Bundestagswahl 2021

Eine Erstwählerin aus Forchheim hat die Qual der Wahl

11.9.2021, 14:00 Uhr
Pia Hermann mit einem Stimmzettel in der Hand und Wahlwerbung auf dem Rechner: Wen soll sie wählen?    

© Berny Meyer Pia Hermann mit einem Stimmzettel in der Hand und Wahlwerbung auf dem Rechner: Wen soll sie wählen?   

Das erste, was ich sehe, ist gelb. Dann den Schriftzug „Wahl-O-Mat“. Ich klicke auf „Bundestagswahl“. Auf der nächsten Seite lese ich: „Der Wahl-O-Mat ist keine Wahlempfehlung, sondern ein Informationsangebot…“ Dann los, denke ich, informiere mich. Hilf mir! Was soll ich wählen?

Noch habe ich mich nicht entschieden. Aber bald muss ich das. Inzwischen habe ich schon ein paar Wahlen hinter mir. Eine Landtagswahl, eine Europawahl, eine Kommunalwahl. Mit der Bundestagswahl ist das Quartett komplett. Aber diesmal fühlt es sich anders an. Wichtiger.

Nach dieser Wahl wird Angela Merkel nicht mehr Kanzlerin sein. Ich erinnere mich nicht an ein Deutschland ohne Merkel. Wer wird ihren Platz einnehmen? Es ist ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Niemand weiß, was passieren wird.

Sie dürfen nicht nachlassen

Aber die Parteien wissen, dass keine von ihnen nachlassen darf. Die Wahlkampagnen versuchen sich alle gegenseitig zu übertrumpfen. National, regional, lokal. Schon seit Wochen verfolge ich, wie die Medien die einzelnen Parteien unter die Lupe nehmen, was die Bundestagsparteien auf den sozialen Netzwerken treiben, was mir die Wahlplakate an jedem Laternenpfahl und an jeder dritten Plakatwand versprechen.

Die Wahlplakate… Wie viele Menschen lassen sich wirklich von denen beeinflussen? Ich selbst muss bei den meisten nur noch den Kopf schütteln. Glauben tue ich all diesen schönen Worten nicht. In speziellen Fällen lese ich auch nur die irrsinnigen Versprechungen und denke mir: Warum? Warum?!

Mir ist bewusst, dass mein Politik-Interesse größer ist als das des Durchschnitts. Ich frage mich daher auch, wie viele sich tatsächlich wie genau mit dem Wahlprogramm auseinandersetzen. Oder zumindest mit den Wahlkampagnen. Bundesweit sind die Parteien online allesamt ziemlich aktiv unterwegs. Ich frage mich, wie die Präsenz lokal aussieht.

Ich öffne zuerst Facebook. Denn wenn die Parteien es lokal irgendwohin hingekriegt haben, im Internet am Start zu sein, dann dort. Etwa eine Stunde später habe ich meine Ergebnisse. Sie sind ernüchternd. Und ich hatte Recht: Die örtlichen Parteien sind am ehesten aktiv auf Facebook. Allerdings bedeutet das bei vielen nur, dass sie erst seit dem Wahlkampf wieder in Schwung kommen, wenn auch oft nur im Sinne von „Beiträge der nationalen Kanäle teilen“.

Nur wenige Infos wecken mein Interesse. Zumindest schaffe ich es bei allen Parteien, durch ein wenig Suchen die Namen der Direktkandidaten zu finden. Bei Instagram wirken die wenigen Beiträge der lokalen Ortsverbände zumindest optisch ansprechender. Aber das ist Geschmackssache. Inhaltlich ist es überall das gleiche. Mir fällt nur auf, dass die Parteien hier eindeutig noch weniger präsent sind.

Bei YouTube und Twitter ist die Präsenz lokal absolut mangelhaft. Aber das kann ich verzeihen: Das sind Kanäle, auf denen es als lokaler Ortsverband wirklich nichts bringen würde, aktiv zu sein. Zumindest haben einige der Direktkandidaten ein Konto. Wenn doch nur wenigstens auf den Internetseiten der Ortsverbände ein paar spannende Informationen zur Wahl zu finden wären. Neben der üblichen Werbung eben.

Aber wegen Corona – oder warum auch immer – gibt es kaum Termine dafür. Aus Interesse sehe ich mir den Facebook-Talk einer Partei an, weil ich die Idee ansprechend finde. Allerdings fällt mir das Zuhören schon nach kurzer Zeit schwer.

Wanderung mit Kandidatin

Eher zufällig werde ich auf eine weitere Veranstaltung aufmerksam: Eine kleine Wanderung zusammen mit der Direktkandidatin der Partei. Dummerweise ist das Wetter schlecht und nicht viele Leute kommen. Immerhin habe ich nach dieser Veranstaltung endlich mal ein wenig von den lokalen Parteivorhaben erfahren und mir ein echtes Bild von der Kandidatin machen können.

Nur leider sind die Hemmschwellen, zu solchen Vor-Ort-Veranstaltungen zu gehen, für die meisten zu groß. Und gerade aktuell sind die Möglichkeiten dafür auch viel zu begrenzt. Schade. Für mich bedeutet das: Um sich wirklich zu informieren, bleibt nur, tatsächlich die Wahlprogramme durchzulesen. Ich mache das. Oder ich werde die für mich relevanten Punkte wenigstens genauer ansehen.

Ich weiß, dass das die wenigsten genauso machen. Mit Sicherheit werden viele den Wahl-O-Mat doch als Wahlempfehlung verstehen. Aber das kann nicht die Antwort sein. Ich will wählen. Aber im Augenblick weiß ich nicht wen. Manche Parteien sprechen mich zwar an, überzeugen kann mich allerdings keine wirklich. Ich weiß nur: Ich will, dass sich etwas verändert.

Verwandte Themen


Keine Kommentare