Treuchtlinger Kläranlage gibt Stadtrat Wunschliste mit

30.6.2020, 06:04 Uhr
Treuchtlinger Kläranlage gibt Stadtrat Wunschliste mit

© Jürgen Leykamm

Zink attestierte der Einrichtung aus dem Jahr 1974 insgesamt "einen guten technischen Stand", was nicht zuletzt daran liege, dass sie "sukzessive modernisiert und saniert wurde". Dies gelte es fortzusetzen, betonte der Kläranlagenchef vor einem knappen Dutzend Führungsteilnehmern. Denn es gebe "Schwachstellen, die dringend beseitigt werden müssen".

Mängel gibt es laut Zink beispielsweise bei der Explosionssicherheit und bei den Blitzschutzanlagen. Außerdem fehle eine Reservepumpe für das Zulaufhebewerk. Sorgen bereite auch ein Verbindungskanal vom Belebungs- zum Nachklärbecken, in dem Schlammablagerungen die Ablaufwerte in die Höhe trieben. Bezüglich der Absturzsicherung in einigen Bereichen der Anlage brauche es ebenso eine Lösung.

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© Foto: Jürgen Leykamm

Schwer im Magen liegt dem Abwassermeister außerdem die Arbeitsorganisation, die an Wochenenden und Feiertagen Alleinarbeit vorsieht. Verletze sich dabei ein Mitarbeiter, könne kein Kollege Hilfe holen. Derzeit sind in der Anlage acht Vollzeitkräfte beschäftigt, dazu kommen eine Teilzeitkraft und ein Auszubildender.

Zink plädierte überdies für eine eigene Klärschlammentwässerung – ein Thema, das den Stadtrat schon länger beschäftigt. Bisher werde der Schlamm extern getrocknet, was auch stets recht günstig gewesen sei, allerdings sinke die Zahl der Unternehmen, die diese Dienstleistung anbieten. "Und die Preise ziehen immer stärker an", so der Abwassermeister. Bei der Verwertung des Schlamms sei zudem eine "Landkreis-Lösung" sinnvoll.

Nicht zuletzt gibt es in der Kläranlage Nachholbedarf bezüglich der Digitalisierung. Die Elektrotechnik sei nun zehn Jahre alt, wie Mitarbeiter Andreas Eisele ausführte. Dies sei im Computerzeitalter eine sehr lange Zeit. "Eigentlich ist sie überholt, für viele Bauteile gibt es keine Ersatzteile mehr", machte er deutlich.

Zu viel Müll in den Toiletten

Sorge bereitet den beiden Mitarbeitern aber auch das Verhalten der Bürger, die ihre Toiletten laut Reinhold Zink immer wieder dafür missbrauchen würden, "ihren Hausmüll illegal zu entsorgen". Das bekommt die für 45.000 Einwohner ausgelegte und von 26.000 Bürgern tatsächlich genutzte Anlage deutlich zu spüren: 65 Kubikmeter an sogenanntem Rechengut fallen jährlich an, werden gewaschen und landen dann, wo sie hingehören: im Hausmüll.

Diese Menge mutet allerdings wiederum klein an, wenn man sie mit der täglichen Abwassermenge von 3500 Kubikmetern vergleicht – die bei Regen auf das Sechsfache ansteigen kann. Das zu bewältigen braucht Energie, und so beträgt der jährliche Stromverbrauch der Anlage stolze 645.000 Kilowattstunden. "41 Prozent davon machen wir über Faulgasnutzung selbst", erklärte Zink allerdings – bevor er im Hebewerk demonstrativ die ohrenbetäubend lauten Pumpen abstellte. Die Störmeldung ließ natürlich nicht lange auf sich warten, sie muss bei trockenem Wetter aber nicht beunruhigen. "Bei Regen kann ein solches Abschalten durchaus gefährlich werden", erläuterte der Abwassermeister. Dann drohen die Becken überzulaufen und die Umwelt zu verschmutzen.

Besser zu nass als zu trocken

Von langen Trockenperioden, wie sie im Zuge des Klimawandels drohen, hält Zink trotzdem wenig. "Das sorgt für schlechten Schlamm, Regen für guten." Zurechtkommen müsse eine Kläranlage mit jeder Witterung – "im Gegensatz zur Biogasanlage, bei der für Gleichmäßigkeit gesorgt werden kann." Die biologische Reinigung ist schließlich das Herzstück der Kläranlage. Hier ist laut Zink eine gute Belüftung wichtig – und teuer, weshalb ausgeklügelte Messtechnik dafür sorgt, dass nicht unnötig viel Luft ins Wasser geblasen wird.

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© Foto: Jürgen Leykamm

Nach der Kläranlage ging es für die Ratsmitglieder weiter zum Bauhof, dessen Leiter Sebastian D'Alessandro der Corona-Pandemie auch Gutes abgewinnen konnte. Wegen der vielen ausfallenden Veranstaltungen könne sich sein 30-köpfiges Team nun um vieles kümmern, was zuvor auf die lange Bank geschoben wurde. Dank des Artenschutz-Volksbegehren müssten außerdem die Grünflächen weniger gemäht werden.

Bei der Betreuung von 115 Wohngebäuden, 49 größeren Heizungsanlagen, 150 Kilometern Straße, mehr als 1500 Parkplätzen, 4000 Bäumen, 33 Spielplätzen und vielem mehr dürfte den Angestellten des Bauhofs die Arbeit dennoch nicht so schnell ausgehen. Und auch der Stadtrat hat nach dem Besuch nun so einiges an Hausaufgaben zu erledigen. . .

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