Er leitet Quarantänestation: Fürther kämpft gegen Corona

7.2.2020, 06:00 Uhr
Er leitet Quarantänestation: Fürther kämpft gegen Corona

© Bundeswehr

Vielleicht nimmt es Peter Eckert gerade nicht jeder ab, dass er Anfang 40 ist. "Ich sehe zurzeit aus wie 52", sagt der gebürtige Fürther und lacht. Der Oberstleutnant leitet seit Juli vergangenen Jahres die Südpfalz-Kaserne in Germersheim. Seit Samstag ist er nicht mehr nur für die rund 600 Soldaten zuständig, die sich am Bundeswehr-Standort befinden, sondern auch für 122 Zivilisten: Die deutschen China-Rückkehrer, die mit einem Bundeswehrflugzeug ausgeflogen wurden und das Corona-Virus in sich tragen könnten, müssen in der Quarantänestation ausharren. Sie werden immer wieder auf die neue Lungenkrankheit getestet, die die Welt in Atem hält.


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Am Mittwoch gab es gute Nachrichten für die Isolierten: Das Landesuntersuchungsamt kam zum Ergebnis, dass niemand infiziert ist. Entwarnung bedeutet das allerdings noch nicht, denn das Virus kann bis zum Ablauf der zweiwöchigen Quarantäne auftreten. "Am Ende muss man schauen, ob ein Test positiv ist. Dann verlängert sich die Zeit hier für die Gruppe", sagt Eckert.

Infizierte kamen in Klinik

Die Entscheidung, die Station in der Kaserne in Germersheim einzurichten, fiel wegen der Nähe zum Frankfurter Flughafen, wo die Rückkehrer gelandet sind. 128 Zimmer mit eigenem Bad stehen für 256 Menschen zur Verfügung – weil man wenig über das Virus weiß, will man verhindern, dass sich Gruppen bilden. Bei zwei der China-Rückkehrer war das Virus diagnostiziert worden. Sie kamen in eine Frankfurter Klinik.

"Wir tun alles, damit es unseren Gästen den Umständen entsprechend so gut wie möglich gehen kann." Die Bundeswehr schaffte Waschmaschinen und Trockner für das Reisegepäck der Heimkehrer herbei, es gibt Spielzeug, Reinigungsmittel und Babyflaschen – denn unter den Isolierten sind auch Kinder. Ein Caterer sorgt für die Verpflegung, das Essen wird durch eine Schleuse in den Quarantänebereich gebracht. Das Rote Kreuz kümmert sich um die Betroffenen.


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"Hier geht es primär darum, die Übertragungswege zu unterbrechen", sagt der Kommandeur, der zurzeit ein gefragter Mann ist. Er pendelt von Presseterminen zu Besprechungen. Am Mittwoch kam Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) in die Kaserne. Er rechnet damit, dass die Zahl der nachgewiesenen Infizierungen weiter steigen wird. "Der Höhepunkt ist noch nicht erreicht. In China nicht, was die Infektionszahlen und die Entwicklung angeht, und damit auch für die Welt und für Deutschland nicht", sagte Spahn bei seinem Besuch.

Große Augenringe

Peter Eckert hat keine Angst vor einer Ansteckung. "Ich fühle mich gut beschützt und vorbereitet. Die Hygienevorschriften halte ich ein." Fachmediziner vor Ort beraten die Soldaten in der Kaserne. Sie haben keinen direkten Kontakt mit den Menschen in der Quarantäne.

"Die Stimmung ist top", sagt der Oberstleutnant. Alle Beteiligten arbeiten "hochfokussiert" und pausenlos Hand in Hand, betont er. "Zum Glück hören Sie uns nur, denn die Augenringe sind groß", sagt er während des Telefoninterviews mit den Fürther Nachrichten.

13 Menschen in Deutschland sind inzwischen mit dem Corona-Virus infiziert. Der Erreger wurde bei der Frau eines Erkrankten aus Bayern nachgewiesen, teilte das bayerische Gesundheitsministerium am Mittwoch mit. In den vergangenen Tagen war bereits bekannt geworden, dass sich auch zwei Kinder des Paares angesteckt haben. Sie sind nach Angaben von Ärzten symptomfrei – ebenso wie die Mutter. Auch der gesundheitliche Zustand des Vaters ist stabil. Die Familie ist in einem Krankenhaus.

In China ist die Zahl der Toten indes so stark gestiegen wie noch nie. Innerhalb eines Tages waren bis Donnerstag 73 neue Todesfälle zu beklagen, wie die chinesische Gesundheitskommission in Peking berichtete. Damit stieg die Zahl der Toten in China auf insgesamt 563.

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