Wahlkreis Amberg

Grüner Direktkandidat will Umbau der Gewerbesteuer einleiten

15.9.2021, 13:00 Uhr
Grüner Direktkandidat will Umbau der Gewerbesteuer einleiten

© Foto: Simone Maass

"Bereit, weil Ihr es seid", lautet der Slogan auf den Wahlplakaten der Grünen, die derzeit überall in Landkreisen Amberg und Neumarkt zu sehen sind. Was glauben Sie, wie bereit denn die Wähler sind im traditionell konservativen Landkreis Neumarkt? Wagen Sie eine Schätzung in Prozent?

Herbst: Natürlich wird es schwierig im Landtagsstimmkreis des bayerischen Finanzministers Füracker der CSU Stimmen abzunehmen. Im Landkreis Neumarkt gibt es viele aktive grüne Ortsverbände, deshalb sehe ich hier ein Potenzial nach oben von ungefähr 20 Prozent.

Jeder Kandidat hat seine Schwerpunkte, losgelöst vom Parteiprogramm. Für was setzen Sie sich besonders ein, wo sehen Sie die Probleme, die es zu lösen gilt?

Herbst: Den Umbau der Gewerbesteuer zu einer gerechten Unternehmenssteuer einzuleiten, damit diese zu einer verlässlichen Einnahmequelle für unsere Städte und Gemeinden wird, sowie die Erhaltung der ländlichen Krankenhausstrukturen.

Wie sind Sie zu den Grünen gekommen? Was war für Sie der auslösende Moment? Wackersdorf, Tschernobyl, Fukushima?

Herbst: Es waren wirklich die Geschehnisse um Wackersdorf, die mich bewogen, bei den Grünen mitzumachen.

Die Grünen treten für ein Mehr an erneuerbaren Energien ein, werfen der bayerischen Staatsregierung vor, durch die 10-H-Regel in Bayern den Ausbau der Windenergie zu verhindern. Wenn 10-H fällt, wo im Landkreis Neumarkt sehen Sie das beste Potential, um noch mehr Windkraftanlagen aufstellen zu können?

Herbst: Der Landkreis Neumarkt hat im Vergleich zu vielen anderen bayerischen Landkreisen mit seinen vielen WKA hier bereits seine Hausaufgaben gemacht. Potenzial sehe ich noch bei den Jurahöhen, sowie bei einem zukünftigen Repowering.

Die Grünen werfen den etablierten Parteien gerne vor, dass sie von weißen alten Männern dominiert sind. Susanne Hierl und Daisy Miranda gehen für die CSU und die Freien Wähler in Rennen, die Grünen haben Sie nominiert. Warum hat sich keine grüne Frau gefunden, die nach Berlin durchstarten will?

Herbst: Wir hatten 2017 bei der BTW mit Yvonne Rösel eine Super-Kandidatin aufgestellt. Nun ist eine Bundestagskandidatur kein Zuckerschlecken, da bleibt sehr viel Zeitaufwand an den Kandidaten und Kandidatinnen hängen. Da muss man sich schon genau überlegen, ob man sich das antun will, vor allem wenn die Chancen gewählt zu werden nicht so großartig sind. Bei der Nominierungsversammlung im Oktober haben sich die drei Kreisverbände im Stimmkreis einstimmig für mich entschieden, vermutlich auch deshalb weil ich als Kommunalpolitiker mit über 30-jähriger Erfahrung über entsprechende Kenntnisse bei Wahlkämpfen verfüge.

Ganz kurz zu Ihrer persönlichen Situation: Sie waren schwer erkrankt, befinden sich jetzt auf dem Weg der Genesung. Wahlkampf unter diesem Vorzeichen zu führen ist schwierig. Wie hoffen Sie, mit Ihren Parteifreunden den Wahlkampf zu stemmen? Trotz aller Digitalisierung lebt dieser doch auch vom persönlichen Kontakt mit den möglichen Wählern.

Herbst: Als der Lockdown heuer im Frühjahr zu Ende ging, wurde bei mir eine Tumorerkrankung festgestellt. Nach einer schweren Operation im Juni werde ich mich noch bis Ende des Jahres in therapeutischer Nachbehandlung befinden. Derzeit ist mein Immunsystem sehr geschwächt, so dass ich auf jegliche Präsenzveranstaltungen verzichte. In dem momentanen Zustand ist es bereits eine Herausforderung, den Anforderungen der virtuellen Aufgaben gerecht zu werden. Dankenswerterweise hat sich unser MdB Stefan Schmidt bereit erklärt, die Präsenz im Kreis Neumarkt zu übernehmen.

Erstaunlich auch: Die Grünen plakatieren mit Robert Habeck im aktuellen Wahlkampf. Setzen Sie auf seine Zugkraft, fürchtet die Partei, dass Annalena Baerbock nach einigen Schnitzern nicht mehr so zieht?

Herbst: Beide sind als Parteivorsitzende bekannt. Warum sollte Annalena Baerbock hier nicht zusätzliche Unterstützung durch Robert Habeck erfahren? Schlimmer ist es doch bei der CSU. In Bayern werden jetzt plötzlich die Großplakate von Armin Laschet, vermutlich wegen der schlechten Umfragewerte, durch Markus Söder ersetzt, obwohl der gar nicht für den Bundestag kandidiert.

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