So erlebten Händler und Friseure die Tage vor dem Lockdown

17.12.2020, 13:00 Uhr
So erlebten Händler und Friseure die Tage vor dem Lockdown

© Hans-Joachim Winckler

Was hilft gegen die Krise im Einzelhandel im Allgemeinen und auch in Pandemie-Zeiten? Neue Ideen zu entwickeln, die Kunden und ihre Bedürfnisse im Blick zu haben und einen guten Zusammenhalt mit den Mitarbeitern zu schaffen. Das zumindest ist Eberhard Wigners Strategie.

Nach vielen Jahren am Marktplatz hat er 2001 "erlebe wigner" an die Zirndorfer Peripherie verlegt und sich nach und nach mehrere Standbeine aufgebaut. Inzwischen gibt es dort nicht mehr nur Mode und Lifestyle, sondern auch ein Restaurant sowie Veranstaltungen und Workshops.


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Im Moment allerdings bringt ihm dieser sonst so erfolgversprechende Mix auch wenig. Nach den Veranstaltungen und dem Restaurant ruht nun auch der Laden. Bis zuletzt waren Wigner und seine rund 50 Mitarbeiter im Einsatz für die Kunden; am Montag und am Dienstag sogar eine Stunde länger als sonst.

Viel Zuspruch hat er da erfahren, viele Kunden hätten ihm ein Wiedersehen in besseren Zeiten zugesichert. Jetzt köchelt der Betrieb nur noch auf Sparflamme. Ein wenig läuft der Online-Handel weiter, in der Gastronomie können Kunden noch Vesper- oder Frühstücksboxen abholen.

Wo ist das Konzept, das die zweite Welle abmildert?

Dass der Einzelhandel erneut zum Stillstand gekommen ist, bedauert Wigner, der sich gewünscht hätte, dass die Politik während des Sommers ein Konzept entwickelt hätte, das die zweite Welle abmildert. Etwa, indem man die Zahl der Pflegekräfte mit einer besseren Entlohnung erhöht oder die Kapazitäten der Krankenhäuser vergrößert. "Dann hätten wir nun nicht schließen müssen", glaubt er.

Der jetzige Lockdown trifft ihn härter als im Frühjahr, als weltweit sämtliche Lieferketten unterbrochen waren. Momentan hat er noch viel Winterware in den Regalen liegen, ab Januar bis Ende März kommt dann die Frühjahrskollektion. "Da wird viel Geld verbrannt."

Den Kopf in den Sand stecken will er aber nicht. Jetzt steht die Inventur an, es wird aufgeräumt und weiterhin der Kontakt zu den Mitarbeitern gehalten. "Damit stärken wir uns gegenseitig", sagt Wigner.


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So möchte das auch Anita Krehn machen. Im Moment allerdings muss die Inhaberin von "Anitas Nähkästchen" in Vincenzenbronn erst einmal ihre Gedanken sortieren und ein wenig zur Ruhe kommen.

Dass es auch diesmal noch zur Schließung der Geschäfte kommen würde, hatten nämlich viele ihrer Kunden schon seit Wochen geahnt – dementsprechend zahlreich waren sie vorbeigekommen.

Zumal jetzt im Winter und kurz vor Weihnachten die Hochsaison der Kreativen ist und jede Menge Nachschub an Wolle und Stoff benötigt wird. Am Montag und Dienstag hatte Krehn deswegen auch durchgehend geöffnet und auf ihre Mittagspause verzichtet.

Sehr geduldig sei ihre Kundschaft gewesen, habe sich an alle Regeln gehalten und zuweilen auch draußen in der Schlange gewartet. Anita Krehn hofft darauf, dass sie Ende Januar wieder öffnen darf. "Länger sollte der Lockdown nicht dauern", sagt sie.

Bis dahin will sie das Beste aus der von oben verordneten Schließzeit machen. Seit 14 Jahren hat sie kaum Urlaub gemacht, nun will sie die Zeit genießen. Ab heute wird sie sich an ihre Nähmaschine setzen und Geschenke für ihre Lieben fertigen.

Friseure boten zusätzliche Termine an

Zeit für etwas Muße hatte Birgit Plack noch keine. Gestern war die Friseurmeisterin, die einen Salon in Vach betreibt, noch damit beschäftigt, all jene Kunden anzurufen, deren Termin in diesem Jahr nun ausfallen muss. Und das waren einige, schließlich ist die Zeit vor und nach Weihnachten die umsatzstärkste für Friseure.

Schon Anfang vergangener Woche sei für sie klar gewesen, dass der Lockdown auch für ihr Gewerbe kommen würde. "Das war nur eine Frage der Zeit." Deshalb haben sie und ihre Kolleginnen schon da Überstunden geschoben und versucht, Termine aus den kommenden Tagen vorzuziehen.

Lieber nicht selbst schneiden!

Plack weiß, wie wichtig ein Friseurbesuch für viele ist. Das sei auch eine Art von Wellness, zwei Stunden nur für sich, sagt sie. Nun hofft sie mit ihren Kunden auf sinkende Infektionszahlen, damit sie Ende Januar vielleicht wieder aufsperren darf.

Bis dahin rät sie, die Haare nicht selber zu tönen oder zu schneiden. Stattdessen sollte man es mit einem tollen Make-up versuchen. "Das lenkt von einem ungefärbten Haaransatz ab."

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