Reger Andrang im Impfzentrum Altmühlfranken

Ohne Termin: Menschen standen für Corona-Impfung Schlange

15.7.2021, 05:55 Uhr
Ohne Termin: Menschen standen für Corona-Impfung Schlange

© Foto: Horst Kuhn

Obwohl es in Strömen regnete, hatte sich bis pünktlich um 17 Uhr eine lange Schlange gebildet: Rund 70 Menschen standen in der Spitalfeldstraße für eine Spontanimpfung an. Insgesamt nutzten 140 Personen die Gelegenheit, ohne Termin den Schutz vor dem Coronavirus zu erhalten.

Das Impfzentrum Gunzenhausen hatte vergangene Woche zu der Sonderimpfaktion mit dem Vakzin von Johnson & Johnson aufgerufen. Das hat den großen Vorteil, dass nur eine Dosis notwendig ist, um nach 15 Tagen den vollständigen Impfschutz zu erhalten. Da die Begrenzung auf den Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen kurz vorher aufgehoben worden war, waren auch Menschen aus den Nachbarregionen gekommen, um sich in der Altmühlstadt impfen zu lassen.


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Wie etwa der 23-Jährige Michael L. (Name geändert) aus Mitteleschenbach, der sich zwar auch bei seinem Hausarzt angemeldet hat, jetzt aber nicht mehr länger warten wollte. Aus Pappenheim war Hugo B. (Name geändert) in die Altmühlstadt gekommen. Er hat bereits eine Covid 19-Erkrankung überstanden, die allerdings mehr als sechs Monate zurückliegt. Deshalb griff er jetzt die Gelegenheit beim Schopf, mit dem Impfstoff Johnson & Johnson seine Immuntät unproblematisch aufzufrischen. Für viele andere war ausschlaggebend, dass nur eine Impfung notwendig ist.

Ohne Termin: Menschen standen für Corona-Impfung Schlange

© Foto: Horst Kuhn

Um dem Ansturm gerecht zu werden, war zusätzlich zu den beiden vorhandenen Check-in-Schaltern noch ein weiterer geöffnet worden. Auch ein weiterer Arzt stand bereit.Christoph Schneidewin, als Vorstand des Klinikums Altmühlfranken für das Impfzentrum verantwortlich, wertete die Aktion am Dienstagabend denn auch als Erfolg. Der Erste, berichtete er im Gespräch mit dem Altmühl-Boten, kam bereits um 14 Uhr. Zu Beginn der Aktion war der Andrang nach seinen Worten am größten, aber ab 19.15 Uhr gab es für das Personal nichts mehr zu tun.

Man kann auch später kommen

Mit Blick auf den zweiten Termin am heutigen Donnerstag, ebenfalls zwischen 17 und 20 Uhr, betont Schneidewin deshalb explizit, dass man nicht gleich um 17 Uhr vor der Tür stehen müsse, jeder, der bis 20 Uhr da sei, werde geimpft.

Mit 140 Impfungen in knapp drei Stunden sei das Impfzentrum zwar gestern an seine Kapazitätsgrenze gestoßen, auf den Landkreis hochgerechnet aber sei hier noch viel Luft nach oben. Er ist deshalb gespannt, wie groß der Andrang heute Abend sein wird.

Nachfrage stark gesunken

Ganz prinzipiell jedoch ist die Nachfrage nach Impfterminen deutlich in den Keller gegangen. Dabei bekommt derzeit jeder, der sich im Impfzentrum anmeldet, gleich am nächsten Tag einen Termin. Allerdings sind das derzeit nicht mehr als fünf bis 15 Personen täglich. Dabei könnten in der Einrichtung in der Spitalfeldstraße täglich bis zu 500 Menschen gegen das Coronavirus immunisiert werden.

Für nächste Woche hat Schneidewin, erzählt er am Telefon, 7216 Impfdosen von der Staatsregierung angeboten bekommen. Die aber brauche er gar nicht zu bestellen, da er sie bei weitem nicht an den Mann oder die Frau bringen könne.

Dazu komme noch, dass die Menschen längst nicht mehr jeden Impfstoff nehmen würden. Das Vakzin von Johnson & Johnson sei schon nicht jedermanns Sache, Astrazeneca wird laut Schneidewin im Impfzentrum gar nicht mehr angeboten, die noch vorhandenen Dosen werden demnächst wieder abgeholt.

Mit dem Impfstoff dahin gehen, wo die Menschen sind und ein möglichst einfaches Prozedere anzubieten, das ist sicher ein Weg, um die Impfquoten zu erhöhen. Sonderimpfaktionen seien deshalb auch für Weißenburg und Treuchtlingen angedacht, hier gebe es aber noch einiges abzustimmen. Die Impfung gegen das Coronavirus sei ein "sehr bürokratischer Akt", beispielsweise müssten Vorerkrankungen erfasst werden. Deshalb sei mit zwei Druckern und zwei Laptops ein gewisses Equipment und somit auch ein Stromanschluss notwendig. Zudem brauche es einen geeigneten Ort.

Es gibt genügend Impfstoff

Die um sich greifende Impfmüdigkeit spürt auch Dr. Marc Metzmacher in seiner Praxis. Nur noch fünf bis zehn Erstimpfungen führt der Gunzenhäuser Allgemeinarzt derzeit pro Woche durch. Dabei gebe es genügend Impfstoff und in der Regel bekomme man auch sofort einen Termin.


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Vor allem Eltern schulpflichtiger Kinder sind nach seiner Meinung nun dringend gefordert, sich impfen zu lassen. Denn wenn die Eltern nicht ausreichend vor dem Coronavirus geschützt seien, werde im Herbst kein regulärer Schulbetrieb möglich sein.

Für den Mediziner ist dies auch eine Frage der Ethik. Wer sich hier als Erwachsener – er denkt dabei an Tanten und Onkel gleichermaßen wie an Mütter und Väter – verweigere, "stiehlt sich aus seiner sozialen Verantwortung". Denn die Konsequenz werde sein, dass stattdessen die Kinder geimpft werden müssten. Und für gesunde Kinder gebe es einfach noch keine Impfempfehlung.

Koordinierungsarzt im Landkreis ist Dr. Peter Löw aus Treuchtlingen. Er bestätigt diesen Trend nicht nur für die Praxen in Altmühlfranken, sondern sogar für ganz Bayern. Habe man anfangs einfach nicht genug Vakzine für alle Impfwilligen bekommen, so "suchen wir jetzt Patienten für unseren Impfstoff".

Die Sonderimpfaktion im Impfzentrum Gunzenhausen in der Spitalfeldstraße 7-9 findet heute zwischen 17 und 20 Uhr statt und ist nicht auf Landkreisbürger beschränkt. Impfwillige müssen ein gültiges Ausweisdokument mitbringen und, wenn vorhanden, den Impfausweis.