Was stimmt denn nun? Verwirrung um Corona-Zahlen in Fürth

8.10.2020, 06:00 Uhr
So hat sich die Zahl der Corona-Infektionen in Fürth seit April entwickelt. Die Daten stammen vom Staatlichen Gesundheitsamt Fürth. 

© NN-Infografik So hat sich die Zahl der Corona-Infektionen in Fürth seit April entwickelt. Die Daten stammen vom Staatlichen Gesundheitsamt Fürth. 

Ein Beispiel: Am Donnerstag, 24. September, lag die Sieben-Tage-Inzidenz für Fürth bei 3,82. Binnen sieben Tagen hatten sich rechnerisch pro 100 000 Einwohner nur 3,82 Personen neu mit dem Virus angesteckt. Oberbürgermeister Thomas Jung konnte der Öffentlichkeit bei einem Pressetermin entspannt die Detailplanungen zum "Herbstvergnügen" vorstellen, dem Ersatz für die Michaeliskirchweih, das seit diesem Wochenende läuft. Das LGL indes machte am selben Tag mit 21,14 einen ganz anderen Wert publik, der um ein Vielfaches höher lag.

Tags darauf ein ähnliches Bild: Die Stadt beziffert die Sieben-Tage-Inzidenz mit 6,88; das LGL mit 26,61. Es könnte der Verdacht entstehen, dass Fürth mit geschönten Zahlen operiert. Im Rathaus aber versichert man, dass man nur Daten wiedergebe, die direkt vom Staatlichen Gesundheitsamt in Zirndorf kommen.

Auch FN-Leser zeigten sich verwundert. Wie könne es sein, hieß es etwa, dass auf der Website der Stadt die Sieben-Tage-Inzidenz mit 9,81 angegeben wird, der Fernsehsender ntv zeitgleich aber mit Verweis auf das RKI 25,0 angibt?

Nachfragen ergaben: Zeitverschiebungen spielen eine Rolle und offenbar auch unterschiedliche Datenbasen. Laut LGL werden die Covid-19-Fallzahlen in allen Bundesländern auf der Grundlage des Infektionsschutzgesetzes nach denselben Kriterien erhoben. Geregelt ist auch die "Meldekaskade", wonach Erkrankungen von den Gesundheitsämtern über die Landesbehörden ans RKI weitergegeben werden.

Wie Christian Ell erklärt, Sprecher des Landratsamts und damit des Staatlichen Gesundheitsamts, "ist für uns das Befunddatum maßgeblich, also der Tag der Abstrichnahme, aber für das LGL das Meldedatum." Das sei der Tag, an dem das Gesundheitsamt seine Erkenntnisse an die Erlanger Behörde weitergibt. Dazwischen könnten Tage liegen.


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Ell nennt ein Beispiel: Ein Bürger macht am Mittwoch den Corona-Test, das Ergebnis liegt erst am Samstag vor und wird, so habe man das zuletzt gehandhabt, am Montag ans LGL gemeldet. "Bei uns können Leute da schon wieder aus der Statistik raus sein."

Ell verweist auf eventuelle Verzögerungen am Anfang der Meldekette zwischen überlasteten Laboren und Gesundheitsbehörden und betont: "Wir melden täglich ans LGL." LGL-Sprecher Aleksander Szumilas begründet "gewisse Verzögerungen" mit den teils knappen Ressourcen der Gesundheitsämter.

Hinzu komme: Bei der Berechnung der Sieben-Tage-Inzidenz stütze sich seine Behörde auf Bevölkerungszahlen des Statistischen Bundesamts, die Datenbasis der Gesundheitsämter könne abweichen. Tatsächlich führt Fürth eine eigene Einwohnerstatistik.

Am 6. Oktober lag der Sieben-Tage-Inzidenzwert für Fürth fast deckungsgleich bei 16,4 (RKI, LGL) bzw. 15,29 (Stadt Fürth). Die Werte könnten bald auch wieder stärker voneinander abweichen, sagt Ell. Maßgeblich für etwaige strengere Schutzmaßnahmen sei in jedem Fall der LGL-Wert.


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