Karlsgraben-Forschung: Bohren am Graben

9.10.2017, 06:05 Uhr
Karlsgraben-Forschung: Bohren am Graben

© Benjamin Huck

Der Karlsgraben war wohl der erste Versuch, die Wasserscheide zwischen den Fluss­systemen der Donau und des Rheins zu überwinden. Vor über 1200 Jahren ließ Karl der Große den Graben bauen, so viel ist wohl sicher. Dennoch ranken sich noch immer Geheimnisse um diesen Ort.

Vor einigen Tagen war das Landesamt für Umwelt deshalb für Bohrungen am Karlsgraben. Im Osten der Bahnlinie, in der Nähe des Umspannwerks zwischen Grönhart und Dettenheim, bohrten die Arbeiter 30 Meter tief in den Grund und förderten nach und nach jeweils einen Meter lange Bohrkerne zu Tage.

Die ersten sechs Meter gehen lichtgeschützt an ein Labor in Hof. Hier forschen die Archäologen und erhoffen sich Erkenntnisse zur Bodenbeschaffenheit in den Jahren 792/793, als der Karlsgraben mutmaßlich gebaut wurde. „Wir möchten herausfinden, wie die Menschen vor 1200 den Graben erschaffen haben“, erläutert Roland Eichhorn, der Leiter des Geologischen Dienstes am Landesamt für Umwelt.

Unbekannte Technik

Noch immer rätseln die Forscher allerdings über die Geschichte des Bauwerks und wie die Menschen damals herausgefunden haben, dass sie durch einen drei Kilometer langen Kanal eine Verbindung von der Nordsee zum Schwarzen Meer schaffen können.

Denkmalpfleger Jürgen Obmann hofft auf weitere Mosaiksteine aus den Bohrungen, die zur Lösung des Rätsels beitragen. Denn dieser Teil des Karlsgrabens ist bislang noch nicht so genau erforscht. Dabei sollen vor allem die Bodenschichten untersucht werden, die in den vergangenen Jahrhunderten seit den Grabungsarbeiten auf den Grund aufgetragen wurden. „Vielleicht finden wir sogar Überreste von Werkzeugen, das wäre natürlich ein Glücksfall“, sagt Obmann.

Im Labor werden die Proben dann in schummrigem Licht ausgepackt und mit speziellen Testverfahren werden die Rückstände auf ihr Alter hin untersucht. Denn bei der Datierung spielt es eine Rolle, wie viel Licht auf die pflanzlichen Rückstände im Untergrund fällt. Eine Nachbelichtung würde nämlich das Ergebnis verfälschen.

Die restlichen 24 Bohrkerne sind das Fachgebiet der Geologen. Sie möchten einem Rätsel auf den Grund gehen, dass im Erdreich rund um Graben schlummert – ein riesiger urzeitlicher See. Denn beim Einschlag des Meteoriten ins Ries, als der Krater gebildet wurde, flogen Gesteinsbrocken mehrere Kilometer weit in der Gegend umher.

Solche Brocken sollen dann angeblich auch die Altmühl und die Rezat aufgestaut haben und dabei den Rezat-Altmühl-See gebildet haben. Die Geologen vermuten, dass das Gewässer etwa doppelt so groß wie der Bodensee gewesen ist. Nun sollen die Bohrkerne aus etwa 14 Metern Tiefe zeigen, was an dieser Theorie dran ist.

Das Prinzip der Forscher ist dabei ganz einfach. Die Wissenschaftler gehen davon aus, in den Proben Rückstände von marinen Salzwasserorganismen wie Pflanzen oder Fossilien zu finden, die sie eindeutig dem Meer zuordnen können. Wenn sich nun auch noch Überres­te von Pflanzenteilen aus dem Süßwasser finden, könnte das die Theorie des Sees stützen. Diese Ablagerungen werden die Forschern in den nächsten Monaten untersuchen.

Eine Überraschung haben die Arbeiten schon zu Tage gebracht. Eigentlich wollten die Experten bis in 40 Meter Tiefe bohren, da sie dort die etwa 165 Millionen Jahre alte, schwarze Opalinuston-Schicht vermuteten. Die kam aber bereits nach 25 Meter zum Vorschein, weshalb nach 30 Meter mit den Arbeiten Schluss war.

Nach der erfolgreichen Bohrung wurde das Loch, das einen Durchmesser von ungefähr zehn Zentimeter hatte, wieder verfüllt. In den kommenden Monaten analysieren die Wissenschaftler nun die Proben – und machen vielleicht bahnbrechende Entdeckungen.

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