Von der Kuh zum Steak

Zwischen Blut und Tierliebe: Ein Tag im Schlachthof Fürth

31.5.2014, 14:07 Uhr
Ein verwaschenes Graffiti ziert die Fassade des Schlachthofs Fürth in Burgfarrnbach. Einblick in die Vorgänge hinter den dicken Mauern gibt uns...
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Ein verwaschenes Graffiti ziert die Fassade des Schlachthofs Fürth in Burgfarrnbach. Einblick in die Vorgänge hinter den dicken Mauern gibt uns... © Isabell Beer

...der Geschäftsführer des Schlachthof Fürth, Konrad Ammon (57). Wer kein Blut sehen kann, sollte spätestens bei Bild elf aussteigen.
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...der Geschäftsführer des Schlachthof Fürth, Konrad Ammon (57). Wer kein Blut sehen kann, sollte spätestens bei Bild elf aussteigen. © Isabell Beer

Die Tiere kommen nicht direkt nach dem Transport ans Messer. In dem Wartestall verbringen sie einige Zeit und werden durch Wassernebel beruhigt, der aus den Rohrleitungen rieselt.
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Die Tiere kommen nicht direkt nach dem Transport ans Messer. In dem Wartestall verbringen sie einige Zeit und werden durch Wassernebel beruhigt, der aus den Rohrleitungen rieselt. © Isabell Beer

Die Mitarbeiter treiben die merklich entspannteren Schweine dann in Dreiergruppen mit Brettern aber "ohne Schlagen oder Sonstiges", wie Ammon betont, in den Nebenraum. Nacheinander...
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Die Mitarbeiter treiben die merklich entspannteren Schweine dann in Dreiergruppen mit Brettern aber "ohne Schlagen oder Sonstiges", wie Ammon betont, in den Nebenraum. Nacheinander... © Isabell Beer

...werden sie per Elektrozange betäubt. Durch die Zange schießt ein kurzer aber intensiver Stromstoß - das Tier verliert sofort das Bewusstsein. Über einen...
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...werden sie per Elektrozange betäubt. Durch die Zange schießt ein kurzer aber intensiver Stromstoß - das Tier verliert sofort das Bewusstsein. Über einen... © Isabell Beer

...Trafo wird anschließend überprüft, ob das Tier tatsächlich betäubt ist. Aus diesem Grund kann kein Schwein...
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...Trafo wird anschließend überprüft, ob das Tier tatsächlich betäubt ist. Aus diesem Grund kann kein Schwein... © Isabell Beer

...im 62 bis 65 Grad heißen Wasser des Brühkessels ertrinken - sondern ist bereits vorher tot. Spezielle Krallen entfernen im Kessel die Borsten. Bevor das Tier allerdings in den Kessel gelangt,...
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...im 62 bis 65 Grad heißen Wasser des Brühkessels ertrinken - sondern ist bereits vorher tot. Spezielle Krallen entfernen im Kessel die Borsten. Bevor das Tier allerdings in den Kessel gelangt,... © Isabell Beer

...muss es gestochen werden. Nach der Betäubung wird es dazu an den Hinterhufen an eine Hochbahn an der Decke gezogen. Dann durchtrennt ein Mitarbeiter die Halsschlagader des bewusstlosen Schweins. Anschließend muss das Tier noch eine gewisse Zeit über der Rinne ausbluten, ehe es in den Kessel gelangen darf.
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...muss es gestochen werden. Nach der Betäubung wird es dazu an den Hinterhufen an eine Hochbahn an der Decke gezogen. Dann durchtrennt ein Mitarbeiter die Halsschlagader des bewusstlosen Schweins. Anschließend muss das Tier noch eine gewisse Zeit über der Rinne ausbluten, ehe es in den Kessel gelangen darf. © Isabell Beer

Großtiere werden hingegen per Bolzenschuss betäubt. Auch dieser tötet das Tier nicht, sondern führt zu einem Schädel-Hirn-Trauma, durch das das Rind oder Schaf das Bewusstsein verliert. Im Anschluss...
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Großtiere werden hingegen per Bolzenschuss betäubt. Auch dieser tötet das Tier nicht, sondern führt zu einem Schädel-Hirn-Trauma, durch das das Rind oder Schaf das Bewusstsein verliert. Im Anschluss... © Isabell Beer

...wird die Kuh mit einer Kette am Hinterfuß hochgezogen. Das bewusstlose Rind fährt an der Hochbahn entlang und kommt über der Wanne zum Stehen.
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...wird die Kuh mit einer Kette am Hinterfuß hochgezogen. Das bewusstlose Rind fährt an der Hochbahn entlang und kommt über der Wanne zum Stehen. © Isabell Beer

Ein Fleischer durchtrennt daraufhin die Hauptschlagader mit einem Messer. Es ergießen sich zehn bis zwölf Liter Blut in die Wanne. Ein Mitarbeiter füllt einen Teil davon in Plastikflaschen ab. Das Blut in den Flaschen geht an Jäger, die damit Fährten legen. Das restliche Rinderblut verarbeitet eine andere Firma zu Düngemittel weiter. Das Blut der Schweine geht an Metzgereien, die daraus Blutwurst oder Presssack herstellen.
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Ein Fleischer durchtrennt daraufhin die Hauptschlagader mit einem Messer. Es ergießen sich zehn bis zwölf Liter Blut in die Wanne. Ein Mitarbeiter füllt einen Teil davon in Plastikflaschen ab. Das Blut in den Flaschen geht an Jäger, die damit Fährten legen. Das restliche Rinderblut verarbeitet eine andere Firma zu Düngemittel weiter. Das Blut der Schweine geht an Metzgereien, die daraus Blutwurst oder Presssack herstellen. © Isabell Beer

Nachdem Großtiere und Schweine ausgeblutet und tot sind, beginnt das Zerteilen. Zuerst wird dem Tier...
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Nachdem Großtiere und Schweine ausgeblutet und tot sind, beginnt das Zerteilen. Zuerst wird dem Tier... © Isabell Beer

...das Fell über die Ohren gezogen.
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...das Fell über die Ohren gezogen. © Isabell Beer

Alles muss raus: Die Fleischer öffnen fachmännisch Brust und Bauchraum des Schafs, um die inneren Organe zu entnehmen.
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Alles muss raus: Die Fleischer öffnen fachmännisch Brust und Bauchraum des Schafs, um die inneren Organe zu entnehmen. © Isabell Beer

Beim Wiederkäuer müssen alle vier Mägen entfernt werden. Wenn das Tier vollständig ausgeweidet ist, erfolgt...
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Beim Wiederkäuer müssen alle vier Mägen entfernt werden. Wenn das Tier vollständig ausgeweidet ist, erfolgt... © Isabell Beer

...die Halbierung mit schwerem Gerät. Währenddessen überprüft...
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...die Halbierung mit schwerem Gerät. Währenddessen überprüft... © Isabell Beer

...ein Kontrolleur die inneren Organe auf mögliche Abweichungen. Die Ausschussquote geht im Schlachthof Fürth laut Ammon aber gegen null. Im Jahr 2013 musste kein einziges Großtier nach der Schlachtung aussortiert werden.
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...ein Kontrolleur die inneren Organe auf mögliche Abweichungen. Die Ausschussquote geht im Schlachthof Fürth laut Ammon aber gegen null. Im Jahr 2013 musste kein einziges Großtier nach der Schlachtung aussortiert werden. © Isabell Beer

Mit einem staubsaugerähnlichen Gerät saugt ein Mitarbeiter das freigelegte Rückenmark aus dem frischen Kadaver ab. Dieser Arbeitsschritt ist seit dem BSE-Skandal bei Rindern Pflicht.
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Mit einem staubsaugerähnlichen Gerät saugt ein Mitarbeiter das freigelegte Rückenmark aus dem frischen Kadaver ab. Dieser Arbeitsschritt ist seit dem BSE-Skandal bei Rindern Pflicht. © Isabell Beer

Zwei Angestellte entfernen außerdem die Zunge und Backenmuskel des Rinds. Am Kopf wird anschließend noch überprüft,...
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Zwei Angestellte entfernen außerdem die Zunge und Backenmuskel des Rinds. Am Kopf wird anschließend noch überprüft,... © Isabell Beer

...ob der Bolzenschuss richtig saß. Hier ist der Bolzen wie vorgeschrieben in die Schädeldecke eingedrungen.
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...ob der Bolzenschuss richtig saß. Hier ist der Bolzen wie vorgeschrieben in die Schädeldecke eingedrungen. © Isabell Beer

Bevor die kontrollierten Hälften in den Kühlraum oder den Versand gelangen, werden Stempel mit lebensmittelechter Farbe auf das Tier gedrückt. "Vier Stempel müssen auf jeder Seite aufgetragen werden, das ist Vorgabe des Gesetzgebers und verpflichtend", erklärt der 57-Jährige. "Mit dieser Kennzeichnung...
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Bevor die kontrollierten Hälften in den Kühlraum oder den Versand gelangen, werden Stempel mit lebensmittelechter Farbe auf das Tier gedrückt. "Vier Stempel müssen auf jeder Seite aufgetragen werden, das ist Vorgabe des Gesetzgebers und verpflichtend", erklärt der 57-Jährige. "Mit dieser Kennzeichnung... © Isabell Beer

...lassen sich Schlachtgewicht, Schlachtdatum, Schlachtnummer, Herkunfts- und Schlachtbetrieb problemlos nachvollziehen. Das ist sozusagen der Personalausweis der Hälfte", sagt Ammon.
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...lassen sich Schlachtgewicht, Schlachtdatum, Schlachtnummer, Herkunfts- und Schlachtbetrieb problemlos nachvollziehen. Das ist sozusagen der Personalausweis der Hälfte", sagt Ammon. © Isabell Beer

Tiere, die nicht gleich im Versand abgeholt werden, kommen zur Zwischenlagerung in den Kühlraum. Diese Schweine haben die Fleischer innerhalb von drei Stunden gemetzgert.
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Tiere, die nicht gleich im Versand abgeholt werden, kommen zur Zwischenlagerung in den Kühlraum. Diese Schweine haben die Fleischer innerhalb von drei Stunden gemetzgert. © Isabell Beer

An manchen Schweinehälften hängt noch der Kopf, anderen wurde er bereits entfernt. "Einige Metzger nehmen die Köpfe gleich mit heim, verarbeiten die heute noch weiter – zu Presssack, Leberwurst oder Bockwurst. Das ist ganz unterschiedlich: Der eine Metzger macht's gleich schlachtwarm, der andere erst am nächsten Tag", erklärt der Geschäftsführer.
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An manchen Schweinehälften hängt noch der Kopf, anderen wurde er bereits entfernt. "Einige Metzger nehmen die Köpfe gleich mit heim, verarbeiten die heute noch weiter – zu Presssack, Leberwurst oder Bockwurst. Das ist ganz unterschiedlich: Der eine Metzger macht's gleich schlachtwarm, der andere erst am nächsten Tag", erklärt der Geschäftsführer. © Isabell Beer

In einem Nebenkühlraum hängen die Tiere von der Decke, die bereits zwei Tage zuvor geschlachtet wurden. Diese Trennung...
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In einem Nebenkühlraum hängen die Tiere von der Decke, die bereits zwei Tage zuvor geschlachtet wurden. Diese Trennung... © Isabell Beer

...hat einen einfachen Grund: Die älteren Hälften "dürfen nicht mit den frisch geschlachteten Tieren zusammenkommen. Durch die Wärme frischer Schlachtkörperhälften kommt eine gewisse Feuchtigkeit mit rein. Wenn die dann mit dem trockenen Fleisch der anderen Schlachttiere in Berührung kommt, verdirbt das Fleisch umso schneller."
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...hat einen einfachen Grund: Die älteren Hälften "dürfen nicht mit den frisch geschlachteten Tieren zusammenkommen. Durch die Wärme frischer Schlachtkörperhälften kommt eine gewisse Feuchtigkeit mit rein. Wenn die dann mit dem trockenen Fleisch der anderen Schlachttiere in Berührung kommt, verdirbt das Fleisch umso schneller." © Isabell Beer

Wie der Aufkleber verrät, stammt dieses Rind aus Biohaltung. Zehn Prozent der Tiere, die in Fürth geschlachtet werden, sind "öko". In größeren Betrieben ist der Anteil meist geringer. Das schwerste Vieh, das der Schlachthof Fürth verarbeitet hat, war ein Zuchtbulle mit stolzen 1400 Kilogramm Lebendgewicht.
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Wie der Aufkleber verrät, stammt dieses Rind aus Biohaltung. Zehn Prozent der Tiere, die in Fürth geschlachtet werden, sind "öko". In größeren Betrieben ist der Anteil meist geringer. Das schwerste Vieh, das der Schlachthof Fürth verarbeitet hat, war ein Zuchtbulle mit stolzen 1400 Kilogramm Lebendgewicht. © Isabell Beer

Die Anlieferer können die Hälften schließlich im Versand abholen. "Wir haben sehr viele Direktvermarkter, Landwirte, die in ihrem Hofladen ihre Produkte selbst verkaufen", sagt Ammon über seinen Kundenkreis.
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Die Anlieferer können die Hälften schließlich im Versand abholen. "Wir haben sehr viele Direktvermarkter, Landwirte, die in ihrem Hofladen ihre Produkte selbst verkaufen", sagt Ammon über seinen Kundenkreis. © Isabell Beer

Um sich ein abschließendes Bild der Dimensionen zu machen: Knapp tausend Tiere schlachten die Fleischer in Fürth in der Woche. "Im größten und modernsten Geflügelschlachthof in Norddeutschland schlachten die 27.000 Hühner", Ammon macht eine kurze Pause,"in der Stunde."
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Um sich ein abschließendes Bild der Dimensionen zu machen: Knapp tausend Tiere schlachten die Fleischer in Fürth in der Woche. "Im größten und modernsten Geflügelschlachthof in Norddeutschland schlachten die 27.000 Hühner", Ammon macht eine kurze Pause,"in der Stunde." © Isabell Beer

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