Asbest in der Schule Hallerndorf: Sanierung geht voran

11.10.2019, 19:00 Uhr
Erst die Maske vor Mund und Nase und dann noch in die weißen Einweg-Anzüge schlüpfen: So durften die Besucher die Hallerndorfer Schule besuchen.

© Sylvia Hubele Erst die Maske vor Mund und Nase und dann noch in die weißen Einweg-Anzüge schlüpfen: So durften die Besucher die Hallerndorfer Schule besuchen.

Bevor Vorarbeiter Eugen Lik die Tür zur Schleuse öffnet, müssen alle gut in ihren Einweganzügen verpackt sein – und die Atemmasken richtig vor Nase und Mund tragen. Erst danach dürfen die Besucher in die Turnhalle der Hallerndorfer Schule.

Ein Gerät fängt an zu rattern und schreibt Zahlen auf einen Papierstreifen. „Dort wird der permanente Unterdruck dokumentiert“, erläutert Lik. Damit keine Schadstoffe ins Freie gelangen können, darf die gesamte Luft aus dem Sanierungsbereich nur über mehrere Filter nach außen. Inzwischen ist das Asbest aus dem Gebäude entfernt. Es befand sich im Fugenkitt zwischen den Fensterrahmen aus Aluminium und der Fassade.

Sämtliche Fenster der Schule wurde untersucht, versichert der Sachverständige Jörg Thumulla. Glücklicherweise verwendeten die Handwerker bei den restlichen Fenstern einen anderen Kitt. Asbesthaltiger Fugenmörtel, Fliesenkleber oder Spachtelmasse wurden früher oft beim Bau eingesetzt. Die Asbestfasern in der Masse machten das Material leichter schleifbar.

Zwar ist in den Flanschdichtungen der alten Lüftungsanlage ebenfalls Asbest vorhanden, doch dieser lässt sich mit einem emissionsarmen Verfahren viel einfacher ausbauen als aus den Fensterfugen, erläutert der Architekt. Der Fachmann weist darauf hin, dass die Fasern „erst dann gefährlich sind, wenn sie ausgebaut werden und damit in die Luft gelangen“.

Jetzt muss noch das in einem anderen Fugenkitt enthaltene PCB aus dem Gebäude entfernt werden. Damit allerdings nicht die gesamte Betonplatte als hochbelasteter Sondermüll unter Tage eingelagert werden muss, wird die Fugenflanke rund fünf Zentimeter dick herausgeschnitten. „Damit sind wir sicher, dass das in das Bauteil diffundierte PCB entfernt ist“, erklärt Architekt Matthias Michel.

Auch rund um die tragenden Säulen wird das PCB entfernt. Anschließend werden sie in Aktivkohle eingepackt und sicher eingekapselt. Die Kohle nimmt den in ihnen enthaltenen Rest-PCB auf und kann bei einer erneuten Sanierung einfach entsorgt werden. Dabei sind die Chlorverbindungen an sich zunächst ungiftig, aber langfristig problematisch, sagt der Architekt: „Das war damals ein ganz hochwertiger Baustoff.“

In der Fugenmasse sorgt es dafür, dass der Kitt bis heute weich und immer noch leicht klebrig ist. Setzt sich ein Baukörper im Lauf der Zeit, macht ein damit versetzter Fugenkitt jede Bewegung mit. Gefährlich ist PCB durch seine chronische Giftigkeit, für die bereits geringe Mengen ausreichend sind. Möglicherweise löst es Krebserkrankungen aus, zudem steht es im Verdacht, hormonell zu wirken. Damit nicht nur die Kinder, sondern auch die am Bau beteiligten Arbeiter sicher sind, wurden „sämtliche Bauteile gründlich untersucht“, bestätigt der Schadstoffgutachter und versichert, dass im Zweifel lieber drei Löcher mehr für Proben gebohrt werden.

Am Samstag, 12. Oktober,  können sich alle Interessierten von den Verantwortlichen über die Schulsanierung der Grund- und Mittelschule Hallerndorf informieren lassen.

Bürgermeister Torsten Gunselmann hat sich entschieden, alles rund um die Schulsanierung in Hallerndorf öffentlich zugänglich zu machen. Im Internet sind sämtliche Gutachten zu finden, ebenso ein zeitlicher Ablauf: www.hallerndorf.de/kreuzberg/ bauplaetze-in-hallerndorf/schulsanierung/

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