durch Weinhandel reich gewordenen Frankfurter Familie stammende Dichterfürst Johann Wolfgang Goethe trank mit Vorliebe einfache Würzburger Weine. Hermann Fürst zu Pückler-Muskau (1785 bis 1871), weitgereister Gourmet und Weinkenner, wiederum präferierte Wein aus der Spitzenlage "Würzburger Stein" und lobte speziell den des Bürgerspitals zum Hl. Geist.

Das Weingut mit jahrhundertelanger Tradition ist heute noch alleiniger Eigentümer der etwa 36 Hektar großen besonders steilen Stein-Harfe, die vom VDP als Große Lage klassifiziert ist. Viele Experten sind sich darüber einig, dass die Zukunft dem ökologischen Weinbau gehört.

Doch nur etwa 13 Prozent der 6304 Hektar der von der EU als geschützte Ursprungsbezeichnung anerkannten Weinanbaufläche in der Region sind offiziell ökologisch bewirtschaftet.

Das Würzburger Naturland Weingut "Am Stein" von Sandra und Ludwig Knoll, gebaut in der exponierten Lage "Würzburger Stein", war 2018 Sieger des Bundeswettbewerbs ökologischer Landbau. Im GNM berichtet Antonia Knoll, wie es der Bio-Winzer-Familie 2021 erging. Da sei die Arbeit im Weinberg besonders anstrengend gewesen, sagt sie. Nach den bis in den Mai hinein kalten Nächten seien im warmen Juni die Reben besonders schnell gewachsen, so dass ständig Triebe hätten ausgebrochen werden müssen.

Falscher Mehltau

Die aus dem langanhaltenden Regen in Juli und August resultierende Blattnässe habe zu falschem Mehltau im Weinberg geführt, eine Pilzkrankheit, der im biodynamischen Anbau im Nachhinein kaum etwas entgegengesetzt werden könne. "Wir haben die Hälfte des Ertrages verloren, doch der goldene Herbst hat uns einen kräftigen Wein mit klarer Struktur und zurückhaltender Fruchtnote beschert", bilanziert Knoll.

Eine große Auswahl an Weinen präsentierten im Germanischen Nationalmuseum (GNM) in Nürnberg 28 Fränkische VDP-Prädikatsweingüter.

Eine große Auswahl an Weinen präsentierten im Germanischen Nationalmuseum (GNM) in Nürnberg 28 Fränkische VDP-Prädikatsweingüter. © Stefan Hippel

"Nichts für Anfänger" heißt es beim Bio-Weingut Rudolf May selbstbewusst. Hier vergären die Moste aus handverlesenen kleinen Beeren aus Erster Lage mit "wilden" Hefen im Holzfass. Das Ergebnis: Spannender klarer, frischer, würziger und lagerfähiger Silvaner und Riesling - Restzucker 0,5 Gramm pro Liter.

Neulinge dabei

Neuling im VDP.Franken ist Max Müller in Volkach. Die Müllers bewirtschaften in vierter Generation rund 18 Hektar Reben in der Top-Lage "Eschenbacher Lump" - steile Hänge mit bis zu 70 Grad Steigung, eine Formation, die an einen Hohlspielgel erinnert. Die Kessellage fängt warme Sonnenstrahlen ein und hält kalte Winde ab. Daraus resultieren große Weine mit harmonischem Süße-Säure-Spiel. "Der 2021er Silvaner wird erst in ein bis zwei Monaten verkauft", heißt es beim Weingut Johann Ruck. Die Jugend des Weißweines sei kein Kriterium für Güte; guter könne lange getrunken werden. Die Fassprobe ist jedenfalls schon vielversprechend. Der Sauvignon Blanc, der bei Ruck Muskat Silvaner heißt, hat nichts zu tun mit dem Neuseeländischen. Er spiegelt vielmehr den Charakter seiner Anbaulage wider.

Paul Weltner hat sich eigentlich auf Silvaner spezialisiert. Seit zwei Jahren aber baut er, wie er sagt, als "Brücke zum Silvaner", auf einem halben Hektar die Rebsorte Chardonnay an. Daraus entsteht ein frischer und mineralischer Weißwein, der zu Terrinen, Fisch, Muscheln, hellem Braten und Käse harmoniert.

Mit einem Probierglas in der Hand hat sich Hauke Hellbach zusammen mit Janine Föry im GNM auf die Weinprobe der besonderen Art begeben. Hellbach, einer der besten Sommeliers Deutschlands, zeigt sich überzeugt von der Kreativität der Fränkischen VDP: "In unserem Restaurant Alexander Herrmann by Tobias Bätz in Wirsberg gibt es inzwischen ausschließlich Weine aus Franken, sie passen am besten zu unserer Küche."

Mehr Informationen in unserer Rubrik Essen und Trinken!

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