Störche

Storchendrama: Höchstadter Experte hat jetzt Erlaubnis zum Zufüttern

1.6.2021, 05:50 Uhr
Ein Archivbild: Edmund Lenz beringt Störche in Höchstadt. Das aktuelle Geschehen mit der verletzten Storchenmutter spielt auf dem Storchenrathaus (hinten). 

© Paul Neudörfer, NN Ein Archivbild: Edmund Lenz beringt Störche in Höchstadt. Das aktuelle Geschehen mit der verletzten Storchenmutter spielt auf dem Storchenrathaus (hinten). 

Dass solche Tierunglücke geschehen, kommt in der Natur immer wieder vor, auch in Storchennestern. Das Höchstadter Nest - eines von 22 in der Stadt - wird aber seit Jahren durch eine Webcam beobachtet. Das Storchenrathaus ist bekannt unter Storchenfreunden in der Region und sogar darüber hinaus. Allein auf der Homepage www.storchennest-hoechstadt.de wurden am Samstag rund 10.000 Klicks registriert.

Was wird aus den Jungvögeln?

"Am 25. Mai 2021 wurde von mehreren Besuchern unserer Webseite berichtet, dass bei der Rückkehr von Anna zum Horst, gegen 19.30 Uhr, das linke Bein blutete und leblos weg hing", ist dort als Eintrag zu lesen. Edmund Lenz, der die Seite betreibt, bestätigte gestern dieser Redaktion: "Das Bein ist gebrochen, das wird auch nichts mehr." Ob die Mutter überleben wird, sei fraglich. Allerdings stellte sich sofort die Frage: Was wird aus den Jungvögeln? Selbst wenn Vater Gerome es schaffen würde, seine Jungen bis zum Ausfliegen gerade so zu ernähren: "Das würde noch lange nicht bedeuten, dass sie später den Flug ins Winterquartier schaffen". Denn geschwächt wären die Tiere allemal.

Die Storchenkamera in Höchstadt

Die Storchenkamera in Höchstadt © Matthias Kronau

Was tun? Die Natur ihr Werk tun lassen, oder eingreifen? Für Edmund Lenz war in diesem Fall klar: Hier kann, hier sollte geholfen werden. Drei Gründe sind maßgeblich. Erstens: Das Storchennest in Höchstadt genießt hohe Aufmerksamkeit, die Menschen sehen und genießen die Teilhabe am Storchenleben. Und lernen dabei vieles über natürliche Zusammenhänge. Zweitens: Die Unterstützung von Tieren in tragischen Einzelfällen sei, so hatte Lenz schon vor Jahren einmal gesagt, keineswegs ein unnötiges Eingreifen in natürliche Vorgänge. Immerhin habe der Mensch in den vergangenen Jahrhunderten die Lebenschancen der Störche immens geschmälert. Drittens: Mit Edmund Lenz ist ein Mann am Werk, der weiß, wie Hilfe für Störche geht. Seit Jahrzehnten engagiert er sich für die Störche im Aischgrund, und mit dem Konzept der "aktiven Horstpflege" hat er gemeinsam mit Michael Zimmermann viel dafür getan, dass der dramatische Rückgang der Population im Aischgrund umgekehrt werden konnte.

Die Stadt hatte Lenz schnell ihre Unterstützung zugesagt (Feuerwehrfahrzeug), doch es musste auch eine Genehmigung der Regierung von Mittelfranken her. Edmund Lenz kontaktierte schon am Tag noch dem Storchenunfall die Ansbacher Behörde, die sich allerdings zunächst reserviert zeigte. Die Idee zu einer Futterstelle, aus der sich die Eltern bedienen können, wurde laut Lenz zunächst abgelehnt wegen des generellen Fütterungsverbotes für Wildvögel (Vogelgrippe).

Hilfe von Privatpersonen behördlich verboten

Der Vorschlag, die Jungvögel oben am Horst mit Nahrung zusätzlich zu versorgen, wurde in einer ersten Reaktion auch abgelehnt, und zwar aus tierschutzrechtlichen Bedenken. Die Gefahr sei groß, dass die Jungtiere aus Nervosität sich aus dem Nest stürzen. Edmund Lenz protestiert schriftlich: "Empörend finde ich, wenn mögliche Hilfeleistungen von Privatpersonen behördlich verboten wird und in Folge dessen Tiere zu Tode kommen."

Mündlich gab es dann für den vergangenen Samstag doch noch die Erlaubnis, im Rahmen einer Beringung die vier Jungtiere zu füttern. Viele Höchstadter beobachteten die Aktion, bei der Gerd Schüpferling die Drehleiter hochfuhr und Hannes Tohol sich mit dem fachlichen Angurten um die Sicherheit des Storchenexperten kümmerte.

Genehmigung mit Auflagen

Gestern folgte nun auch noch die schriftliche Genehmigung. Edmund Lenz wird "aufgrund seiner langjährigen Erfahrung" das Zufüttern gestattet. Auflagen: Sobald die Jungtiere Fluchtinstinkt im Nest entwickeln, muss Lenz seine Versuche einstellen. Sobald eine Außenfutterstelle von den Eltern angenommen wird, muss die Zufütterung am Horst eingestellt werden. Und: Alle hygienischen Auflagen zu einer Seuchenvermeidung müssen erfüllt sein. "Das hätte ich sowieso alles gemacht", ist Lenz erleichtert über die Wendung. Das Wichtigste nun: Die Storcheneltern müssen die Außenfutterstelle finden und annehmen. Rund ein bis zwei Wochen, so schätzt Lenz, müssen die Jungstörche noch unterstützt werden.

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