Klimawandel und Corona: Schweres Jahr für Bayerns Bauern

19.8.2020, 05:24 Uhr
Die Erntebilanz 2020 fällt deutschlandweit gemischt aus. 

© Soeren Stache, ZB Die Erntebilanz 2020 fällt deutschlandweit gemischt aus. 

Die Coronakrise macht den Bauern zu schaffen, ist allerdings bei weitem nicht das einzige Problem in diesem Jahr. Viele Landwirte müssen in Deutschland das dritte Jahr in Folge mit einer mäßigen Ernte leben. Vor allem der Klimawandel und das extreme Wetter setzen den Betrieben zu.

Das spiegelt sich auch in den neuen Zahlen wieder. In seiner Erntebilanz 2020 rechnet der Deutsche Bauernverband (DBV) in diesem Jahr mit einer Getreideernte von 42,4 Millionen Tonnen, knapp fünf Prozent weniger als der Durchschnitt der Jahre 2015 bis 2019.

Der Präsident des DBV, Joachim Rukwied, sieht bei der Bekämpfung der Probleme die Politik verstärkt in der Pflicht. Damit sich die Landwirte besser gegen die Folgen des Klimawandels absichern können, fordert er „dringend eine Stärkung der einzelbetrieblichen Risikovorsorge durch staatlich unterstützte Mehrgefahrenversicherungen und die Einführung einer steuerlichen Gewinnrücklage“.


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Konkret bräuchte es dafür eine Anschubfinanzierung von Bund und Ländern von jährlich 400 bis 500 Millionen Euro für mindestens die ersten drei Jahre, so der DBV-Präsident. Die Versicherung solle freiwillig sein und es den Landwirten ermöglichen, das Risiko etwa extremer Wetterlagen selbst zu reduzieren. Den Aufbau einer solchen Versicherung könne die Landwirtschaft alleine nicht stemmen.

„Was wir als Landwirte feststellen müssen: Der Klimawandel manifestiert sich“, sagte er bei der Vorstellung der Erntebilanz in Berlin. Wo die Hitze und Trockenheit im August die Getreide- und Rapsernte begünstigen, leiden Kulturen wie Mais, Kartoffeln und Zuckerrüben zunehmend unter dem Wassermangel.


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Auch in Bayern zeigt sich ein unterschiedliches Bild. Im Süden seien die Ernten aufgrund höherer Niederschläge weiterhin gut, die Erträge seien flächendeckend sicherer und besser als im Norden, der in den letzten Jahren vermehrt von Trockenheit gekennzeichnet ist. „Wir haben bayernweit insgesamt keine schlechte Ernte, es unterscheidet sich jedoch von den Regionen“, sagt Günther Felßner vom Bayerischen Bauernverband. Vor allem die heißen letzten Wochen machen den Feldern zu schaffen. „In den letzten drei Wochen ist eigentlich alles, was draußen war, vertrocknet“, so Felßner. Die einzelnen, wenn auch kräftigen Niederschläge, seien vielerorts im wahrsten Sinne des Wortes ein Tropfen auf den heißen Stein gewesen.

Die Forderung des Deutschen Bauernverbandes, eine Versicherung gegen Ernteausfälle einzuführen unterstütze das bayerisches Pendant zwar, Felßner jedoch kommt mit einem neuen Vorstoß: einer Risikoausgleichsrücklage. Betrieben soll erlaubt werden, in der Buchführung für einen Ertragsschadensausfall eine Rückstellung zu vermerken. „Das ist kein Steuersparmodell sondern schlicht die Möglichkeit, finanzielle Reserven für schwierige Jahre zurückzustellen“, begründet Felßner die Idee. Sollten die Rücklagen nicht gebraucht werden, sollen sie aufgelöst und an das Finanzamt versteuert werden.

"Das Jahr war nicht zufriedenstellend"

Gestiegene Betriebskosten, höhere Sicherheitsvorkehrungen und Hygienemaßnahmen auf der einen Seite, niedrigere Verkaufspreise für das Obst und Gemüse auf der anderen Seite – auch die Gemüsebauern im Nürnberger Knoblauchsland haben dieses Jahr zu kämpfen. Obwohl die Produktion stark anlief und ausreichend geerntet werden konnte, lagen die Preise unter dem Vorjahresniveau – und das bei steigenden Kosten. „Für die Betriebe war das Jahr nicht zufriedenstellend“, sagt Florian Wolz von Franken Gemüse.


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Nicht nur die Pandemie führte zu vermehrten Probleme, auch der Klimawandel macht sich auch vor den Toren Nürnbergs bemerkbar, wenn auch nicht so extrem wie andernorts: „Generell beobachten wir eine Jahresverschiebung. Ein kälteres Frühjahr bis Ende März und einen milderen Herbst, der mit deutlich weniger Frost belastet ist als in den letzten Jahren“, so Wolz.

Etwas Positives kann er der Saison dennoch abgewinnen: „Die Hofläden waren klarer Profiteur der Krise, da verstärkt regionales Obst und vor allem Gemüse gekauft wurde“, sagt er. Er hofft, dass der Trend auch im kommenden Jahr anhält und die Verbraucher den regionalen Bauern weiterhin die Treue halten.

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