Rekordjahr

Die Störche lieben den Landkreis Fürth

3.10.2021, 06:00 Uhr
Die Störche lieben den Landkreis Fürth

© Andreas Welzel

Der Landesbund für Vogelschutz in Bayern (LBV) vermeldet ein Rekordjahr bei den Brutpaaren im Freistaat. Knapp 900 davon habe man mittlerweile gezählt, berichtet Oda Wieding, Weißstorchexpertin des LBV. In der Folge rechnet die Diplom-Biologin vor allem im nordbayerischen Raum mit einem guten Bruterfolg.

Das trifft vor allem auf den Fürther Landkreis zu. Allein in Langenzenn konnte LBV-Mitglied Günter Löslein sechs Jungstörche ausmachen. Drei Nistplätze gibt es in der Zennstadt: An der Hopfensiegelscheune am Rathaus, auf der Bildungs- und Kulturscheune und auf dem Kloster. In letzterem Nest hätten sich zeitweise sogar vier Jungstörche gedrängt. Als besonderen Erfolg wertet Löslein die Besiedlung eines neuen Brutplatzes in Veitsbronn. Im Vorjahr hatte dieser noch keine Vögel angelockt, heuer seien nun drei Junge geschlüpft.

In Obermichelbach gab es nach der Premiere 2020 auch dieses Jahr wieder Nachwuchs: Zwei Jungstörche wuchsen auf der Aussegnungskapelle am Friedhof auf. In Wilhermsdorf wurde das Nest auf dem Kirchendach im Vorjahr um ein Stück versetzt, was den Tieren nicht gefallen hat, weiß Löslein. Mittlerweile sei es aber wieder gut angenommen worden. Das Ergebnis: Drei Jungstörche.

Ein Jungtier sei zudem in Stein registriert worden. Weil es aber schon bald nicht mehr von den Eltern versorgt worden war, habe man es zur Aufzucht in den Nürnberger Tiergarten gebracht, berichtet Löslein. Dort werde der Storch aber nicht festgehalten, sondern könne jederzeit weiterziehen. Die insgesamt 15 Jungtiere im Landkreis führt er auf das gute Nahrungsangebot zurück. "Durch den vielen Regen gab es in diesem Jahr mehr Würmer, Frösche und Mäuse als sonst."

Der reich gedeckte Futtertisch traf wohl auch auf den Fürther Wiesengrund zu. Dennoch gab es im Stadtgebiet deutlich weniger Nachwuchs als noch 2020. Nach damals vier Jungen konnte Richard Fischer, erster Vorsitzender der Fürther LBV-Kreisgruppe, heuer nur zwei Jungstörche im Nest hoch oben auf dem Schlot in der Gustavstraße beobachten.

In Vach wurden im Vorjahr sogar fünf Nachkommen gezählt. Dieses Mal sind allerdings nur zwei geschlüpft. Laut LBV-Storchenexpertin Oda Wieding besteht der Verdacht, dass einer der beiden Altvögel ausgefallen ist und der andere die Aufzucht alleine bewältigen musste.

Dass die Unwetter im Juli und der vermehrte Regen für die geringere Anzahl der Jungstörche in der Stadt verantwortlich sind, glaubt Wieding nicht. Insbesondere Mittelfranken sei hier wohl besser davon gekommen als etwa der Voralpenraum.

Auch Löslein ist nichts bekannt, dass Jungtiere umgekommen sind. Grundsätzlich sieht er im Regen auch keine Gefahr für die Störche. "Es ist vielmehr ein Problem, wenn die Tiere Plastik finden und in ihre Nester einbauen. Dadurch kann das Regenwasser nicht richtig abfließen und die Jungen kühlen aus", erklärt Löslein.

Kürzere Flugrouten

Aber ob nun im Landkreis oder Stadtgebiet geschlüpft – mittlerweile dürften alle Fürther Störche auf dem Weg in ihr warmes Winterquartier sein. Als sogenannte Westzieher meiden sie dabei oft den langen, beschwerlichen Weg nach Afrika, sondern überwintern in Spanien und Portugal. "Die Flugrouten in die Überwinterungsgebiete der Störche haben Einfluss auf den Bruterfolg", weiß Wieding. Da die Fürther Störche den kürzeren, weniger gefährlichen Weg wählen, darf man sich hier schon auf eine Rückkehr von Meister Adebar und seinen Nachkommen im Frühjahr freuen.

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