Corona-Krise

Fürth schnürt ein zweites Hilfspaket für Sportler

12.7.2021, 06:00 Uhr
Fürth schnürt ein zweites Hilfspaket für Sportler

© Foto: Hans-Joachim Winckler

Aus Sicht der Stadtverwaltung kommen die Fürther Sportvereine in finanzieller Hinsicht voraussichtlich mit einem „blauen Auge“ durch die Pandemie - was auch daran liegt, dass die Stadt in diesem Jahr die Sportler erneut kräftig unterstützt: 60 000 Euro sollen in Kürze als Hilfe ausbezahlt werden.

Ob die Sportvereinslandschaft infolge der Corona-Krise tatsächlich nachhaltig geschädigt wird, das entscheidet sich wohl erst im Winter. Gerade der zweite Lockdown war lang und heftig: Ab November 2020 mussten die Sportvereine ihren Trainings- und Spielbetrieb komplett einstellen.

Die Pause dauerte rund ein halbes Jahr, bis 28. April. Dann durfte in Trippelschritten geöffnet werden. Erst seit gut einem Monat gibt es keine strikte Gruppenbeschränkung oder Testpflicht mehr, stellt sich langsam wieder so etwas wie Normalität ein.


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Aber: Auch wenn "viele Mitglieder ihren Vereinen weitgehend die Treue gehalten haben", wie Julian Gutbrod vom Sportservice berichtet, so blieben doch Neueintritte weitestgehend aus – gerade im Kinder- und Jugendbereich. Auch so mancher Trainer, der sich ehrenamtlich engagiert, legte erst mal Pause ein. Folge: Die Vereine mussten ihr Angebot reduzieren.

Und es brachen Einnahmen weg, die fest einkalkuliert waren: Eintrittsgelder, Kursgebühren, Sponsorenbeiträge. Es fielen Ausgaben an, mit denen keiner gerechnet hatte, etwa für die Umsetzung von Hygienekonzepten. Für die rund 60 Fürther Sportvereine bestand die Gefahr, dass die Krise "existenzbedrohend" wird.

Also reagierte die Stadt noch im Jahr 2020 und stellte eine Corona-Soforthilfe in Höhe von 50 000 Euro bereit. Das Motto damals: "Schnelle Hilfe ist doppelte Hilfe", wie Bürgermeister Markus Braun sagt. Und: "Wir versuchten, möglichst alle zu berücksichtigen." Jeder Verein bekam also etwas ab von der städtischen Unterstützung, der eine 300 Euro, der andere mehrere tausend, abhängig unter anderem von der Größe oder auch Betroffenheit.

500 000 Euro Mindereinnahmen

Nun, beim Schnüren des zweiten Hilfspakets, ging die Stadt gezielter vor: Sie fragte zunächst die Schäden ab, die durch Corona entstanden waren, und wollte wissen, wer einen Zuschuss benötigt. Ergebnis: Es meldeten sich zwölf Vereine, gerade auch jene, die große Sportanlagen unterhalten müssen und daher besonders hart von der Pandemie getroffen sind.

Die Berechnungen ergaben, dass diese zwölf im Lauf der bisherigen Krise Mindereinnahmen in Höhe von insgesamt rund 500 000 Euro zu verschmerzen hatten.


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Die Verwaltung prüfte die Hilfsanträge, gewichtete die individuelle Betroffenheit und entwickelte einen Verteilschlüssel, nach dem nun insgesamt 60 000 Euro ausbezahlt werden können, die im Haushalt 2021 als Corona-Hilfe veranschlagt sind. Der Schulausschuss befürwortete gestern die Auszahlung; Ende des Monats befasst sich noch der Finanzausschuss mit dem Thema.

Mit der städtischen Unterstützung "können zwar nicht alle finanziellen Schäden ausgeglichen werden", sagt Gutbrod. "Aber sie können zumindest gelindert werden." Da auch der Freistaat Bayern seinen Teil beiträgt, etwa durch die Verdoppelung der Vereinspauschale, resümiert er: "Finanziell ist der Großteil der Fürther Sportvereine bislang mit einem blauen Auge davongekommen."


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Zweierlei aber bereitet der Stadt Sorgen: Zum einen ist unsicher, ob die in der Krise entstandenen Strukturschäden tatsächlich nur vorübergehend sind. Nur ein Beispiel: So mancher Verein musste Jugendmannschaften erst einmal auflösen, weil keine Kinder mehr kamen. Nun wird sich erst noch zeigen müssen, ob der Nachwuchs, der monatelang nicht trainieren konnte, tatsächlich wieder zurückkehrt.

Zum anderen, auch wenn sich derzeit kein Sportverein in akuter Existenznot befindet: "Ich weiß nicht, ob wir uns noch einen weiteren Lockdown leisten können", sagt Bürgermeister Braun. Sprich: Sollte im Winter abermals der Betrieb eingestellt werden müssen, würde nicht nur ein einziger Jahrgang an Neueintritten ausbleiben, es würden sogar zwei Jahrgänge fehlen. Womöglich, befürchtet Braun, träten dann auch noch viele Mitglieder aus, die bislang treu zu ihrem Verein hielten. "Das würde die Vereine in erhebliche Bedrängnis bringen."

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