Beim Bieranstich gibt es reichlich Pannen-Potenzial

11.8.2017, 05:59 Uhr

Dabei ist es ganz einfach, wenn man nur ein paar Tipps beachtet. "Die Vorbereitung ist das A und O", sagt Heinz Kühnlein, Biersommelier und Gebietsverkaufsleiter der Neumarkter Lammsbräu, von der heuer das Festbier stammt. Es beginnt beim Bier: Kalt muss es sein und vor dem Anstich mindestens eine halbe Stunde stehen, damit es sich beruhigt. "Das ist nicht anders als bei einer Flasche, die steht direkt nach dem Transport auch unter Druck", sagt Kühnlein.

Schließlich muss der Zapfhahn leichtgängig und gut gefettet sein. Sonst sitzt der Messinghahn zwar bombenfest im Spund, doch lässt er sich nicht öffnen. So geschehen vergangenes Jahr in Freystadt: 20 Minuten dauerte es, bis schließlich das erste Volksfestbier floss.

Zwei Sorten Fässer gibt es, beide bergen unterschiedliches Pannenpotenzial: Bei einem klassischen Spundfass schlug Alois Karl einmal so kräftig zu, das der hölzerne Schrödel barst, so heißt der Innenring im Spundloch, und das Fass sich auf dem Podium entleerte. Albert Löhner hingegen schlug beim Altstadtfest zu zaghaft und pickte den Hahn Stück für Stück hinein.

Bei den neueren Fässern mit Sicherheitsverschluss mit Feder fließt im schlimmsten Fall gar nichts. So geschah es OB Thomas Thumann beim Frühjahrsfest. Er hatte den Hahn leicht schräg eingetrieben, nun war eine Gummidichtung im Weg. Erst als diese durchstoßen war, jeder Schlag wurde höflich mit drei gezählt, füllte sich die erste Maß.

Der perfekte Anzapfer benötigt zwei Schläge, mit welcher Seite des Schlegels ist ganz gleich, doch muss er das abgeflachte Stück des Hahns treffen: Der erste mit Schmackes, der zweite sorgt dafür, dass der Hahn auch wirklich sitzt. Manche Bürgermeister haben den Ehrgeiz, es mit einem Schlag zu schaffen. "Das würde ich niemals machen", sagt Kühnlein.

Den extrem hohen Druck in dem Fass merkt man daran, wie das erste Bier im Krug schäumt. Nach dieser ersten Druckentlastung beginnt man, mit der Ventilschraube an der Oberseite nachzudrehen. Und schon ab dem dritten gezapften Seidla hat man ein richtig schönes Bier, bernsteinfarben mit einer dichten Schaumkrone.

Schraube gelockert

Und seien wir ehrlich: Ein bisschen Show gehört schon dazu. Wenn nichts danebengeht, ist es doch langweilig für die Zuschauer. Man kann allerdings auch nachhelfen: Früher hat man dem Bürgermeister manchmal einen Streich gespielt", sagt Kühnlein. Etwa indem man die Schraube am Hahn lockert, so dass das Bier sofort herausspritzt, oder dass man den Schlegel ansägt, dass er beim ersten Schlag bricht. "Das macht man heute nicht mehr", verspricht Kühnlein. Auch ganz ohne Streich kann immer etwas passieren bis hin zu schweren Verletzungen. So hat sich ein Bürgermeister den Daumen gebrochen, der im Ring des Zapfhahns steckte.

Kein Wunder, dass nicht jeder der Stress-Situation einfach nicht gewachsen ist: Ein Bürgermeister aus dem Nürnberger Umland hat in vielen Jahren nicht ein einziges Mal fehlerfrei angezapft. "Er ist vorher schon so angespannt, dass es nichts werden kann", sagt Kühnlein. "Man braucht schon eine selbstbewusste Haltung." Bei OB Thumann ist ihm dabei nicht bange. "Der hat schon mehrfach bewiesen, dass er es kann."

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