Skepsis in Pilsach wegen "Chefs Culinar"-Plänen

5.7.2020, 16:00 Uhr
Skepsis in Pilsach wegen

© Foto: Wolfgang Fellner

Bedingt durch die Corona-Einschränkungen war der Zutritt allerdings auf 50 Teilnehmer beschränkt, so dass einige Interessierte wieder den Heimweg antreten mussten.

Jan Meyer sagte, das Familienunternehmen sei auch von der Corona-Krise betroffen. Trotz eines Umsatzrückgangs im April von rund 70 Prozent halte man jedoch an dem Vorhaben fest.In Pilsach sei eine Food-Service-Niederlassung geplant, die zum Beispiel auch Hotels wie das Gasthaus am Schloss in Pilsach beliefert.

In Bezug auf die Entwicklungen rund um Tönnies sagte Meyer, dass es keine Schlachterei in Pilsach geben werde, sondern eine reine Fleischweiterverarbeitung. Die Herkunft des Fleisches sei abhängig vom Bestellverhalten, jedoch lege das Unternehmen Wert auf lokale und regionale Lieferanten.

Meyer sagte, dass bei der Standortsuche unter anderem auch Allersberg im Gespräch gewesen sei, doch die Lage und die bessere Autobahn-Anbindung schließlich den Ausschlag für Pilsach gegeben habe. Chefs Culinar werde hier 80 Millionen Euro investieren.

Der Großteil des Grundstückes wird für das Lager gebraucht, das mit rund 30 000 Quadratmetern zu Buche schlage. Durch die Lage des Grundstücks können die Gebäude nicht eben gehalten werden und deshalb sei eine Terrassierung vorgesehen. In zehn Jahren, wenn alles vor Ort eingespielt sei und man eventuell im Mehrschicht-Betrieb arbeiten möchte, könnte man über eine Gebäudeerweiterung sprechen, doch die Grundstücksgrenze bleibe bestehen.

Meyer sagte, dass hier kein reiner Bauklotz hingestellt werde. Die Geschäftsführung lege Wert auf eine angemessene Begrünung und versuche auch soweit möglich, sich der örtlichen Bebauung anzupassen. Aktuell sei man im Bebauungsplan-Verfahren, als nächste Schritte folgen Baugenehmigung, Bauausschreibung und Baubeginn. Bis Ende 2021 solle der Bauantrag genehmigt sein, eine Inbetriebnahme werde wohl nicht vor 2025 möglich sein. Dies liege vor allem an der aufwändigen Kühltechnik.

Mit der Inbetriebnahme schafft der Lebensmittel-Logistiker über 400 Arbeitsplätze in Pilsach, darunter auch fünfzehn Ausbildungsplätze.

Landschaftsarchitekt Guido Bauernschmitt vom Team 4 aus Nürnberg betonte, der Standort sei gut geeignet, alleine schon durch die Abstände zu den Ortsteilen Laaber und Pfeffertshofen. Weiterhin gebe es wenig Konflikte mit der Natur, das Unternehmen habe bisher rund 2,7 Hektar allein für die Begrünung eingeplant. Trotzdem gebe es eine Festsetzung, wie die Freiflächen naturnah gestaltet werden müssen und wie die Ausgleichsflächen beschaffen sein müssen. Die Gemeinde Pilsach habe auf die Einhaltung aller Naturschutzrichtlinien gedrängt und Chefs Culinar sei bestrebt, sogar etwas mehr zu tun.

Außerdem wurde auf die Straßenschäden in der Gemeinde hingewiesen, diese seien auch durch Lkw entstanden. Der Gemeindechef betonte, dass bei diesem Vorhaben nur überörtliche Straßen betroffen sein werden. Auf die Frage hin, was denn mit Bei den verloren gegangenen Flächen sei man mit den betroffenen Pächtern im Gespräch, um eine Renaturierung zu gewährleisten.

Das Gerücht, dass die Gemeinde Pilsach über 23 Hektar erworben habe, wies das Gemeindehaupt entschieden zurück. Ein Bio-Bauer aus der Gemeinde sagte, dass es "scheinheilig" sei, bestehende landwirtschaftliche Flächen fürs Gewerbe auszuweisen und dass dafür nicht einmal qualifizierte Arbeitsplätze geschaffen werden.

Sowohl Bürgermeister als auch die Vertreter der Citti Gruppe betonten, dass dies nicht der Fall sei und verwiesen auf die unterschiedlichsten Ausbildungsberufe und die anderen Arbeitsplätze. Noch dazu versuche man alles, um die Fläche so gut wie möglich zu begrünen und die Ausgleichsflächen zu schaffen.

Gefordert wurde aus der Runde die Anbindung mit einem Fahrradweg. Der Bürgermeister gab zu, dass in der Gemeinde diesbezüglich einige Lücken bestehen und geschlossen werden müssen. Bei der Abbiegespur für Autos stimme man sich hier mit dem Straßenbauamt ab.

Diskutiert wurde auch über die Zunahme des Verkehrs. Jan Meyer rechnet mit rund 120 Lkw-Fahrten pro Tag, dabei werde der erste etwa vier Uhr morgens starten. Gerechnet werde, dass rund 60 Prozent des Verkehrs über die Bundesstraße komme. Die Bürger fürchten, dass die Lkw vor allem durch Laaber fahren werden, da die Anbindung zur Autobahn über Neumarkt-Ost kürzer sei. Die Lärmbelastung durch die Firma Bärnreuther sei bereits sehr hoch und die Straßen in schlechtem Zustand.

Die Erschließung des Geländes habe der Käufer zu tragen, sagte Bürgermeister Andreas Truber. Man werde das Vorhaben zum Anlass nehmen, für besseren Wasserdruck in Pfeffertshofen zu sorgen. Einige Bürger fürchteten, dass Pfeffertshofen enorm wachsen werde, gerüchteweise um 50 neue Häuser. Diesen Gerüchten erteilte der Gemeindechef eine klare Absage.

Auf Nachfrage sagte Andreas Truber, dass die Finanzierung des Projekts gesichert sei und man sich auch in Zusmarshausen informiert habe, dort sei man seit über 20 Jahren zufrieden mit dem Lager. Weitere Fragen bezog sich auf den Geruch und die Beleuchtung rund um den Bau, doch es werde bis auf die Betriebskantine kein warmes Essen verarbeitet.

Landschaftsarchitekt Guido Bauernschmitt sagte, dass diese Punkte restriktiv im Bebauungsplan festgesetzt seien. Im Bezug auf die Abwassersituation habe es eine Machbarkeitsstudie gegeben, diese sei positiv ausgefallen. Es werde ein Schallgutachten geben, um festzulegen, wie laut es im Gewerbegebiet tagsüber und auch in der Nacht sein darf.

Bürgermeister Truber versprach eine weitere Bürgerversammlung, wenn die Planung konkreter sei.

Das Unternehmen hat 2,7 Hektar allein für die Begrünung eingeplant

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