Mangel-Beruf

Kitas im Landkreis Forchheim suchen händeringend nach Personal

14.11.2021, 08:00 Uhr
Kitas im Landkreis Forchheim suchen händeringend nach Personal

© imago images/imagebroker, NN

"Ja, die Personalakquise ist sehr, sehr schwierig", weiß Ursula Fischer, die am Landratsamt für die Kita-Aufsicht im Landkreis Forchheim zuständig ist. Diese Rückmeldung bekomme sie bei nahezu jedem Gespräch. Für die Träger der Kindertagesstätten, die die Personalplanung in Kitas managen, sei das eine große Herausforderung. Zum einen gebe es einfach generell zu wenig Personal in Krippen und Kindergärten, und die, die da sind, seien oft nicht richtig qualifiziert - wie manche Quereinsteiger, sagt sie.

Und die, die qualifiziert sind, hätten aufgrund der Gesamtsituation oft überzogene Vorstellungen - finanziell und arbeitszeittechnisch gesehen. So möchten viele Frauen nur vormittags arbeiten, weil sie nachmittags ihre eigenen Kinder betreuen müssen. Auch finanziell seien enge Grenzen gesetzt.

Kitas im Landkreis Forchheim suchen händeringend nach Personal

© Berny Meyer

Die Fachfrau kennt die schwierige Situation in den Kitas - nicht nur wegen Corona. Personalmangel und Krankheitsfälle machen die tägliche Arbeit in den Einrichtungen oft zum Balanceakt. "Die Mitarbeiter geben 200 Prozent und opfern sich auf", weiß sie.

Dazu käme, dass die Politiker immer höhere Ansprüche haben und immer mehr vorgeben. Es werde viel Wert auf frühe Bildung und individuelle Betreuung gelegt. "Das sind hochgesteckte Ziele, aber völlig unrealistisch", sagt die Fachfrau. "Es wird so getan, als ob es da ein Füllhorn gebe, das ist aber nicht so", ärgert sich Ursula Fischer.

Wo soll denn das ganze gut ausgebildete Personal herkommen, das all diese Ansprüche erfüllt, fragt sie. Wenn Politiker und der Gesetzgeber so viele Vorgaben machen, dann sollten sie den Trägern aus finanzieller Sicht eine gute Basis bieten, damit genug Personal eingestellt und für längere Sicht geplant werden könnte.

Aktuell seien jedoch viele Kitas vor allem damit beschäftigt, den ganz normalen Alltag hinzubekommen. Kommen dann noch Krankheitsfälle dazu, könne oft nur noch ein Notbetrieb aufrecht erhalten werden. "Die Kitas bräuchten personell dringend einen größeren Puffer", findet Fischer. Spätestens 2026, wenn der Rechtsanspruch für Schulkinder auf Ganztagsbetreuung greift, werde sich die Situation weiter verschärfen. "Dann brauchen wir noch mehr Fachkräfte. Aus meiner Sicht passiert da politisch zu wenig. Da bräuchte es einen großen Wurf, eine neue Gesamtstrategie für den Bereich frühe Bildung", betont Fischer.

Politiker und Entscheidungsträger müssten gemeinsam dafür sorgen, "dass mehr qualifiziertes Personal ausgebildet, die Ausbildung verkürzt und neu gestaltet und das Kita-Personal besser - analog wie Grundschullehrer - bezahlt wird", fordert sie. Die Politik habe das Problem zwar ein Stück weit erkannt, doch bisher werde immer nur ein klein bisschen an Stellschrauben gedreht, zeigt sich Fischer enttäuscht.

Auf der Suche nach Interview-Partnerinnen in Kitas zum Thema zeigt sich schnell die aktuelle Misere: Die eine Kita-Leiterin, die wir sprechen wollten, ist krank. Auch die nächste Mitarbeiterin, die den NN ans Herz gelegt wird, ist krank. Die dortige Kita-Leiterin winkt ab: Sie habe keine Zeit für ein Gespräch, weil nur vier der sonst sechs MitarbeiterInnen da seien und sie die Kinder nicht alleine lassen könne.

Jens Kuppert, Geschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft (Arge) "Katholische Kitas am Tor zur Fränkischen Schweiz", kennt solche Probleme. Er ist für zwölf Kitas (Krippen, Kindergärten und Horte) in Stadt und Landkreis Forchheim, in denen rund 130 MitarbeiterInnen zirka 900 Kinder betreuen, zuständig. Die Arge betreibt auch den Kindergarten Heilig Dreikönig in Forchheim-Burk, der kürzlich zwei Tage schließen musste, weil das komplette Stammpersonal erkrankt war.

"Solche Fälle kommen immer wieder mal vor", sagt Kuppert. Da helfe es auch nicht, wenn es Springer-Personal gäbe. Schließlich mache es pädagogisch keinen Sinn, total fremde Personen in die Kitas zu schicken, die die Kinder nicht kennen. Und zwei, drei zusätzliche MitarbeiterInnen in jeder Einrichtung für solche Notfälle vorzuhalten, das sei einfach nicht möglich. Aus finanzieller Sicht und auch, weil es einfach zu wenig Fachpersonal gebe.

"Momentan können wir in unseren zwölf Einrichtungen offene Stellen zwar gut nachbesetzen", erläutert er, "doch auch wir merken, dass das immer schwieriger wird." Der Wettbewerb unter den Kitas sei da und die BewerberInnen hätten große Auswahl. "Da liegt es an mir, die MitbewerberIn zu überzeugen, dass sie zu uns kommt." Und welche Argumente sind da zugkräftig? "Mehr Wertschätzung, Offenheit, Respekt und Anerkennung", zählt er hier auf. Mit mehr Geld könne er dagegen nicht locken, gibt der Arge-Geschäftsführer zu, "weil bei uns das Personal nach Tarifvertrag bezahlt wird". Nach fünfjähriger Ausbildung erhält eine Erzieher/in im ersten Jahr 2900 brutto, dazu ein 13. Monatsgehalt.

Was müsste sich aus seiner Sicht in Zukunft ändern, um mehr Fachpersonal für Kitas zu bekommen? Wäre die Bezahlung besser, würden sich möglicherweise mehr Frauen und vielleicht auch Männer für diesen Beruf entscheiden, glaubt er. Auch die Anerkennung des Berufes in der Gesellschaft müsste besser werden. "Außerdem müsste die Ausbildung verkürzt und anders gestaltet werden", zählt Kuppert auf. Ändere sich hier nichts, werde die Personalsituation in Kitas mittel- und langfristig schwierig werden. "Das kann dann sogar dazu führen, dass wir Gruppen schließen müssen."

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