Der Wolf in Franken: Viehhalter setzen auf Herdenhunde

6.2.2017, 23:53 Uhr
Der Wolf in Franken: Viehhalter setzen auf Herdenhunde

© Horst M. Auer

Es ist ein schöner Zufall, dass im Wappen der Gemeinde ausgerechnet ein Wolf abgebildet ist. Das Raubtier galt früher als Inbegriff der Stärke, erläutert der Bürgermeister von Plankenfels in der Fränkischen Schweiz, Harald Wich. Heute steht der Wolf allerdings eher als Symbol für einen Glaubenskrieg zwischen Artenschützern und dem bäuerlichen Lager. Schrenkersberg ist ein Ortsteil von Plankenfels. Einer der verstreuten Bauernhöfe gehört Norbert Böhmer. Der Besitzer von 100 Rindern betreibt Mutterkuhhaltung nebst Direktvermarktung. Dafür bewirtschaftet er 65 Hektar Weide- und Grünland im weiten Umkreis.

Im Hof der Familie Böhmer drängt sich an diesem Tag eine mehr als 100-köpfige Menschenmenge. Sie kamen auf Einladung des Fleischrinderverbands. Es sind vor allem aber Schäfer, Nutz- und Weidetierhalter. Alle interessiert nur eine Frage: Wie kann ich eine Herde schützen und den Wolf wirkungsvoll abwehren?

Böhmer hat, wie mutmaßlich zuletzt auch ein Schäfer aus Hersbruck, schlechte Erfahrungen mit dem Raubtier gemacht. Seit dem Jahr 2008, so der Bauer, hat er fünf Kälber mutmaßlich an den Wolf verloren. "Die gerissenen Tiere waren schnell komplett weg, deshalb war kein DNA-Nachweis möglich", sagt der Landwirt. Böhmer dachte erst daran, Esel als Herdenwächter anzuschaffen, "doch das funktioniert nur bei Schafen, nicht bei Kühen". Seit dem vergangenen Sommer hat er vier Herdenschutzhunde, davon zwei Jungtiere.

Herdenschutzhunde sind "Mittel der Wahl"

Die Pyrenäen-Berghunde mit dem langen, weißen Fell haben eine imposante Größe - und ein ausgeprägtes Territorialverhalten, gepaart mit einem außergewöhnlichen Schutzinstinkt: Alles, was sich an die ihm anvertraute Herde heranwagt, wird argwöhnisch beobachtet und beim geringsten Anflug einer Gefahr verjagt. Die Hunde sind genetisch darauf programmiert, potenzielle Eindringlinge auf Distanz zu halten, erläutert Hundetrainerin Jennifer Gambietz. Normalerweise reicht Drohverhalten aus, um mutmaßliche Angreifer abzuwehren und in die Flucht zu schlagen.

Böhmers vierbeinige Wächter haben eine halbjährige Anpassungszeit hinter sich. "Die Hunde müssen sich in die Herde integrieren und sollen sich an Menschen gewöhnen", sagt die Trainerin. Dies sei zeitaufwendig, aber machbar. Es sollten immer wenigstens zwei Schutzhunde ("hochsoziale Lebewesen") gehalten werden. Ideal wären mehrere menschliche Bezugspersonen auf dem Hof.

Wenn sich Spaziergänger oder Hundehalter der eingezäunten Weide mit der Herde und den Schutzhunden nähern, ist durchaus Vorsicht angesagt. Doch vor Angriffen von Berghunden seien in der Regel sogar Mountainbiker und Wanderer sicher, berichtet Gambietz von Erfahrungen in touristisch erschlossenen Regionen Spaniens. Dort habe der Einsatz von Schutzhunden eine jahrhundertealte Tradition.

"Herdenschutzhunde sind das Mittel der Wahl", sagt Walter Joswig, der als Vertreter des Landesamts für Umwelt (LfU) aus Hof zum Info-Treffen nach Plankenfels gereist war. Nach seinen Angaben arbeiten derzeit zehn bäuerliche Betriebe in Bayern mit den vierbeinigen Wächtern. Um ähnliche Strukturen wie etwa in Spanien oder auch in der Schweiz aufzubauen, sei "sehr viel Kraft und Energie" nötig.

Verwandte Themen


1 Kommentar