Bröckelnde Geschichte: So wird das Treuchtlinger Schlosstor erhalten

21.10.2020, 06:04 Uhr
Bröckelnde Geschichte: So wird das Treuchtlinger Schlosstor erhalten

© Patrick Shaw

5000 Euro hat die Stiftung für die Instandsetzung locker gemacht, ausgeführt hat sie Roland Buchmann aus Bubenheim. Es sei ihm vor allem darum gegangen, das "reinrassige Rennaissance-Portal" aus dem Jahr 1575 "ohne große Veränderungen zu konservieren", so der Steinmetz. Einige Steine wurden neu verankert, andere durch Vierungen ersetzt, Risse gekittet und der Putz erneuert – aber stets so, dass an den Quadern aus Höttinger Sandstein "die Spuren der Zeit erhalten blieben".

Bröckelnde Geschichte: So wird das Treuchtlinger Schlosstor erhalten

© Patrick Shaw

Gut eine Woche dauerte die Sanierung – die erste seit ziemlich genau 40 Jahren. Die Stadt musste nur das Gerüst stellen, wofür sich Rathauschefin Kristina Becker bei den Stiftungsoberen Roland Baumgärtl und Friedrich Engelhard bedankte. Es sei "toll für Treuchtlingen, so eine ortsansässige Stiftung zu haben".

Bewegte Schlossgeschichte

Der erste Wehrbau an der Stelle des heutigen Stadtschlosses, die sogenannte Untere Veste, entsteht unter dem Herrschergeschlecht der "Wiriche und Ulriche". 1447 kauft Heinrich zu Pappenheim die Burg für seinen Sohn Georg, der dort die Treuchtlinger Linie der Pappenheimer begründet. 1575 lässt Marschall Veit die Anlage im Renaissancestil neu bauen, 1594 wird hier sein Sohn Gottfried Heinrich geboren – der im Dreißigjährigen Krieg als "Schrammhans" bekannte Reitergeneral, den Schiller später mit dem Zitat "Daran erkenn’ ich meine Pappenheimer" berühmt macht.


Der Schrammhans: Edler Ritter oder Schlächter?


1647 endet die Linie der Pappenheim-Treuchtlinger, das Schloss geht ans Fürstentum Ansbach. Der letzte Markgraf verkauft es schließlich 1791 an König Friedrich Wilhelm II. von Preußen, der die Anlage zum Verwaltungsamt macht.

Vom Grafengeschlecht zum Industriebaron

1798 ersteigert der Fabrikant Johann Caspar Aurnhammer das zunehmend verfallende Wasserschloss, um darin seine "Leonische Tressen- und Seidenmanufaktur" zu erweitern. 1842 renoviert er den Nordwestflügel, 1872 den Südflügel und 1885 das restliche Schloss. Ab 1926 verwaltet die Aurnhammer’sche Erbengemeinschaft die Anlage, vermietet ab 1945 Teile als Wohnung und richtet im Wallgraben eine Gärtnerei ein.

1979 kauft die Stadt den Ostflügel, wo 1985 die Touristinformation und das Haus des Gastes einziehen. Auch der Grafensaal im vierten Stock erwacht nach der Freilegung der originalen Holzdecke von 1575 zu neuem Leben. Der Nordflügel geht an die Brauerei Schäff, die diesen im Norden um ein Kurhotel ergänzt. Neben Aurnhammer-Sammlung und Posamentenmuseum ist seit 1999 auch das Naturpark-Informationszentrum im Stadtschloss untergebracht.

Als nächstes Denkmal vor Ort will die Hirschmann-Stiftung nun den steinernen "Fischer" an der Altmühlbrücke restaurieren.

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