Leerstand

Wird der Fürther Saturn zum Kultur-Hotspot?

15.7.2021, 21:00 Uhr
Würzburger Straße 6: 7500 Quadratmeter Nutzfläche werden frei, wenn die Saturn-Filiale am 25. September ihre Türen schließt.

© Foto: Hans-Joachim Winckler Würzburger Straße 6: 7500 Quadratmeter Nutzfläche werden frei, wenn die Saturn-Filiale am 25. September ihre Türen schließt.

Ein "zentraler Kulturort" soll der Elektromarkt – letzter Verkaufstag ist der 25. September – in der Würzburger Straße werden. Die 7500 Quadratmeter umfassende Nutzfläche des 2008 errichteten Gebäudes könnte in Zukunft Einrichtungen wie die Städtische Galerie und die Hauptstelle der Volksbücherei beherbergen – dies vor dem Hintergrund, dass "vorab gehegte Hoffnungen auf Objekte wie den Hauptbahnhof, den Lokschuppen oder die Feuerwache sich stets zerschlagen haben", wie es im Antrag der Grünen heißt.

Gemeinsam mit dem benachbarten Kulturforum, der dortigen Gastronomie und der Stadthalle könne hier ein "Kultur-Hotspot" entstehen. Öffentlicher Nahverkehr, Tiefgarage, keine Anwohner in unmittelbarer Nähe: Es wären weitere Pluspunkte eines Plans, der nicht nur bei Kulturamtsleiterin Gerti Köhn auf offene Ohren stößt. "Wir alle wissen, dass die freie Szene dringend Räume sucht. Auch Ateliers ließen sich hier unterbringen."

Von der Lage her handele es sich bei dem Saturn-Bau um einen "idealen Ort". Dem pflichtet auch CSU-Fraktionschef Maximilian Ammon bei. "Wir finden gut, dass die Grünen diese Idee ins Spiel gebracht haben", zumal der geplante Umzug der Städtischen Galerie in die Feuerwache noch sehr viel Zeit in Anspruch nehmen werde.

"Die Chance ist zu groß"

"Die Kultur", so Ammon, "darf uns gern Geld kosten", obgleich er zu bedenken gibt, dass das 13 Jahre alte Gebäude zwar in einem einwandfreien Zustand sei, für die kulturelle Nutzung aber – Stichwort Cafeteria und sanitäre Einrichtungen – Veränderungen nötig wären.

"Der Saturn-Bau", sagt Grünen-Stadtrat Felix Geismann, "ist unglaublich prädestiniert für Kultur", die Chance sei "zu groß, um sie ungeprüft vorbeiziehen zu lassen". In der Sitzung des Kulturausschusses vor wenigen Tagen hatte sich Bürgermeister Markus Braun zwar wohlwollend geäußert, den Ball jedoch ans Wirtschaftsreferat weitergespielt; das Thema Leerstände sei dessen Behuf.

Die Fürther Saturn-Filiale kapitulierte vor der Miete, die laut Referent Horst Müller das Haus "zum teuersten Standort des Unternehmens in ganz Deutschland" gemacht habe. Wie teuer, lässt sich vielleicht an einer Zahl ablesen: Das seit längerem leerstehende erste Saturn-Stockwerk sei, wie ein Interessent den FN berichtet, vor geraumer Zeit für einen Mietpreis von 40.000 Euro zu kriegen gewesen. Monatlich.

Eigentümer will rasche Nachfolge

Eigentümer des Gebäudes ist die Ingolstädter Investmentgesellschaft Activest, die zu 100 Prozent Eigentum der Familie Stiefel ist; Unternehmer Leopold Stiefel ist federführender Gründer der Elektro-Kette Media Markt und Minderheiteneigentümer der Media-Saturn-Holding. Am Mittwochnachmittag führte Müller ein erstes Gespräch mit dem zuständigen Activest-Mitarbeiter. Ergebnis: An einem Verkauf ist der Eigentümer nicht interessiert, sehr wohl aber daran, zeitnah einen Nachfolger für die Saturn-Filiale zu finden; hier läuft der Mietvertrag noch bis Mitte 2023, zwei Jahre Leerstand wolle Activest jedoch nicht. Vielmehr habe man zugesagt, sich an der "ortsüblichen Miete" zu orientieren.

Darüber werde man nun reden müssen, so Müller, der zwar viel Sympathien für die Idee der kulturellen Nutzung hat, aber auch "die Macht des Faktischen" sieht. "7500 Quadratmeter nur für die Kultur halte ich für unrealistisch", zu diskutieren wäre über eine etwaige Mischnutzung. Allerdings: "Eine Einzelhandelsmiete werden wir nicht zahlen können."

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