Spielzeugmarkt

Lego hebt Geschlechterstereotypen auf: Freude bei zwei Fürtherinnen

16.10.2021, 06:00 Uhr
Lego hebt Geschlechterstereotypen auf: Freude bei zwei Fürtherinnen

© Foto: Imago images

Rosa ist für Mädchen, blau für Jungs: Es sind Klischees wie diese, die sich vor allem auf dem Spielzeugmarkt hartnäckig halten. Ebenso wie die Vorstellung, dass Bagger eher Buben begeistern, Mädchen sich lieber um eine Puppe kümmern. Der dänische Spielzeugriese Lego will nun gegensteuern. Die beliebten Steck-Bausteine sollen künftig frei von Geschlechter-Stereotypen sein; die Produkte nicht mehr speziell nach Jungen oder Mädchen sortiert werden. Lediglich das empfohlene Alter und das Themengebiet sollen auf der Packung vermerkt sein.

Sirka Schwartz-Uppendieck freut sich richtig über diese Ankündigung auf dem Spielzeugmarkt. Die Kantorin an der Auferstehungskirche befasst sich nämlich schon lange mit dem Thema Geschlechterrollen. Als vor 21 Jahren ihre Tochter Kim Bo Su auf die Welt kam, stand für sie und ihren Mann fest, das Kind geschlechterneutral erziehen zu wollen. "Wir wollten ihr bewusst beide Möglichkeiten anbieten", sagt die Kirchenmusikdirektorin. Die "komplette Palette" sollte ihr offenstehen. Also Jungsklamotten ebenso wie Rüschenkleider, beim Spielzeug das Piratenschiff und das Prinzessinnenkostüm.

Auch die Rollenbilder, mit denen ihre Tochter aufwuchs, sollten nicht so standardisiert festgelegt sein, wie sie das auch heute oft noch sind. Zuhause kümmerte sich der Vater, der seinem Job von dort aus erledigen konnte, während die Mutter zum Arbeiten ging. "Heute noch ist mein Mann eher der Ansprechpartner in alltäglichen Dingen für sie", sagt Schwartz-Uppendieck. Die Art und Weise, wie sie aufwächst, sei für Kim Bo Su lange sehr selbstverständlich gewesen. "Erst ihre Oma, also meine Mutter, hat sie irgendwann darauf aufmerksam gemacht, dass bei ihr etwas anders läuft."

Überhaupt stellt sie fest, dass ihre Tochter heute sehr sensibel gegenüber geschlechterspezifischen Klischees ist und viele davon hinterfragt. Etwa, warum Hausarbeit häufig immer noch ausschließlich von Frauen erledigt wird. Oder warum Mädchen beim Spielen oft nicht dazu ermuntert werden, etwas aus Bausteinen entstehen zu lassen. In ihrem Haus gab es jede Menge Lego, erinnert sich Schwartz-Uppendieck. Keine Bauvorgaben vom Hersteller wurden damals gemacht. Aus dem Berg bunter Steine habe alles entstehen können – und zwar für Mädchen und Jungs gleichermaßen.


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Aber sei Spielzeug nicht per se immer neutral?, fragt sich die Kantorin. Erst die Werbung lege oft fest, wer die Zielgruppe sein soll. Deshalb würde sie sich wünschen, dass die Werbung geändert wird bzw. bei einem männlich assoziierten Spielzeug Mädchen abzubilden, um dem Klischee zu entgegnen.

Johanna Preißner beobachtet allerdings auch, dass es oftmals nicht die Hersteller, sondern die Eltern sind, die die Rollenbilder festlegen. "Unsere Kunden sind leider oft nicht frei von Klischees", sagt die Geschäftsführerin des Fürther Spielwarenladens "mau-mau". Dort hat man zwar kein Lego im Angebot, doch dass etwa gerade bei Babyspielzeug nach blau für den Buben und rosa für das Mädchen verlangt wird, beobachtet sie dennoch. "Wir waren da schon mal besser", erinnert sich Preißner, die den Laden seit über 25 Jahren gemeinsam mit ihrem Mann führt. Früher sei bei ihrer Klientel rosa völlig verpönt gewesen, mittlerweile müsse der Farbton fester Bestandteil des Sortiments sein. Auch den Metallbaukasten, den sie immer wieder auch für Mädchen empfiehlt, reiche sie nur selten über den Ladentisch. Da müsse dann doch eher die Puppe her, die für Jungs allerdings so gut wie nie gekauft werde.

Dass die Industrie mittlerweile so klar festlege, welches Spielzeug für wen gedacht ist, sei auch dem Wunsch der Eltern geschuldet, glaubt Preißner. "Was der Frau zugesprochen wird, ist noch immer ganz tief verwurzelt. Von der Gleichberechtigung sind wir leider noch weit entfernt." Dass es aber auch anders funktionieren kann, das haben Preißner und ihr Mann bereits vor 27 Jahren vorgelebt. Damals, als ihre Söhne klein waren, haben sie sich die Arbeit komplett paritätisch aufgeteilt. Einer von beiden war früh im Laden, der andere daheim, nachmittags wurde getauscht. Ein Modell, das man auch heute noch suchen muss.

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