Sparkasse Erlangen erhöht die Gebühren

28.8.2019, 06:00 Uhr
Sparkasse Erlangen erhöht die Gebühren

© Harald Sippel

Angesichts der umstrittenen Zinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) sieht sich die Kreissparkasse Erlangen-Höchstadt-Herzogenaurach gezwungen, ab 1. Januar 2020 die Gebühren für Girokonten zu erhöhen.

Bislang war das Online-Konto für Privatkunden mit der Bezeichnung "direkt Giro" sogar kostenlos. Für das "classic Giro", bei dem zusätzlich Bankgeschäfte in eine der Filialen, am Telefon oder am Terminal möglich sind, wurde 1, 95 Euro im Monat verlangt. Für beide Modelle fällt ab dem nächsten Jahr eine monatliche Grundgebühr von 3,95 Euro an.

Für eine Online-Überweisung muss beim "direkt Giro" auch weiterhin nichts bezahlt werden. Beim "classic Giro" steigt die Gebühr von 10 auf 15 Cent, falls die Transaktion über das Internet vorgenommen wird. Auch bei einigen weiteren Posten werden die Gebühren erhöht — beispielsweise, wenn der Kunde die Überweisung per Papierformular bei der Sparkasse einreicht.

Vorstandsvorsitzender Johannes von Hebel betonte gegenüber unserer Zeitung, dass man sich diesen Schritt gründlich überlegt habe: "Wir unternahmen lange nichts und versuchten, das Defizit in diesem Bereich anderweitig auszugleichen. Da jedoch keine Änderung der EZB-Politik in Sicht ist, sondern vielmehr die Zinsen noch einmal gesenkt werden dürften, mussten wir handeln."

Das Problem ist, dass die Kundeneinlagen weiter steigen, die Sparkassen und Banken aber hierfür inzwischen Verwahrentgelte an die EZB zu zahlen haben. Alternativen sind unter anderem wegen nötiger Versicherungen gleichfalls teuer.

Von Hebel verwies auf einen offenen Brief, den Helmut Schleweis, der Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes, jüngst an EZB-Chef Mario Draghi geschrieben hat. Danach stelle die jahrelange Politik der ultraniedrigen Zinsen die Regeln der Wirtschaft auf den Kopf: "Wer kann, flüchtet mit seinem Geld in Immobilien. Deren Preise und Mieten steigen. Die Altersvorsorge für Millionen Menschen schmilzt wie Schnee in der Sonne. Sozialversicherungen, Pensionskassen und Stiftungen verlieren jeden Tag viel Geld und damit Leistungsfähigkeit."

"Moderate Erhöhung"

Die geplante Einführung beziehungsweise Erhöhung von Gebühren falle insgesamt moderat aus, hebt Johannes von Hebel hervor. Um die Ausgaben zu minimieren, würden nicht zuletzt durch moderne Technik die Abläufe bei der Kreissparkasse laufend optimiert. Auch wurden ausscheidende Mitarbeiter nicht ersetzt, wenn dies zu verantworten war.

Insgesamt sieht er große Probleme auf die Branche und gesamte Gesellschaft zukommen, falls sich die Europäische Zentralbank zu keiner Trendwende entschließt. "Die Deutschen sind Sparer. Zu einem großen Teil fußt die Absicherung für das Alter auf der Erwirtschaftung positiver Zinsen. Dieses Konzept gerät jetzt ins Wanken."

Zusätzliche Maßnahmen zur Kostenreduktion seien derzeit nicht im Gespräch, stellt der Vorstandsvorsitzende der Kreissparkasse heraus. Ob Filialen aufrechterhalten werden, hänge vor allem von deren Frequentierung ab. Auch sei man stolz, über die gesetzlichen Vorgaben hinaus gemeinnützige Einrichtungen und Projekte in der Region zu unterstützen: "Das würden wir ungern zurückfahren."

Eine Umfrage des sicher nicht voreingenommenen Bundesverbandes für Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien "Bitkom" habe ergeben, dass für Bankkunden eine Beratung durch Fachleute nach wie vor zentral sei. Da die Sparkassen auch über ein sehr gutes digitales Angebot verfügen würden, macht sich Johannes von Hebel keine Sorgen, dass durch die Gebührenerhöhung Kunden in nennenswertem Umfang verloren gehen könnten: "Man muss stets das Gesamtpaket sehen. Da brauchen wir uns vor der Konkurrenz nicht zu fürchten."

Bei den neuen Tarifen für das Girokonto war es der Kreissparkasse Erlangen-Höchstadt-Herzogenaurach wichtig, ein Sozialmodell zu integrieren. Wer einen "Erlangen Pass" besitzt oder den Bezug von Sozialleistungen nachweisen kann, hat lediglich eine Grundgebühr von einem Euro im Monat zu tragen.

Die Sparkasse Erlangen informiert derzeit ihre Online-Nutzer. Kunden, die nicht über ein Online-Konto verfügen, erhalten ab Mitte September ebenfalls schriftlich einen Überblick.

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