"Schwarzenbruck will das ICE-Werk nicht"

ICE-Werk: Bahn schlägt zwei weitere Standorte vor

5.5.2021, 12:04 Uhr
ICE-Werk: Bahn schlägt zwei weitere Standorte vor

© Google Maps, Daniel Frasch

Dass die Suche nach einem geeigneten Standort für ein Bauwerk dieser Größenordnung schwierig werden dürfte, davon gingen sie bei der Deutschen Bahn wohl von Beginn an aus. Ob die Verantwortlichen allerdings ahnten, wie viel Widerstand sich tatsächlich gegen das geplante ICE-Werk regen würde? Ganz gleich, ob Nürnberg-Altenfurt/Fischbach oder die ehemalige Heeresmunitionsanstalt in Feucht: Die Freude über das rund 400 Millionen Euro teure Mammutprojekt hielt sich bislang an beiden potenziellen, von der Bahn ins Auge gefassten Standorten in der Region in Grenzen.

Kein Wunder, immerhin soll das ICE-Werk zwischen 35 und 45 Hektar Fläche verschlingen. Konkret sucht die Bahn eine Fläche, die rund 3,2 Kilometer lang und 450 Meter breit ist oder alternativ eine Fläche mit rund 4,45 Kilometer Länge und einer Breite von 300 Metern. Gigantische Zahlen, die die Größe des Projekts verdeutlichen.

Immerhin: die Flächenplanung für das neue Werk wurde geprüft und optimiert. Ursprünglich hatte der Längenbedarf für das Werksgelände sogar 5,5 Kilometer betragen und wurde nun auf rund 3,2 Kilometer reduziert. Ein kürzeres Werk bedeutet gleichzeitig weniger Fläche, die ihm weichen muss. Doch die verringerte Werkslänge führt nun dazu, dass weitere, bislang nicht relevante Standorte in den Fokus der Bahn gerückt sind, unter anderem Mimberg/Schwarzenbruck und Ezelsdorf.

Wenig Mimberg, viel Schwarzenbruck

Doch speziell der Standort Mimberg – von der Bahn selbst so tituliert – trägt seinen Namen zu Unrecht. Denn schaut man sich das Gebiet auf der recht grob gehaltenen Grafik der Bahn genauer an, kommt auf besagtem Gebiet nur die Fläche südlich von Mimberg in Frage, die sich südlich über die B8 zieht und sich dann westlich, am Industriegebiet Mittellandholz vorbei, in den Wald erstreckt. Die Fläche liegt zu großen Teilen auf Schwarzenbrucker Gebiet.

"Es wäre absoluter Wahnsinn, das Ding da reinzubauen", sagt Schwarzenbrucks Bürgermeister Markus Holzammer (CSU). Zwar stehe er der Mobilitätswende grundsätzlich positiv und offen gegenüber, in dieser Art und Weise jedoch nicht: "Beim besten Willen nicht: In diesem Gebiet haben wir verschiedene Biotope, ein Naturschutzgebiet, ein Vogelschutzgebiet, ein Naherholungsgebiet, den Rolandgraben. Es wäre ein unvorstellbarer Eingriff in die Natur, es ist Wahnsinn, was da an Natur zerstört werden würde", ist Holzammer überzeugt.

Am Donnerstag will sich Schwarzenbrucks Bürgermeister vom zuständigen Projektentwickler unterrichten lassen und mehr Planungsdetails erfahren. Im Anschluss soll das Thema im Gemeinderat diskutiert werden. Doch bereits jetzt stellt er klar: "Ich spreche mich ganz klar dagegen aus. Schwarzenbruck will das ICE-Werk nicht haben."Neben der Unterstützung der Gemeinderäte zählt Holzammer dabei auch auf die Unterstützung aus der Bevölkerung. "Wir werden die Bürger dazu aufrufen, Widerstand zu mobilisieren, Unterschriften zu sammeln und zu demonstrieren. Auch die Gründung von Bürgerinitiativen wäre gut und sinnvoll", ist Markus Holzammer überzeugt.

Zwei potenzielle Modelle in Burgthann?

Ähnlich düster wie in Schwarzenbruck würde sich die Situation für die Gemeinde Burgthann darstellen, sollte der Standort Ezelsdorf konkret in Frage kommen. Orientiert man sich an der Skizze der Bahn, soll das Gelände des ICE-Werks ab der Bahnstrecke Nürnberg-Regensburg südwestlich zwischen dem südlichen Zipfel des Espenparks und dem Friedhof Postbauer-Heng verlaufen, die B8 kreuzen und sich schließlich westlich am Kago-Schloss vorbei in den Wald erstrecken.Die andere Option, die denkbar ist: Die Bahn könnte auf Höhe von Bachmühle neue Gleise gen Süden verlegen, diese zwischen Unterferrieden und Oberferrieden verlaufen lassen und das Gelände schließlich südwestlich in Richtung Pyrbaum verlaufen lassen.

Wie Markus Holzammer wird auch Burgthanns Bürgermeister Heinz Meyer (CSU) am Gespräch mit Vertretern der Bahn teilnehmen und sich dabei ein genaues – und vor allem kritisches – Bild machen. Wie eine Sprecherin der Bahn auf Nachfrage des Boten mitteilt, wolle man erst die Gespräche mit den Bürgermeistern am Donnerstag abwarten, ehe man sich an die Öffentlichkeit wendet, um die neuen Standorte zu kommentieren.

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