Ebermannstadt: Stadtspitze mit Anträgen ausgebremst

20.5.2021, 17:02 Uhr
Ebermannstadt: Stadtspitze mit Anträgen ausgebremst

© Foto: Berny Meyer

Doch Thomas Dorscht (FDP/ BFE) stellte – nach der Vorstellung der geplanten Maßnahmen – den Antrag, dass erst einmal die Bürger über die anstehende Sanierung informiert werden sollten. Dieser Sicht schlossen sich auch die Fraktionsgemeinschaft MOG und CSU/JB mehrheitlich an. Mit zwölf gegen neun Stimmen (NLE, SPD und FW) wurde so der Beschluss vertagt und damit die Sanierung erst einmal hinausgeschoben. Etwas ratlos hakte Meyer nach, über was man denn die Bürgerinnen und Bürger nun informieren solle, wenn es noch gar keinen Beschluss gebe, erhielt aber keine Antwort. Die Ratsmehrheit blieb bei ihrer Ablehnung.

Im Nachhinein betonte WGM-Stadtrat Sebastian Götz gegenüber den Nordbayerischen Nachrichten, dass man mit dieser Abstimmung "nichts blockieren und nichts verhindern" möchte, "da lege ich Wert drauf". Der Rahmenplan zur Friedhofssanierung sei gut und man habe "Respekt vor der Verwaltung", die das vorbereitet habe. Doch es gehe um Transparenz gegenüber den Bürgern, schließlich sei es ein Riesenprojekt verbunden mit hohen Kosten.

Experten wieder heimgeschickt

Zuvor hatte Stadtrat Götz bereits für die Vertagung eines anderen Tagesordnungspunktes gesorgt. Eigentlich sollten in der Sitzung Neufassungen der Friedhofssatzung und -gebührensatzung auf den Weg gebracht werden, da die bisherigen Gebühren aufgrund der speziellen Problematik nicht mehr den tatsächlichen Aufwand decken. Götz aber stellte den Antrag, das Thema zu vertagen, da die Unterlagen zu kurzfristig eingegangen seien – und fand dafür ebenfalls die gleiche Mehrheit (12:9). Der Appell von Geschäftsführer Andreas Kirchner, das Thema zu diskutieren und lediglich den Beschluss zu vertagen, fruchtete nicht. So musste die Bürgermeisterin den zum Thema Friedhofssatzung bestellten Fachmann, der viele Fragen hätte beantworten können, unverrichteter Dinge wieder nach Hause schicken.

Schwierigste Bodenverhältnisse

Zu Beginn der Sitzung hatte Meyer darauf hingewiesen, dass hinter dem Thema Friedhofssanierung "jahrelange aufwendige Vorarbeiten" liegen: Ein Bodengutachten sei angefertigt worden, verschiedenste Behörden eingeschaltet, eine Friedhofsgruppe, bestehend aus Bürgern, habe ihre Ideen eingebracht. Und die Friedhofsverwaltung habe im Vorfeld viele Altfälle klären können. "Es gibt kein Thema, bei dem so viele Dinge ineinandergreifen, wie hier", stellte Meyer klar. Und: "Ich bin stolz auf das, was die Verwaltung hier geleistet hat."

Anschließend stellte Diplom-Geologe Gerd Glomb, vom Solum Büro für Boden und Geologie, das Bodengutachten vor: Der Ebermannstädter Friedhof sei mit seinem Schichtwasser aus dem Berg und der sehr dichten Tonschicht schon ein besonderer Fall. "So krass hat man es selten", sagte er. In einem Großteil des Geländes seien Erdbestattungen nicht zu empfehlen, weil hier die Gräber voll Wasser laufen, der Sarg im Wasser stehe und in der Folge die Leichen nicht verwesen. "Es ist nicht angenehm, was man da zutage fördert", so Glomb, der auf Anweisung von Meyer darauf verzichtete, hier Fotos von Wachsleichen zu zeigen.

Nur in einem links vom Hauptportal aus in Richtung Norden gesehenen L-förmigen Bereich an der Hecke entlang seien weiterhin Erdbestattungen möglich. Ansonsten seien nur noch Urnenbestattungen zu empfehlen. Auf diverse Nachfragen, ob es nicht Möglichkeiten gebe, das Wasser zum Beispiel abzupumpen, sagte Glomb, dass man hierfür keine wasserrechtliche Genehmigung erhalten würde, da schließlich keiner Friedhofswasser im Grundwasser haben möchte. Auch sonst sehe er keine Möglichkeit. Das einzige, was geholfen hätte, so der Fachmann: "Man hätte im Vorfeld der Friedhofserweiterungen Gutachten machen lassen sollen, da hätte man sich viel Probleme ersparen können." Jetzt etwas zu korrigieren, sei "teuer und schwierig".

Der Befund sei eindeutig, fasste Meyer zusammen: "Problem erkannt und jetzt muss eine Lösung gefunden werden." Ein Weg sei, die Ruhefristen auf 20 und 25 Jahre zu verlängern und keine Erdbestattungen mehr in den problematischen Bereichen. Wer dort ein Grab besitze und dennoch in einem Sarg bestattet werden möchte, für den gebe es ein neuartiges Grabhüllensystem (siehe untenstehenden Artikel), so die Bürgermeisterin. Das Bodengutachten wurde schließlich im Stadtrat zur Kenntnis genommen.

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