"Das ist mein Hobby"

Anzeigenhauptmeister in Franken: Internet-Phänomen geht auf Streife - sogar die Polizei macht Fotos

Tobi Lang

Redakteur

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24.3.2024, 14:30 Uhr
Dieses Foto veröffentlichte ein TikToker aus Bamberg. Der Anzeigenhauptmeister posiert, Polizisten fotografieren ihn. 

© TikTok Dieses Foto veröffentlichte ein TikToker aus Bamberg. Der Anzeigenhauptmeister posiert, Polizisten fotografieren ihn. 

"Ich bin der deutsche Anzeigenhauptmeister und ich habe es mir zur Aufgabe gemacht, als Privatperson in ganz Deutschland mindestens einen Falschparker in jeder Stadt und Gemeinde angezeigt zu haben", sagt Niclas Matthei etwas steif in die Kamera. In fast 100 Städten war der 18-Jährige bereits auf Streife - nun tauchte das Internet-Phänomen in Franken auf, genauer in Coburg. Dort begleitete ihn ein Fernsehteam von "Sat1 Bayern" - und dokumentierte die seltsamen Blüten, die der Hype um den selbsternannten Anzeigenhauptmeister mittlerweile treibt.

Wo Matthaei auftaucht, ist Trubel. Gerade unter jungen Leuten ist er beliebt, hat inzwischen eine treue Fangemeinde. Auch in Coburg und später in Bamberg folgte dem Anzeigenhauptmeister eine Menschentraube, er machte Fotos, sorgte ironischerweise zwischenzeitlich selbst für Verkehrsbehinderungen - und sogar einen Unfall. Der 18-Jährige genießt den Ruhm sichtlich. Doch der hat auch Schattenseiten.

Anzeigenhauptmeister in Franken: "Ach, Hobby? Hast du es mal mit arbeiten probiert"

Auch in Coburg gerät der Anzeigenhauptmeister mit einem Autofahrer aneinander, der seinen Transporter einfach am Straßenrand abgestellt hat. "Sie wissen, dass man nicht auf dem Gehweg halten darf?", fragt Matthei den Mann. Der will sich herausreden und weiß gar nicht, wie ihm geschieht. "Das ist mein Hobby", sagt Matthaei. "Ach, Hobby? Hast du es mal mit arbeiten probiert", wirft ihm sein Gegenüber zu. Es sind Szenen, wie es sie mittlerweile fast jeden Tag irgendwo in Deutschland gibt.

Bereits mehrfach geriet Matthei auf seinen Streifen in tätliche Auseinandersetzungen. "Ich habe Angst, dass sie ihn totschlagen, weil er gar nicht mitkriegt, was er da anrichtet", sagte seine Mutter erst kürzlich in einem "RTL"-Interview. Sie will, dass er der Öffentlichkeit den Rücken kehrt, stattdessen eine Therapie macht. "Ich möchte meinem Sohn nicht schaden, ich möchte ihm helfen, aber das sieht er nicht ein."

Tatsächlich erinnert vieles in dem Fall an den Youtuber Drachenlord, der ebenfalls Anti-Fans - sogenannte Hater - um sich schart. Noch immer verfolgen sie den Mann aus dem mittelfränkischen Altschauerberg auf Schritt und Tritt, regelmäßig kommt es auch zu körperlichen Auseinandersetzungen.


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Bekannt wurde Matthei durch eine "Spiegel TV"-Reportage, die im Netz viral ging. Millionen sahen den kurzen Clip - und machten sich über den Anzeigenhauptmeister lustig. Der Vorwurf, der Sender habe den 18-Jährigen vorgeführt, steht im Raum. "Der Film ergötzt sich regelrecht daran, macht sich im typisch blasierten 'Spiegel TV'-Sound lustig über 'Meister Petze', den 'Knöllchenfetischist', den 'Anschwärzer vom Dienst', die 'Nervensäge in Namen von Recht und Ordnung'", kritisiert beispielsweise der Branchendienst "Übermedien".