Nach Familiendrama: Ein Medien-Hype in Treuchtlingen

20.3.2014, 08:12 Uhr
Das Familiendrama von Treuchtlingen ist nicht nur eine menschliche Tragödie. Sie sorgte in der Altmühlstadt auch für den größten Medien-Hype seit vielen Jahren.

© dpa Das Familiendrama von Treuchtlingen ist nicht nur eine menschliche Tragödie. Sie sorgte in der Altmühlstadt auch für den größten Medien-Hype seit vielen Jahren.

Die großen Medien überschlagen sich mit Berichten über den Mann, der seine Kinder aus dem Fenster warf. Vor allem im Internet und im Fernsehen überholen sich die selbsternannten Experten für psychische Ausnahmesituationen in ihren Einschätzungen. Und Bürgermeister Werner Baum als Treuchtlinger Stadtoberhaupt kann sich vor Interviewanfragen kaum retten. Der Bayerische Rundfunk hat einen Übertragungswagen auf dem Rathausplatz aufgestellt.

Dabei wird die journalistische Sorgfaltspflicht von dem einen oder anderen Medium leider nicht immer ernst genommen. Nach dem Motto „der frühe Vogel fängt den Wurm“ ist eine Jagd nach den drastischsten Bildern eröffnet und den griffigsten Kommentaren der Nachbarn. Die Faktenlage ist nicht immer das Wichtigste. Dass Treuchtlingen nicht im Landkreis Ansbach liegt, die Hintergründe für die Tat noch nicht sicher bestätigt sind – egal, die Meute hetzt nach der schnellen Nachricht. Und die zählt offenbar auch für die heutige Gesellschaft.

Auf Facebook sind neben der verständlichen Betroffenheit auch viele Töne zu lesen, die eher an die Lynch-Justiz des Wilden Westens im 19. Jahrhundert erinnern. Sie reichen von offenen Beleidigungen fast bis hin zum Aufruf zu Straftaten. Und so erlaubt die schlimme Tat Blicke ins Innerste unserer Gesellschaft, die durchaus beunruhigen können.

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